«Queen befiehlt Scheidung» titelte das britische Boulevardblatt «The Sun». Einige Monate später, am 28. August 1996, war es amtlich: Thronfolger Prinz Charles und Prinzessin Diana – das einstige Traumpaar der Royals in Großbritannien – waren geschieden.
Eine Überraschung war das nicht. Die Idylle von der königlichen Vorzeigefamilie mit den beiden Söhnen William und Harry war schon viel früher zerbrochen. Das Paar lebte damals bereits seit mehr als vier Jahren in Trennung. Charles hatte öffentlich zugegeben, seine Frau betrogen zu haben, nachdem die Ehe «unwiederbringlich zerrüttet» war. Die Briten hatten sich längst damit abgefunden.
Das fatale BBC-Interview
Ausschlag für den endgültigen Schritt war aber, dass sich Diana in einem Aufsehen erregenden BBC-Interview den Frust von der Seele redete. Das im Fernsehen zur besten Sendezeit ausgestrahlte Exklusiv-Gespräch lockte im November 1995 rund 23 Millionen Menschen in Großbritannien vor die Bildschirme.
Diana beschrieb darin, wie sie sich in der medialen Dauerbeobachtung zuerst vom Königshaus alleine gelassen und dann nach der Trennung regelrecht sabotiert und gezielt in ihrem Ruf beschädigt fühlte – auch aus Neid auf ihre große Beliebtheit, wie sie fand. Sie äußerte zudem Zweifel an Charles‘ Fähigkeiten, eines Tages die Nachfolge seiner Mutter auf dem Thron antreten zu können.
«Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng», sagte sie in die Kamera. Sie bezog sich damit auf die Affäre ihres Mannes mit Camilla Parker-Bowles – ein unerhörter Tabubruch und zu viel für die Royals: Kurz darauf erhielt sie einen handgeschriebenen Brief von Queen Elizabeth II., in dem sie zur «baldigen Scheidung» aufgefordert wurde. Das Tischtuch war zerschnitten.
Es wurde manipuliert
Mehr als 25 Jahre später stellte eine Untersuchung fest, dass Diana bei dem Interview ein Opfer von Manipulation geworden war. BBC-Reporter Martin Bashir hatte dem Bruder Dianas, Charles Spencer, gefälschte Kontoauszüge vorgelegt, die beweisen sollten, dass Diana von Menschen in ihrem Umfeld bespitzelt wird. Die Prinzessin, die als paranoid galt und überall Nebenbuhlerinnen und Verschwörungen gegen sich vermutete, fühlte sich dadurch bestätigt – und packte aus.
Das Interview habe einen «wesentlichen Beitrag» geleistet, dass sich die Beziehung seiner Eltern verschlechtert habe, sagte William nach der Veröffentlichung des Berichts im Mai dieses Jahres in einer Videobotschaft. «Es ist meine Ansicht, dass die betrügerische Weise, in der das Interview zustande kam, substanziell beeinflusst hat, was meine Mutter sagte», so der 38-Jährige weiter. Das Verhalten des Reporters habe erheblich zu ihrer Angst, Paranoia und Isolierung beigetragen. Als besonders schmerzhaft empfinde er, dass seine Mutter die Wahrheit nicht mehr erfahren habe. Eine erste interne Untersuchung zum Zustandekommen des Interviews hatte den Reporter noch von bereits damals kursierenden Vorwürfen entlastet.
Berichten zufolge erhielt Diana im Zuge der Scheidung 17 Millionen Pfund als Einmalzahlung und mehrere Hunderttausend Pfund jährlich, um ihre wohltätigen Aktivitäten aufrechtzuerhalten. Doch es soll sie hart getroffen haben, dass sie den Titel «Königliche Hoheit» verlor. Berichten zufolge hörte ein Butler, wie William versuchte, seine Mutter zu trösten. «Keine Angst, Mami, ich gebe ihn dir zurück, wenn ich einmal König bin», sagte der damals 14-Jährige demnach.
Tragischer Unfalltod
Doch dieses Versprechen wird William, der wie damals noch immer Zweiter in der Thronfolge ist, niemals einlösen können. Seine Mutter, die als «Königin der Herzen» in Erinnerung bleiben wollte, starb nur ein Jahr später. Sie war mit ihrem Freund Dodi Al-Fayed auf der Flucht vor Paparazzi, als der Wagen der beiden in einem Pariser Tunnel zerschellte.
Ob die Beziehung mit Charles noch einmal hätte gerettet werden können, wäre das Interview nicht zustande gekommen? Das scheint zweifelhaft. Immerhin war das Paar schon damals schwer zerstritten. Tatsächlich soll sich das Verhältnis nach der Scheidung sogar etwas entspannt haben.
Doch Dianas Bruder Charles Spencer glaubt, dass seine Schwester noch leben könnte, hätte sie damals nicht durch die Lügen des Reporters das Vertrauen in ihr gesamtes Umfeld verloren. Als sie starb, sei sie «ohne irgendeine Form von Schutz gewesen», so Spencer in einem Gespräch mit der BBC.