Cover des Albums «The Love Invention» von Alison Goldfrapp. (Urheber/Quelle/Verbreiter: -/Skint/BMG/dpa)

Im Video zu ihrer Single «Never Stop» zeigt sich Alison Goldfrapp verjüngt. Ein Computereffekt in dem mit künstlicher Intelligenz animierten Clip lässt die 56-Jährige fast schon jugendlich wirken, während sie in einer Fantasiewelt eine Mischung aus Tanzbewegungen und Fitnessübungen praktiziert. Auch musikalisch hat sich Alison Goldfrapp auf ihrem ersten Soloalbum neu erfunden: als bunte Disco-Königin mit einem zeitlosen Dancefloor-Sound.

Als Teil des nach ihr benannten Duos Goldfrapp war die Londonerin im Team mit Will Gregory für musikalische Vielseitigkeit und ständigen Wandel bekannt. Kein Album klang wie das vorherige. Im vergangenen Jahr tourten Goldfrapp zum 20. Jubiläum ihres Kultwerks «Felt Mountain». Nun hat sich Gregory offenbar vorerst zurückgezogen.

Der Soundtrack eines langen Abends auf der Tanzfläche

«The Love Invention» heißt Goldfrapps Debüt als Solistin. Und darauf lebt sie ihre Leidenschaft aus. «Meine musikalischen Einflüsse für dieses Album waren definitiv eine Liebe für Tanzmusik, elektronische Popmusik, Synthpop und Italo Disco», sagt Goldfrapp. «Ich wollte etwas mit einem warmen, euphorischen Gefühl machen, mit einem positiven Gefühl. Und ja, man sollte dazu tanzen können.»

So sind auf «The Love Invention» dominante Synthesizer, fette Bässe, aber auch klassische Housebeats zu hören. Das Album ist wie der Soundtrack eines langen, heißen Abends auf der Tanzfläche – inklusive dessen, was vielleicht noch folgt. Über den elf Tracks liegt eine schwüle, sexuell aufgeladene Atmosphäre, die auch in den Songtiteln erkennbar ist. Wummernden Dancetracks wie «Never Stop», «Fever» und «So Hard, So Hot» folgen ruhigere Nummern. «The Beat Divine» klingt nach Engtanz. «Subterfuge» lässt Ambient und Trip-Hop verschmelzen.

Stichwort Italo Disco: «Gatto Gelato» erinnert an die Musik des ikonischen italienischen Brüderpaars La Bionda. Der «Sound Of The Future», den Elektro-Pionier Giorgio Moroder einst in München am Moog-Synthesizer erfand, prägt Goldfrapps Album und hat fast 50 Jahre nach Donna Summers «I Feel Love» immer noch etwas Futuristisches. «In Electric Blue» folgt dem angesagten New-Retro-Wave-Trend, der eine moderne Interpretation des 80er-Jahre-Synthpops ist.

Sie war an neuen Leuten interessiert

«Der Prozess, dieses Album zu machen, war ganz anders», erzählt Alison Goldfrapp mit Blick auf frühere Werke, die die Londonerin mit ihrem musikalischen Partner Will Gregory als Duo veröffentlichte. «Mit neuen Leuten zusammenzuarbeiten, ist immer interessant und macht Spaß. Und ich mag das wirklich, wenn da eine neue Energie ist, wenn man in einem Raum voller Leute arbeitet.» Darunter waren Richard X, Paul Woolford, Röyksopp und der geheimnisvolle deutsche House-DJ Claptone.

Auf «The Love Intention» gelingt Alison Goldfrapp der Spagat zwischen Retro und Moderne. Aufdringliche, gezielt auf einen eingängigen Refrain geschriebene, potenzielle Single-Hits – wie etwa Goldfrapps «Rocket» von 2010 – sind dabei nicht auszumachen. Das Solodebüt der Sängerin geht zwar sofort in die Beine, klingt aber anfangs noch ein wenig monoton. Erst nach einer Weile nisten sich die Melodien im Kopf ein und es kristallisieren sich subjektive Favoriten heraus.

Wie die Zukunft des Duos Goldfrapp aussieht, ist derzeit unklar. Die Sängerin trennt klar zwischen ihrer Solokarriere und der Band, die ihren Namen trägt. Das geht so weit, dass auf der offiziellen Goldfrapp-Website nicht ein einziger Hinweis auf Alison Goldfrapps Debütalbum zu finden ist. Und auch nicht auf ihre UK-Tournee, die einen Auftritt beim berühmten Glastonbury-Festival beinhaltet.

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