Mit seiner tiefen Stimme und zugewandten Art wurde er einem Millionenpublikum bekannt: Fast 19 Jahre lang moderierte er die beliebte ARD-Sendereihe «Kein schöner Land» und brachte damit Europas schönste Landschaften mit ihren traditionellen Liedern in viele Wohnzimmer. Am Dienstag starb der Opernsänger und Volksliedinterpret Günter Wewel. Er wurde 88 Jahre alt.
Wewel stammt aus Arnsberg im Sauerland – und blieb seiner Heimat bis zu seinem Tod treu. Er sei friedlich eingeschlafen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus seinem familiären Umfeld. Über seinen Tod hatten zuvor «Westfalenpost» und «Westfälische Rundschau» berichtet.
Ernennung zum Kammersänger
Nach einer Ausbildung bei der Bundesbahn studierte Wewel Operngesang in Dortmund, wurde anschließend für Jahrzehnte festes Ensemble-Mitglied der dortigen Oper. Mit seinem «basso profundo» feierte er Erfolge an zahlreichen deutschen und europäischen Häusern. Rund 80 Rollen gehörten zu seinem Repertoire. Auch als Interpret von Volksliedern und Balladen machte er sich einen Namen.
Meilenstein in seiner musikalischen Karriere war 1989 die Ernennung zum Kammersänger. Den Ehrentitel trug Wewel fortan mit Stolz. Er zierte stets seine Briefköpfe und Visitenkarten, war sogar in seinem Telefonbucheintrag zu lesen.
Moderator von «Kein schöner Land»
Prominent wurde Wewel jedoch durch seine zahllosen Fernsehauftritte. Spätestens als Moderator der von 1989 bis 2007 vom Saarländischen Rundfunk produzierten Sendereihe «Kein schöner Land» wurde er zum Liebling des volksmusikbegeisterten Publikums. In mehr als 150 Folgen trat er als eine Art Reiseführer durch die schönsten europäischen Landschaften auf. Er stellte Brauchtümer vor, Musiktraditionen und prominente Köpfe der Region.
Die erste Volksmusiksendung, die an Originalschauplätzen statt in Styropor-Kulissen im Studio entstand, wurde zu einem der erfolgreichsten Formate dieser Sparte überhaupt – mit Wewel als «Kapitän», wie der Saarländische Rundfunk es nannte.
«Die Zuschauer liebten diesen glaubwürdigen, niemals oberlehrerhaft auftretenden Mann, der ihnen kompetent über Musik berichten konnte und der gleichzeitig voller Wissensdurst mehr über Land, Leute und Kultur erfahren wollte», sagte «Kein Schöner Land»-Regisseur Arno Jos Graf der Deutschen Presse-Agentur vor Wewels 85. Geburtstag. Die Macher hatten nach einem noch unverbrauchten Gesicht gesucht, «sympathisch, vertrauensvoll, nicht abgehoben», erinnerte sich Graf. Günter Wewel entpuppte sich als die perfekte Besetzung.
«Fleiß, Fleiß und nochmals Fleiß»
Was Wewel vor der Kamera verkörperte, lebte er auch: «Er war immer unheimlich zuverlässig, perfekt vorbereitet und sehr ernsthaft bei der Sache», sagte Graf. «Es war ein irres Arbeiten. Fleiß, Fleiß und nochmals Fleiß», erinnerte sich Wewel selbst. Stolz betonte er immer wieder, dass er zeitlebens weder Souffleur noch Teleprompter gebraucht habe. Disziplin sowie Streben nach Niveau und Qualität gehörten zu seinen beruflichen Tugenden.
Seit dem Ende von «Kein schöner Land» war es zunehmend still um den Kammersänger geworden. Das Gefühl, im schnelllebigen Fernsehgeschäft auf dem Abstellgleis gelandet zu sein, hatte ihn zuletzt ein wenig verbittert auf seine Branche blicken lassen. Dem aktuellen Unterhaltungsfernsehen konnte er nicht mehr viel abgewinnen.
Der schwerste Schlag kam 2014 mit dem Tod seiner Frau Gisela. «Ich war 60 Jahre lang jeden Tag glücklich mit meiner Frau. Wir haben eine Bilderbuchehe geführt», sagte er vor seinem 85. Geburtstag der dpa. So sehr ihn der Verlust auch plagte, war er froh, nicht allein bleiben zu müssen: Eine alte Freundin aus Jugendtagen, die Arnsbergerin Ursula Gunkel, wurde seine neue Lebensgefährtin und ihm eine wichtige Stütze. «Wir machen es uns schön in dem bisschen Zeit, was uns noch bleibt», sagte die damals 81-Jährige kurz vor dem 85. Geburtstag ihres Partners. Ausgedehnte Urlaube auf Gran Canaria und Norderney oder Ausfahrten durch sein geliebtes Sauerland mit dem noblen Mercedes Wewels gehörten lange dazu.
«Ich habe so viele Prominente getroffen, wie kaum ein anderer», sagte er stolz und wehmütig zugleich, als er kurz vor seinem 85. Geburtstag durch sein mit Erinnerungen an goldene Zeiten gefülltes Haus führte. Auf zahllosen Fotos abgebildete Weggefährten wie Willy Millowitsch, Rudi Carrel und Karl Moik waren da längst begraben. Nun folgt Günter Wewel ihnen.