So langsam fängt es an zu kribbeln – auch bei Promis und Politikern steigt das EM-Fieber mit dem Start des Turniers. Aber wie so viele andere in diesem Jahr fragen auch sie sich: Wo schaut man eine Fußball-Europameisterschaft in Pandemiezeiten?
Wie viele Glücksgefühle kommen auf, wenn die Stadien viel leerer sind? Und wie wird sich die deutsche Mannschaft schlagen im letzten Turnier mit Bundestrainer Joachim Löw?
Chancen für die deutsche Mannschaft
Während Löw selbst sein Team nicht unbedingt zu den Favoriten auf den Titel zählt, ist die Prominenz optimistischer. Die schwierige Gruppe macht Sänger Tim Bendzko noch Sorgen. «Aber gleichzeitig kann man den Grundstein legen, um am Ende souverän Europameister zu werden. Jetzt, wo Thomas Müller wieder dabei ist auf jeden Fall.» Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) tippt auf Deutschland. «Die U21 hat es vorgemacht: Vor dem Turnier hat kaum jemand gedacht, dass das deutsche Team Europameister werden kann, und dann haben sie mit tollem Teamgeist bewiesen, dass man für den Erfolg mehr braucht als einzelne Superstars – und eine große Mannschaft mehr ist als die Summe der Einzelspieler.»
CDU-Chef Armin Laschet ist ebenfalls optimistisch: «Endlich EM! Wir mussten wegen der Pandemie ein Jahr auf die Europameisterschaft warten», sagte der Kanzlerkandidat der Union. «Deutschland hat die wohl schwerste Gruppe erwischt, aber unsere Nationalmannschaft wird das packen. Wir haben ein sehr gutes und erfahrenes Team.» Die Schweizer Sängerin Stefanie Heinzmann findet zwar, dass sich ihr Fachwissen sehr in Grenzen hält – aber auch sie hat ein Herz für die deutsche Elf: «So lange die Schweizer Mannschaft drin ist, feuere ich die an – und dann wechsle ich lückenlos zu den Deutschen.»
Glücksgefühle trotz ausgedünnter Ränge im Stadion?
Wegen der Pandemie werden in den Stadien deutlich weniger Zuschauer sein als normalerweise. Das könnte auf die Stimmung schlagen – oder? «Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell man sich an neue Situationen gewöhnt», sagte Revolverheld-Sänger Johannes Strate. So sei es ihm mit den Geisterspielen ergangen, für ihn sei das inzwischen völlig normal.
Der Komiker und Entertainer Ingolf Lück hat sogar Positives dabei entdeckt. «Die Corona-Geisterspiele haben uns ja wirklich Einblicke in die intimsten Geheimnisse der Spieler und des Trainerstabs gebracht – wir konnten ja alle Rufe mithören. Und ich erhoffe mir natürlich nun internationalen Erkenntnisgewinn», sagte Lück. «Was heißt zum Beispiel „raus, raus, raus“ oder die „die flache Raute sollst du spielen, die flache Raute“ – was heißt das zum Beispiel auf Finnisch?»
Fußballschauen in Pandemie-Zeiten
Anfeuern live im Stadion? In diesen Genuss kommen diesmal nur wenige Fans. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist einer von ihnen. «Bayern ist froh, dass wir mit München Austragungsort sind. Dass die deutsche Mannschaft auf die Unterstützung von 14 000 Fans zählen kann, ist nach den vergangenen Monaten sicher hilfreich und ein neues Fußball-Feeling. Beim ersten Spiel gegen Frankreich werde ich im Stadion sein und der deutschen Mannschaft die Daumen drücken.»
Reality-TV-Promi Daniela Katzenberger hält sich selbst zwar nicht für eine Fußball-Fachfrau, EM und WM schaut sie trotzdem gern. Ihrem Mann Lucas Cordalis gehe sie mit ihren Kommentaren aber ganz schön auf die Nerven. «Der quatscht über Viererkette und Abseits und ich über die Frisuren und die Bauchmuskeln der Jungs.» Die Spiele will sie im kleinen Kreis, aber ausgelassen anschauen. «Wir gucken gerne mit der Familie, essen dabei und jubeln bei jedem Tor wie die Irren. Ich glaube gerade jetzt nach der Pandemie-Zeit brauchen wir alle wieder dieses Gemeinschaftsgefühl.»
Bei einigen Politikern könnten gesellige Fußballabende dagegen am Zeitmangel scheitern. Der Grünen-Politiker Cem Özdemir will ebenfalls – wenn möglich – im Kreis der Familie schauen: «Ich versuche im Rahmen des Vertretbaren, den Kalender so zu stricken, dass ich zumindest die Spiele unserer Nationalmannschaft zu Hause mit meinem fußballverrückten Sohn sehen kann.»
Für SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil kommt die EM zur richtigen Zeit: «Das Turnier wird dazu beitragen, dass wieder Lebensfreude aufkommt und dieses gewisse Sommergefühl.» Darauf freue er sich sehr. «Wir haben uns den Spaß am Fußball und die gemeinsame Freude über gute Spiele nach den letzten harten Monaten alle gemeinsam verdient.» Er selbst schaut am liebsten mit Freunden im Garten, einem Biergarten oder Café. Wegen des Bundestagswahlkampfs werde er die meisten Spiele in diesem Jahr aber wohl unterwegs schauen. Auch Armin Laschet will die Auftritte der deutschen Elf sehen, wann immer die Zeit es zulässt. «Vielleicht gucken wir uns als Familie einige Partien zu Hause an. Also: Family Viewing statt Public Viewing.»