Mit fast 60 Jahren setzt George Clooney noch einmal sein berühmtes Arztlächeln auf. Zwei Wochen vor seinem runden Geburtstag (6. Mai) schwelgte der Hollywood-Star mit Ex-Kollegen wie Noah Wyle und Julianna Margulies in alten Erinnerungen an die Hit-Serie «Emergency Room – Die Notaufnahme».
Als sexy Kinderarzt Dr. Doug Ross in einem fiktiven Chicagoer Krankenhaus war der Oscar-Preisträger in den 90er Jahren in Hollywood durchgestartet.
«Mann, wie schön euch zu sehen», begeisterte sich Clooney Ende April in dem virtuellen Treffen. «Das war damals großes Fernsehen, wir hatten so viel Spaß und wurden über Nacht berühmt», wirft der Star nostalgisch in die Runde. Zu der Hollywood-Reunion, für einen wohltätigen Zweck, war Clooney zu nächtlicher Stunde aus Europa dazugeschaltet. Seine Frau Amal hätte nun zum ersten Mal die alten «ER»-Folgen geschaut. «Eine Katastrophe für unsere Ehe», witzelte Clooney, denn als Frauenverführer Dr. Ross habe er so viele schlimme Sachen angestellt.
Der Ruf als Hollywood-Charmeur hing ihm lange an. Gleich zweimal kürte ihn die US-Zeitschrift «People» zum «Sexiest Man Alive»: 1997, als Clooney noch als «ER»-Arzt verführte, und 2006, mit den ersten grauen Haaren. Oft betonte der ewige Junggeselle, dass er für die Ehe nicht geschaffen sei. Einen Eheversuch, von 1989 bis 1993 mit der Schauspielerin Talia Balsam, hatte er da schon hinter sich. Doch Romanzen gab es viele, vom italienischen Model Elisabetta Canalis bis zur Kollegin Renée Zellweger.
Als er 2013 die aus dem Libanon stammende Menschenrechtsanwältin Amal Alamuddin (43) traf, ging es dann ganz schnell: Verlobung (April 2014), Hochzeit in Venedig (September 2014) und die Zwillinge Ella und Alexander (Juni 2017). Nach der Zwillingsgeburt in London waren die frischgebackenen Eltern zum Scherzen aufgelegt. «Ella, Alexander und Amal sind alle gesund, glücklich, und es geht ihnen gut», ließ das Promi-Paar von einem Sprecher mitteilen. Und der Vater? «George ist betäubt und sollte sich in einigen Tagen wieder erholen.»
Nicht nur Humor, auch politisches Engagement verbindet das Paar. Sie studierte Jura in Oxford und New York, spezialisierte sich auf internationales Recht und Menschenrechte. Er ist neben seiner Filmarbeit als ultraliberaler Aktivist für humanitären und sozialen Einsatz bekannt.
Diese Mission schlägt sich oft auch in den Filmen des Weltstars nieder. Im vorigen Dezember brachte der Streaminganbieter Netflix das neueste Projekt des Multitalents heraus – Clooney ist Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent von dem Weltalldrama und Klimathriller «The Midnight Sky». Er spielt einen Wissenschaftler in der Arktis, der nach einer verheerenden Umweltkatastrophe eine Weltraummission davor bewahren will, zur Erde zurückzukehren.
Eitelkeiten hat der Schauspieler längst abgelegt. Für die düstere Rolle des postapokalyptischen Überlebenden nahm Clooney stark ab und ließ sich einen grauen Vollbart wachsen. Seinen bisher einzigen Schauspiel-Oscar als bester Nebendarsteller gewann Clooney in der Rolle eines CIA-Agenten mit Bart und Bauch: Für den Polit-Thriller «Syriana» (2006) legte er 15 Kilogramm zu und ließ den Haaransatz zurücksetzen.
Als Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Darsteller war Clooney bereits acht Mal für einen Oscar nominiert. Seine zweite Trophäe gewann er 2013 als Mitproduzent des Politdramas «Argo», zusammen mit Ben Affleck und seinem Firmenpartner Grant Heslov. Als Regisseur hat er bereits sieben abendfüllende Spielfilme gedreht, die bei der Kritik gut ankamen, darunter der Vorstadt-Crime-Film «Suburbicon», das Politdrama «Ides of March» oder der Schwarz-Weiß-Film «Good Night, and Good Luck» über die Kommunistenhatz in den 50er-Jahren.
Als Kino-Schauspieler etablierte sich Clooney mit Quentin Tarantinos Kult-Horrorfilm «From Dusk Till Dawn» – als Räuber und Mörder gab er 1996 auf der Leinwand seinen Einstand. Ein Jahr später folgte mit Bruce Wayne in «Batman & Robin» eine Bruchlandung. Als Batman trug er einen Gummianzug mit falschen Brustwarzen. «Es ist ein schrecklicher Film, ich bin fürchterlich darin», erzählte Clooney im Februar im Interview mit dem US-Magazin «W». Doch er habe daraus gelernt und sei bei Rollenangeboten wählerischer geworden.
Clooney suchte sich danach Top-Regisseure aus. «Out of Sight» (1998) war sein erster von insgesamt sechs Filmen mit Steven Soderbergh. Unter der Regie von David O. Russell drehte er die Kriegssatire «Three Kings». Die Coen-Brüder setzten ihn in der Südstaaten-Odyssee «O Brother, Where Art Thou?» (2000) als entflohenen Sträfling ein, Wolfgang Petersen vertraute ihm die Rolle des Schiffskapitäns der Andrea Gail in dem Katastrophenfilm «Der Sturm» an.
Er überzeugte als lässiger Edelganove Danny Ocean in der «Ocean’s»-Trilogie, verführte Catherine Zeta-Jones als Scheidungsanwalt in «Ein (un)möglicher Härtefall». Für Regisseur Alfonso Cuarón hob er in «Gravity» an der Seite von Sandra Bullock als Astronaut ins Weltall ab.
Und wie geht es mit 60 Jahren weiter? Clooney hat ein volles Programm. Mit seiner Firma Smokehouse Pictures will er eine Doku-Serie über einen Missbrauchsskandal an einer US-Universität produzieren. Als Regisseur will er Ben Affleck für die Bestsellerverfilmung «The Tender Bar» vor die Kamera holen. Als Schauspieler plant er eine weitere Zusammenarbeit mit seiner engen Bekannten Julia Roberts. In der romantischen Komödie «Ticket To Paradise» sollen sie als Ex-Eheleute gemeinsam nach Bali reisen, um ihre Tochter daran zu hindern, zu jung zu heiraten.
Langeweile hat Clooney in Pandemie-Zeiten offenbar nicht. Auch keine Zeit für neue Hobbys, wie er dem Magazin «W» mit einem Augenzwinkern versicherte. «Ich sag euch, was mein Hobby ist: zwei oder drei Waschladungen am Tag, den ganzen Tag lang Geschirr, denn diese Kinder sind reine Chaoten», witzelte der Zwillings-Vater.