Chris Hemsworth als Dementus in einer Szene des Films «Furiosa: A Mad Max Saga». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jasin Boland/-/dpa)

«Mad Max» ist der beste Beweis dafür, dass Filme keine ausgefeilte Handlung haben müssen, um gut zu sein. In der legendären Filmreihe von George Miller herrschen ein paar Verbrecherbanden in einer postapokalyptischen Wüste.

Aus spektakulären Stunts, toller Ausstattung, Crashszenen und ungewöhnlich turbulenten Kamera-Perspektiven hat Miller ein ikonisches Franchise geschaffen, das ihm für den vierten Film der Reihe 2016 sechs Oscars einbrachte. Mit seinem Kult-Status und einer Star-Besetzung ist der Blockbuster wie gemacht für das Filmfestival Cannes. Dort feierte der fünfte Teil nun Premiere – wie auch schon sein Vorgänger 2015.

Was im neuen «Mad Max» anders ist 

In «Furiosa: A Mad Max Saga» steht erstmals eine Frau ganz im Zentrum. Und das ist nicht die einzige Neuerung. Der Film hat weniger Action als sein Vorgänger – dafür aber mehr Handlung. Das dürfte die einen verärgern und die anderen freuen. In jedem Fall aber ist Miller wieder ein wildes Epos gelungen, das auf der Kinoleinwand mit atemberaubendem Set-Design beeindruckt. 

Anya Taylor-Joy («Das Damengambit») und Chris Hemsworth («Thor») überzeugen in den Hauptrollen. Die beiden Stars brachten am Mittwochabend Hollywood-Glanz nach Cannes. Dutzenden Fans gaben sie an den Absperrungen Autogramme und machten Selfies mit, bevor das Publikum im Festivalpalast den Film zu sehen bekam. 

Pessimisten stellen sich unsere Welt in ein paar Hundert Jahren vielleicht genauso vor wie in «Mad Max». Ein paar Leute leben verstreut in der Wüste, es gibt einen erbitterten Kampf um Ressourcen. Hier lebt Furiosa, verkörpert dieses Mal von Taylor-Joy. Der Film begleitet sie dabei, wie sie als Kind von dem Warlord Dementus (Hemsworth) und seiner Biker-Horde aus ihrer Heimat entführt wird. Nun sinnt sie nach Rache und will außerdem nach Jahren der Gefangenschaft zurück zu ihrer Familie.

Anders als der von Kritik und Publikum gefeierte Vorgänger «Mad Max: Fury Road» mit Tom Hardy umspannt die Geschichte dieses Mal nicht wenige Tage, sondern ungefähr 15 Jahre.

Nach ihrer Entführung fahren Furiosa und Dementus durch die Wüste. Sie stoßen auf den aus dem Vorgängerfilm bekannten Warlord Immortan Joe. Er hat die einzige Wasserquelle im Ödland unter seiner Kontrolle. Während die beiden Tyrannen Dementus und Immortan Joe um die Vorherrschaft in der Region kämpfen, muss Furiosa alle möglichen lebensgefährlichen Herausforderungen meistern, während sie versucht, nach Hause zu fliehen.

So füllen Hemsworth und Taylor-Joy ihre Rollen aus

Hemsworth verkörpert den Bösewicht lustig-flamboyant. «Wir dürfen nicht weich sein – damit wir in der Einöde überleben», mahnt er an einer Stelle. Und metzelt gnadenlos Widersacher ab, zu denen auch Furiosas Mutter gehört. Gleichzeitig trägt er stets einen kleinen Teddybären bei sich. Was es mit dem Kuscheltier auf sich hat, erklärt sich an späterer Stelle im Film. 

Taylor-Joy spricht über lange Strecken des Films aus bestimmten Gründen nicht und muss deswegen viel alleine über ihren Blick transportieren – was ihr gut gelingt.

Imposante Wüsten-Bilder und analoge Stunts

Ein Film wie «Furiosa» erinnert einen daran, warum man gerne ins Kino geht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten imposante Weitwinkel-Bilder einer Wüstenlandschaft. Mit viel aufgewirbeltem Sand und phänomenalem Licht, das das Ödland in Orange, Beige, ausgeblichenes Rosa oder dunstig-blaue Farben taucht.

Zwar hat der Film in seiner fünften Fortsetzung etwas mehr Handlung und spannendere Charaktere. Brachiale Action mit fantasievoll gestalteten Fahrzeugen gibt es aber auch weiterhin. Man merkt, wie viel Mühe und Handwerk das Team in die Stunts gesteckt hat. 

Der erste «Mad Max»-Film mit Mel Gibson in der Hauptrolle kam 1979 heraus. Miller ist seitdem bekannt als Regisseur, der stets so viel Action wie möglich analog produziert. Der Filmproduzent Doug Mitchell erzählte im Magazin «Total Film» kürzlich, dass das Team für eine spezielle 15-minütige Sequenz im neuen Film 78 Tage gebraucht habe, wobei fast 200 Stuntleute täglich daran gearbeitet hätten.

Miller erzählte bei den Filmfestspielen, er habe sich anfangs nicht träumen lassen, überhaupt zwei der «Mad Max»-Filme zu machen. Die Reihe hat insgesamt mehrere Hundert Millionen Euro eingespielt (bei inzwischen allerdings auch sehr hohen Produktionskosten). Miller ist es dabei gelungen, seit 1979 ein qualitatives Niveau zu halten. In Cannes verriet er, ob Fans sich Hoffnungen auf eine Fortsetzung machen dürfen. «Nun, da schlummern sicherlich noch weitere Geschichten», sagte er. «Aber ich werde auf jeden Fall abwarten, wie dieser abschneidet, bevor wir überhaupt darüber nachdenken.»

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