Wenn es wirklich wichtig ist, dann gehen Stars, Sportler und Politiker in den USA auf das TV-Sofa von Oprah Winfrey: Ob Prinz Harry und Herzogin Meghan, nachdem sie Großbritannien verlassen hatten, Barack Obama auf dem Weg ins Weiße Haus oder Rad-Profi Lance Armstrong, nachdem Doping-Vorwürfe gegen ihn laut geworden waren. Mit ihrer einfühlsamen, sanften und geduldigen Art bringt Winfrey sie dazu, sich auch zu unangenehmen Themen ausführlich und offen zu äußern – und lockt damit Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Die Moderatorin, die am Montag (29. Januar) 70 Jahre alt wird, ist fast wie eine Art Übermutter der Nation.
Nur selbst Präsidentin werden will sie nicht, das hat Winfrey immer wieder klargestellt – auch wenn sich das viele ihrer Fans sehnsüchtig wünschen. Ihre Favoriten – wie beispielsweise Obama oder die Demokratin Stacey Abrams – hat Winfrey in den vergangenen Jahren stets tatkräftig unterstützt, aber eine eigene Kandidatur immer ausgeschlossen.
Winfrey, die auch als Schauspielerin und Produzentin arbeitet und mit OWN (Oprah Winfrey Network) ihren eigenen Fernsehkanal hat, zählt zu den einflussreichsten Frauen in den USA und darüber hinaus. 2,8 Milliarden Dollar (etwa 2,6 Milliarden Euro) schreibt ihr das «Forbes»-Magazin als Vermögen zu. Zu ihrem Freundesnetzwerk gehören Dutzende einflussreiche und berühmte Menschen.
Armut und Gewalt
Geboren wurde Winfrey als Tochter einer minderjährigen Mutter 1954 im US-Bundesstaat Mississippi, wuchs in Armut auf, wurde nach eigenen Angaben mit neun vergewaltigt, war mit 14 schwanger und verlor ihren Sohn bald nach der Geburt. Aber Winfrey gab nicht auf, zog nach Tennessee und bekam schon in der High School einen Job beim Radio. Nach der Schule wurde sie Nachrichtensprecherin bei einem lokalen TV-Sender.
Winfreys Stärke aber waren von Anfang an einfühlsame Interviews, weswegen sie von dem Job als Nachrichtensprecherin in ein Talk-Studio versetzt wurde. Später bekam sie ihre eigene «Oprah Winfrey Show», die zur erfolgreichsten Talkshow in der Geschichte des US-Fernsehens werden sollte. Beim Ende der Sendung 2011 nach 25 Jahren als Gastgeberin trauerten ihr unzählige Fans nach. Eine Art Stimme des amerikanischen Gewissens blieb sie aber auch danach.
Vor allem für schwarze Menschen in den USA ist Winfrey eine tragende Stimme. Sie selbst sieht ihren Erfolg als «Wiedergutmachung» für all diejenigen, die im langen Kampf für Gleichberechtigung in USA mehr leiden mussten als sie. Zuletzt enthüllte die National Portrait Gallery in Washington ein Porträt von Winfrey in lilafarbener Robe, das Künstler Shawn Michael Warren gemalt hat. «Ich stehe hier kurz vor meinem 70. Geburtstag und habe ein Porträt von mir in der National Portrait Gallery, gemeinsam mit all den Großen: Harriet Tubman, Frederick Douglass, Abraham Lincoln, Ida B. Wells, Michelle und Barack Obama, Lean Horne, John F. Kennedy, Oprah Winfrey.»
Was wichtig ist
Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Winfrey, die seit langem mit dem Autor Stedman Graham zusammen ist, hat inzwischen das Privileg, sich nur noch um die Dinge kümmern zu können, die ihr wirklich wichtig sind. So produzierte sie gerade eine Neuauflage des Films «Die Farbe Lila», für dessen Vorläufer sie 1986 schon eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin eingeheimst hat.
Auf den roten Teppichen sorgte Winfrey deutlich schlanker geworden für Schlagzeilen. «Es ist nicht die eine Sache, es ist alles», antwortete sie auf Fragen nach ihrem Abnehm-Rezept. «Ich will das so halten.»