Amanda Seyfried in rotem Tüll auf dem roten Teppich. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Chris Pizzello/Pool AP/dpa)

Als hätten alle auf diesen einen Moment hingefiebert, die Designer, die Stylisten, die Stars sowieso. Auch wenn die Pandemie dazu führte, dass die diesjährige Oscar-Verleihung in einem deutlich kleineren Rahmen stattfinden musste, in der Mode war von Zurückhaltung wenig zu spüren.

Kräftige Farben, teils opulente Formen und außergewöhnliche Kombinationen prägten das Bild – für Frauen, aber auch für Männer. Als Gegenpol: klares Weiß. Vielleicht eine Hommage an das medizinische Personal? Im Vorfeld hatten die Veranstalter noch schriftlich gemahnt, auf Casual-Looks zu verzichten. Zu groß war wohl die Sorge, der Hausanzug wäre inzwischen das neue Abendkleid. Dass einige Stars dann sogar in Gold erschienen, ließ sie selbst wie ein Oscar funkeln.

Hier einige der modischen Tops und Flops der diesjährigen Oscar-Nacht:

– Top: Regina King eröffnete die Zeremonie – und sie tat es mit breiten Schultern. Wer will, darf darin ein gesellschaftliches Statement lesen: Wir (Frauen, nicht-weiß) erobern uns mehr Platz in Hollywood.

– Top: Das ist Glamour pur! Carey Mulligan in einer goldenen Bustierrobe mit weit ausladendem Rockteil von Valentino.

– Flop: 2001 sorgte Björk mit ihrem Schwanenkleid für den wohl größten Mode-Flop der Oscar-Geschichte. Mit diesem Vergleich muss seither jede Frau leben, die in üppige weiße Federn steigt. So wie jetzt Laura Dern. Auch wenn ihre Kombination mit dem schwarzen Stehkragenoberteil deutlich eleganter war.

– Top: Der ganz große Wow-Effekt kommt dieses Mal von Giorgio Armani. Er kleidete Amanda Seyfried mit einer leuchtend roten Tüllrobe mit tiefem V-Ausschnitt ein. Für solche Auftritte haben wir den roten Teppich vermisst.

– Flop: Weil alle nur Augen für die neue Bob-Frisur von Halle Berry hatten, entging ihnen die Stoffwulst auf ihrem Kleid. Was dem Entwurf von Dolce & Gabbana leider die Raffinesse nimmt.

– Top: Die Sängerin Tiara Thomas kam in einem sehr stylischen weißen Hosenanzug. Das ist schon mal ein «Top». Und ein zweites dafür, wie selbstbestimmt sie ihr sehr tiefes Dekolleté präsentiert.

– Flop: Wenn die erste Assoziation «Schwimmflügel» heißt, ist ein Kleid für jede konstruktive Stilkritik verloren. Damit leben muss nun: Angela Bassett.

– Top: Wie dieses in zarten Tönen floral bedruckte Chiffonkleid von Gucci den Babybauch von Oscar-Gewinnerin (Bestes Originaldrehbuch) Emerald Fennell umschmeichelte: einfach nur schön.

– Top: Crocs durchlebten eine erstaunliche Entwicklung, von der potthässlichen Stilsünde zum Trendschuh. Und nun haben es die löchrigen Pantoffeln gar auf den roten Teppich geschafft, in einer goldenen Variante an den Füßen des Musikproduzenten Questlove.

– Flop: Viele werden es als einen mutigen Bruch mit Konventionen feiern. Doch weil weiße Sneaker inzwischen so allgegenwärtig sind, hätte Regisseurin Chloé Zhao bei diesem Anlass doch besser darauf verzichtet. Einen Oscar gewann sie trotzdem.

– Top: Leslie Odom Jr. bekam zwar keinen Oscar, sah aber wenigstens aus wie einer: in seinem doppelreihigen Anzug von Brioni. Aus einem mit echten Goldfäden gewebten Jacquardstoff, wie ihn sonst angeblich nur noch der Vatikan verwendet.

– Flop: Männer und Pink sind immer eine heikle Kombination. Männer komplett in Pink sind eine Zumutung. Auch wenn Versace im Etikett steht. Sorry, Colman Domingo.

– Top: Die gelb-schwarzen Smokings (Dolce & Gabbana) von Travon Free und Martin Desmond Roe hätten eigentlich gute Chancen auf einen Platz im «Flop»-Ranking gehabt. Doch weil im Jackeninnenfutter die Namen durch Polizisten getöteter Menschen eingestickt waren, gibt es dann doch ein «Top».

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