Die Schramme neben dem linken Auge dürfte er gerne in Kauf nehmen: Youtuber Logan Paul (26) kann sich nach dem Showkampf gegen Box-Legende Floyd Mayweather (44) nicht nur über Millionen-Einnahmen freuen, sondern auch ordentlich mit seiner Leistung angeben.
Schließlich wurschtelte sich der Selbstvermarktungskünstler am Sonntag (Ortszeit) im Hard Rock Stadium von Miami gegen den ehemaligen Weltmeister in fünf verschiedenen Gewichtsklassen bis zum letzten Gong der achten Runde. Viele Zuschauer hatten in den gut 30 Minuten einen K.o. des Anfängers erwartet. Weil es den nicht gab, konnten sich beide als Sieger sehen.
«Niemand soll mir jemals wieder sagen, dass etwas unmöglich ist», sagte Paul euphorisiert ins Mikrofon, gab dann aber auch zu: «Ich werde heimfahren und mich fragen, hat er mich überleben lassen? Es war eine Ehre. Das ist das Coolste jemals.»
Verrückte, mitunter auch fragwürdige auf Youtube veröffentlichte Videos haben Paul wie seinen jüngeren Bruder Jake zu einem Social-Media-Star mit Millionen Fans werden lassen – und zu einem auch in den Augen eines sich im Ruhestand befindlichen Ex-Boxers lohnenswerten Gegner. Denn für ein gutes Geschäft ist Mayweather (Beiname: «Money») immer zu haben. «Bevor ich überhaupt ins Stadion gelaufen bin habe ich schon eine Million gemacht. Als ich mich in die Umkleide gesetzt habe, habe ich eine Million gemacht», berichtete Mayweather im Anschluss.
In seiner aktiven Zeit als Profi hat er zwar alle 50 Kämpfe gewonnen und war für manche Experten der beste Boxer der vergangenen Jahrzehnte – so richtig versilbert hat Mayweather seinen Ruf aber mit den Showkämpfen außerhalb der Norm. Dieses Mal sollen es dem Vernehmen nach 50 bis 60 Millionen Dollar sein. Vor dem Auftritt in Florida stand er zuletzt vor knapp vier Jahren mit dem irischen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Conor McGregor im Ring und besiegte diesen nach Boxregeln durch technischen K.o. vorzeitig. «Ich bin zurückgetreten vom Boxen. Aber ich bin nicht zurückgetreten vom Unterhalten und Geldverdienen», sagte Mayweather.
Wie viele Menschen sich für 49,99 Dollar den Pay-Per-View-Zugang gekauft haben, war zunächst nicht bekannt. Nimmt man die Millionen Klickzahlen der Videos im Vorfeld aber als Richtwert und dazu die Live-Ticker bei seriösen Medienhäusern wie ESPN, der «Washington Post» oder der «New York Times», ist klar, dass genug Menschen Interesse hatten am Duell des Großmauls Paul mit Mayweather, der inzwischen Opa ist. «Mein Ziel ist, der größte Entertainer des Planeten zu sein. Und als freiberuflicher Kämpfer große Kämpfe und große Shows aufzuführen, ist ein guter Weg dahin», hatte Paul im Vorfeld des Kampfes bei ESPN gesagt.
Wie sehr beide in ihren Rollen aufgehen, zeigte sich schon beim Einlaufen vor den nach Medienangaben etwa 25 000 Zuschauern im Stadion. Paul wählte einen Song aus dem Musical-Film «The Greatest Showman» mit Zac Efron. Mayweather hatte den Rapper Moneybagg Yo als persönlichen Künstler am Start.
Der Kampf selbst? Ein paar Treffer auf beiden Seiten, Mayweather zumeist abwartend, Paul schon nach drei Runden schwer am Pumpen. Aber er hielt durch, leistete sich eine schwache Verteidigung und hin und wieder ein freches Grinsen. «Sein Ziel war nicht, mich K.o. zu schlagen. Sein Ziel war, zu überleben», sagte Mayweather und kam zu dem Schluss: «Das war ein Sieg für ihn.»