Blick in die Vergangenheit: George Michael und Andrew Ridgeley sind Wham! (Urheber/Quelle/Verbreiter: Cr. Courtesy of Netflix © 2023/dpa)

Im Jahr 1981 gründeten die Schulfreunde Andrew John Ridgeley und Georgios Kyriacos Panayiotou alias George Michael im englischen Kaff Bushey nahe London eine Band. Das Duo löste bald darauf einen globalen Hype aus: Wham! waren nur wenige Jahre gemeinsam aktiv, doch ihr Einfluss auf die Popkultur wirkt bis heute nach. Mit etwas Verspätung feiert Ridgeley das 40. Wham!-Jubiläum mit einer neuen Singles-Box und einer Dokumentation, die ab Mittwoch (5. Juli) beim Streamingdienst Netflix zu sehen ist.

Die Doku, einfach nur «Wham!» betitelt, blickt zurück auf die Jahre von 1981 bis 1986, in der das Duo einen Hit nach dem anderen hatte. «Wake Me Up (Before You Go-Go)» und «Careless Whisper» sind genauso unsterblich wie der Weihnachtsklassiker «Last Christmas». Ridgeley hat dafür sein Archiv – beziehungsweise das seiner Mutter – mit unzähligen Fotos und Videoaufnahmen aus der Zeit geöffnet. Aus dem Off sind seine Erinnerungen und ältere Erzählungen des 2016 verstorbenen George Michael zu hören.

«Mir ist bewusst geworden, dass es weiter ein öffentliches Interesse an Wham! gibt», sagt Ridgeley (60) im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. «Und wenn wir in dieser digitalen, weltweit vernetzten Ära auf Tournee wären, wäre das überall auf Instagram, bei Tiktok. Man würde uns backstage sehen.» Vier Jahrzehnte später holt Ridgeley das nun nach. Die Doku enthält viele Szenen, die vielleicht viral gegangen wären, hätte es damals schon soziale Medien gegeben. Inzwischen gibt es übrigens auch einen Wham!-Tiktok-Kanal.

Ein verhaltener Start

Bevor Wham! erste Erfolge verbuchen konnte, war es eine Menge Arbeit. Ihre erste Single «Wham Rap! (Enjoy What You Do)» war 1982 zunächst ein Flop. Ironischerweise singt – oder rappt – George Michael darin über die Vorzüge eines Lebens in Arbeitslosigkeit auf Kosten des Staates. Ridgeley und Michael tingelten durch unzählige Bars und Clubs, wo ihnen das Publikum nicht nur freundlich gesinnt war. Doch all das machte sich bezahlt. 1983, nach dem Durchbruch, wurde das Lied, das Ridgeley heute eher peinlich ist, ein Hit.

In die Tiefe geht die 90-minütige Dokumentation kaum. Man erfährt, dass George Michael seinem Freund und Bandkollegen nach dem Videodreh zu «Club Tropicana» auf Ibiza seine Homosexualität offenbart haben soll. Wie es ihm mit der Vermarktung als Sexsymbol weiblicher Begierde ging, bleibt jedoch offen. Ridgeley räumt seine damalige Unzufriedenheit darüber ein, dass Michael allein das Songwriting übernahm, und Michael sagt, man habe es schnell geklärt. Näher wird darauf aber nicht eingegangen.

Nostalgischer Rückblick

Wham!-Fans und Popkenner erfahren also kaum Neues. Andrew Ridgeley hatte ohnehin etwas anderes im Sinn. «Ich hatte das Gefühl, dass viele junge Leute die Geschichte nicht kennen», sagt er im dpa-Interview. «Die kennen «Wake Me Up (Before You Go-Go)» oder «Club Tropicana», aber nicht die Geschichte von zwei Jungs, die sich in der Schule begegnet sind und dann zu einer der größten Bands der Zeit wurden.»

Als nostalgischer Rückblick ist die Netflix-Dokumentation durchaus gelungen. Mit den vielen privaten Fotos, Amateur-Aufnahmen und Mitschnitten aus TV-Interviews und Sendungen wie «Top Of The Pops» sind die 90 Minuten ein unterhaltsamer Schnelldurchlauf durch ein grandioses Jahrzehnt der Popmusik. «Wham!» richtet den Fokus auf die kurze Ära einer Band, die einst gleichermaßen belächelt wie verehrt wurde, deren Musik jedoch die Zeit überdauert hat.

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