Der deutsche Oscar-Anwärter Michael Keller arbeitet seit vielen Jahren für das Filmstudio Warner Bros. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Barbara Munker/dpa)

Vier Brüder – Harry, Albert, Sam und Jack – mit dem berühmten Nachnamen Warner sind aus Hollywood nicht wegzudenken. Vor 100 Jahren, am 4. April 1923, gründeten sie das Filmstudio Warner Bros., das zusammen mit Paramount oder Metro-Goldwyn-Meyer zu den Pionieren der aufstrebenden Traumfabrik zählte.

Aus dem Studio der Warner-Brüder gingen Filmklassiker wie «Casablanca» (1942), «Jenseits von Eden» (1955), «Der Exorzist» (1973), «Superman» (1978) oder «Batman» (1989) und Blockbuster-Reihen wie «Dirty Harry», «Lethal Weapon», «Matrix» und das Milliarden-Franchise «Harry Potter» hervor.

Der gebürtige Münchner Michael Keller (52), der seit über 30 Jahren als Mischtonmeister in Kalifornien arbeitet, ist mit Warner Bros. eng verbunden. «Ich bin ja auch hier Einwanderer», erzählt Keller im dpa-Interview mit Blick auf die vier Warner-Brüder, deren Eltern aus dem heutigen Polen in die USA eingewandert waren. «Ich bin schon ewig bei Warner», sagt Keller mit einem Augenzwinkern. An zig Filmen, angefangen bei «Green Lantern» (2011) über «Suicide Squad» bis zu «Elvis», mischte er bereits mit. Seine Arbeit als Sound-Mixer bei dem Biopic «Elvis» brachte Keller in diesem Jahr die erste Oscar-Nominierung in der Sparte  «Bester Ton» ein.

«The Jazz Singer» ist ein Meilenstein

Als Wegbereiter des Tonfilms schrieb Warner Bros. Hollywood-Geschichte. Um 1925, mitten in der Stummfilm-Ära, wurden Sam und Harry Warner auf die neue, bahnbrechende Ton-Technologie aufmerksam. «Die haben sich da langsam rangeschlichen und es ‚Talking Pictures‘ genannt und so ging es dann mit Filmsound los», so Keller. Mit «The Jazz Singer» brachte das Studio 1927 Hollywoods ersten abendfüllenden Tonfilm heraus – und revolutionierte damit das Kino.

In der «Goldenen Ära» Hollywoods nahm Warner Bros. Stars wie Bette Davis, James Cagney, Humphrey Bogart oder Errol Flynn unter Vertrag. James Dean drehte Teile seiner drei großen Filme («Jenseits von Eden», «… denn sie wissen nicht, was sie tun», «Giganten») in den legendären Warner Studios im kalifornischen Burbank.

Clint Eastwood («Dirty Harry», «Erbarmungslos», «Million Dollar Baby») ist Stammkunde. Auch der im vergangenen Jahr gestorbene deutsche Regisseur Wolfgang Petersen («Das Boot», «Der Sturm») drehte dort 2005 in fünf Filmhallen, darunter in einem riesigen Wasserbecken, den Katastrophenfilm «Poseidon».

Studios wie ein Flugzeughangar

Keller schwärmt von seinem ersten Studiobesuch bei Warner Bros. in der legendären Halle 16, «die so riesig wirkt wie ein Flugzeughangar». Noch immer begeistert er sich für die aufwendigen Sets auf dem Studiogelände. «Da grinse ich genauso wie vor 30 Jahren, weil es so unglaublich cool ist, was die dort aufbauen.»

Für Keller, der bei der Firma ARRI in München sein Handwerk lernte, hat Hollywood technisch deutlich mehr zu bieten. Im Vergleich zu ein oder zwei Mischstudios bei deutschen Firmen habe die Soundabteilung bei Warner Bros. 29 Mischstudios, sagt der Audioexperte. Gerade wenn sie unter Zeitdruck an großen Filmen arbeiten würden, seien die Kapazitäten an Leuten und Technik enorm wichtig. 

Seine letzten beiden Warner-Projekte, das Biopic «Elvis» und der neue Superheldenstreifen «Flash», beschreibt Keller als «wahnsinnig komplizierte» Filme mit vielen Tonspuren und Effekten, an denen Dutzende Soundexperten mitwirkten. Sichtlich gerührt erinnert sich der 52-Jährige an eine emotionale Szene in «Elvis», in der sie den Ton komplett wegnahmen und nur Musik einspielten. Allein das Soundteam würde in der Postproduktion monatelang am Ton basteln. 

Superheldenfilm «Flash» zum 100. Geburtstag

Das Sounddesign von «Flash» hätten sie nach 15 Monaten gerade abgeschlossen, erzählt Keller. Der Superheldenstreifen mit Ezra Miller als blitzschneller Metamensch soll im Juni in die Kinos kommen. Ein guter Film für das 100. Jubiläumsjahr, meint der Wahl-Kalifornier. «Flash» sei die perfekte Mischung aus Action, Emotionen, einer Mutter-Sohn-Geschichte und dazu «superlustig».

Warner Bros. hat in diesem Jahr noch weitere Big-Budget-Filme auf dem Programm, darunter «Barbie», «Dune: Teil 2» und «Aquaman and the Lost Kingdom». Zur Feier des 100. Jubiläums sind 2023 viele Events geplant, darunter Klassiker-Screenings, Streamingangebote von Hitfilmen und Ausstellungen.

David Thomson, Warner Bros., The Making of an American Film Studio, Yale University Press, 2017, 220 S., ISBN: 978-0-300-24455-7

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