Der «Megxit» wird zur Schlammschlacht – dem britischen Königshaus droht ein offener Bruch im engsten Zirkel.
Auf der einen Seite: Prinz Harry, Enkel von Queen Elizabeth II., und seine Ehefrau Herzogin Meghan. In der anderen Ringecke: Die Königin (94) herself. Vom «Krieg der Familie Wales 2.0» sprechen Kommentatoren in London bereits – in Anlehnung an den öffentlichen Streit mit der gestorbenen Queen-Schwiegertochter Diana, Harrys Mutter und ehemalige «Princess of Wales».
Auslöser ist nun offensichtlich ein Interview von Meghan (39) und Harry (36) mit der US-Starmoderatorin Oprah Winfrey, das in der Nacht zum Montag (MEZ) ausgestrahlt werden soll. Erwartet wird, dass Meghan scharf gegen den Palast schießt – und das Königshaus feuert präventiv zurück. Aber der Reihe nach.
Der innere Friede im Buckingham-Palast ist bereits seit einem Jahr angespannt, als Harry und Meghan sich entschieden, ihren royalen Pflichten zu entsagen und mit Söhnchen Archie, der im Mai zwei wird, in die USA auszuwandern, das Heimatland der ehemaligen Schauspielerin («Suits»). Mittlerweile haben sie zusammen mit der Queen entschieden, nicht ins royale Leben zurückzukehren. Seine militärischen Ehrentitel, die ihm viel bedeuteten, hat Harry zurückgegeben.
Der wichtigste Grund für den «Megxodus»: Er habe seine Familie schützen müssen, sagte der Herzog von Sussex jüngst dem Moderator James Corden. In einem vorab veröffentlichten Clip aus dem Interview mit Winfrey betont Harry: «Meine größte Sorge war, dass sich die Geschichte wiederholen könnte» – eine deutliche Anspielung auf den Tod seiner Mutter Diana, die 1997 von Paparazzi verfolgt bei einem Verkehrsunfall starb.
Um das Interview ist, glaubt man Royals-Experten in London, nun ein heftiger Streit entbrannt. Einerseits wird kritisiert, dass das Paar weiterhin an der Ausstrahlung des Interviews festhält, obwohl Queen-Gatte Prinz Philip (99) seit mehr als zwei Wochen im Krankenhaus liegt. Am Donnerstag teilte der Palast mit, der Herzog von Edinburgh habe einen medizinischen Eingriff am Herzen überstanden. Er bleibe aber zur Erholung und weiteren Behandlung noch einige Tage in der Klinik.
Andererseits muss der Palast fürchten, dass Meghan scharfe Geschütze auffährt. In einem weiteren Vorab-Clip, der in der Nacht zum Donnerstag veröffentlicht wurde, sagt Meghan: «Ich verstehe nicht, wie sie nach all dieser Zeit erwarten können, dass wir noch immer still bleiben, wenn die Firma eine aktive Rolle dabei spielt, Unwahrheiten über uns aufrecht zu erhalten.» Auch Mitglieder selbst sollen das Königshaus gelegentlich als «Firma» bezeichnen. Dass Meghan die Royals ebenso bezeichnet, dürfte jedoch kein Zufall sein.
Ihre Aussage wirkt wie eine direkte Reaktion auf die Ankündigung des Buckingham-Palastes vom Mittwoch, Mobbing-Vorwürfe ehemaliger Angestellter gegen die Herzogin untersuchen zu lassen. Allerdings wurde das Interview bereits früher aufgezeichnet. Ehemalige Mitarbeiter hatten einem Bericht in der «Times» zufolge erzählt, von der Herzogin zu deren Londoner Zeiten gemobbt worden zu sein. Mit seinem Statement gab der Palast dem Thema die größtmögliche Umdrehung, wie der «Guardian» analysierte. Keine Rede mehr davon, dass Harry und Meghan «sehr geliebte Mitglieder der Familie» bleiben sollten, wie noch vor gerade einmal zwei Wochen beteuert.
Das Paar ließ die Anschuldigungen scharf zurückweisen. «Lassen Sie es uns als das bezeichnen, was es ist: eine kalkulierte Schmutzkampagne, die auf irreführenden und schädlichen Fehlinformationen basiert», teilte ihr Sprecher mit. Es sei kein Zufall, dass jahrealte Vorwürfe kurz vor der Ausstrahlung des Interviews an Medien durchgestochen würden.
Die Lage ist verfahren, die öffentlich zur Schau gestellte innige Familienatmosphäre längst verflogen. In einem Jahrzehnt habe sie nie eine solch «offene Feindseligkeit» erlebt, sagte die Royal-Reporterin Victoria Murphy. Dass die Familie den Riss kitten kann, wirkt derzeit unwahrscheinlich. Meghan scheint das durchaus bewusst zu sein. In dem vorab veröffentlichten Clip spricht sie auch von der Gefahr, die Beziehung mit ihrer Offenheit weiter zu belasten: «Wenn das das Risiko mit sich bringt, Dinge zu verlieren, denke ich… viel ist schon verloren gegangen.»
Aus dem Königshaus kam zunächst kein weiterer Kommentar. Dort herrschte demonstrativ «business as usual». Auf ihrem offiziellen Twitter-Kanal würdigte die Royal Family den internationalen Tag des Buches.