Opernintendant Klaus Zehelein (83) ist beim Deutschen Theaterpreis «Der Faust 2023» für sein Lebenswerk geehrt worden. «Sie haben sich unglaublich mutig für ein grundlegend neues Verständnis von Musiktheater, ja für seine Revolutionierung eingesetzt», sagte der russische Regisseur Kirill Serebrennikow in seiner Laudatio am Samstagabend im Hamburger Thalia Theater.
Der Deutsche Theaterpreis ehrt herausragende künstlerische Leistungen, die die Vielfalt der Theaterlandschaft in Deutschland widerspiegeln.
Zehelein (83) war von 1991 bis 2006 Opernintendant an der Staatsoper Stuttgart. Danach leitete er als Präsident die Bayerische Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater München. Er war auch Dozent an der Universität Oldenburg und arbeitete neben anderen Stationen als Chefdramaturg und Operndirektor an der Oper seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main. Von 2003 bis 2015 amtierte Zehelein als Präsident des Deutschen Bühnenvereins.
Brosda: Eine andere Welt ist möglich
Dessen Präsident und Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagte anlässlich der Preisverleihung: «Es sind gerade die Bühnen, die uns jeden Tag zeigen, dass eine andere Welt möglich ist. Wir brauchen dieses Spiel mit der Wirklichkeit, die Inspiration und manchmal auch Irritation – gerade jetzt, da die Welt auf verschiedene Art und Weise aus den Fugen zu geraten scheint.»
Der Theaterpreis wurde auch in zwölf weiteren Kategorien vergeben: Ligia Lewis erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Darsteller:in Tanz für «A Plot/A Scandal» (Ruhrtriennale), Fritzi Haberlandt in der Kategorie Darsteller:in Schauspiel in «Angabe der Person» (Deutsches Theater Berlin) und Vera-Lotte Boecker in der Kategorie Darsteller:in Musiktheater als Nadja in «Bluthaus» (Bayerische Staatsoper München).
Wicki Bernhardt und Janna Pinsker wurden in der Kategorie Darsteller:in Theater für junges Publikum in «Family Creatures» (Mousonturm Frankfurt) geehrt. Florentina Holzinger wurde in der Kategorie Inszenierung Tanz für «Ophelia’s Got Talent» (Volksbühne Berlin) ausgezeichnet, Stefan Bachmann in der Kategorie Inszenierung Schauspiel für «Johann Holtrop – Abriss der Gesellschaft» (Schauspiel Köln/Düsseldorfer Schauspielhaus).
Weitere Preisträger
David Hermann erhielt den Preis in der Kategorie Inszenierung Musiktheater für «Dogville» (Aalto Musiktheater Essen), Alexander Riemenschneider in der Kategorie Inszenierung Theater für junges Publikum für «Das Kind träumt» (Junges Staatstheater Berlin). Den «Faust» in der Kategorie Raum gab es für Manuel Braun, Jonas Dahl und Rainer Sellmaier für «Arabella» (Deutsche Oper Berlin) und für Michael v. zur Mühlen in der Kategorie Ton und Medien für «Opera – a future game» (Festival for Games).
Johanna Trudzinski wurde in der Kategorie Kostüm für «Baroque» (Schauspielhaus Bochum) sowie Thomas Krupa und Tobias Bieseke in der Kategorie Genrespringer für «Die Wand (360°)» (Schauspiel Essen) mit dem Preis bedacht. Das Fundus Theater in Hamburg wurde mit dem Perspektivpreis der Länder ausgezeichnet.
Der Deutsche Theaterpreis wird seit 2006 vom Deutschen Bühnenverein und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder vergeben. 40 Künstlerinnen und Künstler in zwölf Kategorien waren in diesem Jahr nominiert.