Auffällig viele junge Menschen waren in der vergangenen Woche nach Leipzig gekommen, um Teil des diesjährigen Internationalen Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm (Dok) zu sein. «Wir haben es geschafft, eine neue Zuschauerschicht zu erreichen», sagte Dok-Chef Christoph Terhechte bei der Verleihung der Festivalpreise am Samstagabend in Leipzig. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie seien zwar längst nicht alle Besucherinnen und Besucher in die Kinos zurückgekehrt, dennoch sei es überwältigend gewesen, wieder in vollen Sälen zu sitzen.
Während der Festivalwoche waren insgesamt 255 von einer Jury ausgewählten Filme internationaler Filmemacherinnen und Filmemachern zu sehen. 74 Filme traten in unterschiedlichen Wettbewerben um die silbernen und goldenen Tauben, die Hauptpreise des Festivals, gegeneinander an.
Den Hauptpreis des internationalen Filmfestivals erhielt der Kolumbianer Theo Montoya. Für seinen Film «Anhell69» wurde er mit der mit 10.000 Euro dotierten goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm geehrt. Erstmals zeichneten die Veranstalter in diesem Jahr gemeinsam mit der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien auch einen Nachwuchsregisseur für den besten Dokumentar- oder Animationsfilm im Internationalen Wettbewerb Kurzfilm mit einer silbernen Taube aus.
Leipzig wird international
Mit dem neuen Format «Panorama» wollten die Veranstalter den Schwerpunkt des Festivals auf Mittel- und Osteuropa in diesem Jahr weiter stärken. «Wir sind zunächst ein Leipziger, ein ostdeutsches, ein deutsches Festival – anschließend kommt zunächst Mittel- und Osteuropa und dann die ganze Welt», sagte Terhechte. Viele Besucherinnen und Besucher schätzten den Blick des Festivals in osteuropäische Länder wie Slowenien, Polen und die Tschechische Republik.
So waren auf der Dok unter anderem die Filme «Infinity According to Florian» von Oleksiy Radynski und «Mountains and Heaven in Between» von Dmytro Hreshko zu sehen. Beide sollten in diesem Jahr bereits auf dem ukrainischen Dokumentarfilmfestivals DocuDays UA gezeigt werden, das nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine jedoch nicht stattfinden konnte.
Auch russischen Künstlerinnen und Künstlern bot das Dok-Festival eine Bühne. So wurde beispielsweise die Arbeit «Dragzina» von Nikita Shokhov und Masha Vorslav als Teil einer Ausstellung im Leipziger Museum für bildende Künste gezeigt. Darin wird thematisiert, wie die russische LGBTQI-Szene – also Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans- oder intersexuell bezeichnen – auf ein zunehmend feindliches Klima innerhalb der Gesellschaft trifft.
So geht es weiter
Im kommenden Jahr soll die Dok zwischen dem 8. und 15. Oktober zum 66. Mal stattfinden. «Und es soll noch größer werden als in diesem Jahr», kündigte Terhechte an. Das heiße jedoch nicht, dass mehr Filme gezeigt werden sollen: «Im Gegenteil: Wir wollen bei den Filmen eher reduzieren. Es ist aber noch Luft nach oben was die Besucher angeht.» Geplant sei, unter anderem mehr Spielorte im Programm aufzunehmen, um mehr Möglichkeiten für eine Teilnahme am Festival zu schaffen, sagte Terhechte. «Ich würde sagen, da geht noch was.»