Horst Pillau ist im Alter von 88 Jahren gestorben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Maurizio Gambarini/dpa)

Rund 40 Theaterstücke, 180 Folgen für Fernsehserien, Romane und Erzählungen: Als «Vielschreiber» sah sich Horst Pillau nicht.

Dass das Schreiben aber sein Leben ausmachte, konnte er auch nicht bestreiten. «Solange ich lebe, schreibe ich», sagte er einmal. Der Berliner Autor, aus dessen Feder Riesenerfolge wie «Der Kaiser vom Alexanderplatz» und «Das Fenster zum Flur» stammen, ist tot. Pillau starb am Montagabend im Alter von 88 Jahren in Berlin, wie sein Sohn Ulrich der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch bestätigte. Davor hatten die Zeitungen «B.Z.» und «Der Tagesspiegel» berichtet.

Noch bis ins hohe Alter saß Pillau «an sechs von sieben Tagen» morgens ab halb zehn Uhr am Schreibtisch. Wenn er mal einen Tag nicht arbeitete – zum Beispiel, wenn er Besuch hatte, beschlich ihn das schlechte Gewissen, wie er der dpa anlässlich seines 85. Geburtstags erzählte. Ein Diktiergerät hatte er immer dabei, dort sprach er seine Einfälle hinein. «Ich habe noch so viele Pläne, dass ich weiterschreiben werde, solange es geht.»

Neben dem Schreiben hatte Pillau mindestens zwei weitere Leidenschaften. Mehr als ein halbes Jahrhundert war er Privatpilot und sammelte rund 2000 Flugstunden. Dann gab er wegen eines Knieleidens die Fliegerei auf – und hatte mehr Zeit für sein anderes Hobby: das Briefeschreiben.

Auch per Mail kommunizierte Pillau. «Aber natürlich ist eine Mail nie so liebevoll, langsam und sprachlich halbwegs perfekt wie ein Brief.» Allerdings fiel die Reaktion der mit Post bedachten Menschen nicht immer so aus, wie es sich Pillau wünschte. «Man schreibt Briefe und Briefe – und die anderen rufen einfach zurück und machen es sich bequem.»

Der in Wien geborene und in Berlin aufgewachsene Pillau hat Boulevardtheater-Geschichte geschrieben. Nach dem Abitur in Berlin 1950 studierte er Publizistik und Germanistik an der Freien Universität Berlin und in Innsbruck. Daneben hospitierte er beim Rundfunk und schrieb Texte für den Kinderfunk und das Kabarett.

Die ersten Hörspiele entstanden noch während seiner Ausbildung. 1959 schuf er zusammen mit Curth Flatow seinen ersten Bühnenerfolg: Das Stück «Das Fenster zum Flur», das mit Rudolf Platte und Inge Meysel auch im Fernsehen erfolgreich war. Meysel begründete darin als resolute Portiersfrau ihren späteren Ruf als «Mutter der Nation».

Es folgten weitere erfolgreiche Boulevardtheater-Arbeiten von «Der Kaiser vom Alexanderplatz» bis «Kohlenpaul» und «Zille» mit Walter Plathe im Berliner Theater am Kurfürstendamm. Ein gutes Boulevardtheaterstück müsse die richtige Balance zwischen Tragik und Komik finden, beschrieb Pillau sein Erfolgsgeheimnis.

Zusammen mit Hans Rosenthal, mit dem er eng befreundet war, schrieb Pillau auch viele Folgen für die kabarettistische Sendung «Die Rückblende» des West-Berliner Senders RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor). Für Rosenthals TV-Show «Dalli Dalli» steuerte der Autor Theaterszenen und Sketche bei.

Zu seinen zahlreichen TV-Arbeiten gehörten Fernsehspiele und Serien wie die Hotel-Story «Unter einem Dach» mit Harald Juhnke und Walter Bluhm, «Es muss nicht immer Kaviar sein» mit Siegfried Rauch, «Spätsommer» mit Martin Held, «Geisterbehörde» mit Erik Ode, «Ein Mann macht klar Schiff» mit Hans-Joachim Kulenkampff und «Die Wilsheimer» mit Hansjörg Felmy und Iris Berben.

«Eine Serie ist harte Knochenarbeit. Da muss man pro Tag bis zu 30 Drehbuch-Seiten schreiben», so Pillau. Nebenher veröffentlichte er noch ein knappes Dutzend Bücher- unter anderem «Airborne. Mein Leben im Flug» mit Erzählungen rund um die Fliegerei.

Mit seiner Frau Susanne wohnte er im Berliner Hochparterre. Wenn er aus dem Fenster sehe, schnappe er oft einen Halbsatz auf, der einen ganzen Roman ergeben konnte.

Als Student habe er oft Bergtouren mit seinem Onkel unternommen – und bei schlechtem Wetter schaute dieser dann in die Ferne und sagte optimistisch: «Es wird schon heller!» «Das gilt eigentlich für die meisten Ereignisse des Lebens.»

Seit 1950 schrieb Pillau jeden Tag seine Erlebnisse in ein Tagebuch. Die Arbeit, die drei Kinder und vier Enkelkinder hielten ihn fit. «Wenn ich dran bin mit dem Sterben, dann möchte ich das möglichst gelassen nehmen.»

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