Schlamm, wohin man auch schaut, vor und hinter den noch geschlossenen Toren des Heavy-Metal-Festivals. Rund um das beschauliche Wacken in Schleswig-Holstein herrscht am Dienstag noch mehr Chaos als aus den Vorjahren gewohnt. Viel Regen am Montag hat den Campingplätzen arg zugesetzt. Auf den Wegen versinkt so mancher Metalhead bis über die Knöchel im Matsch. Bei der Anreise geht zudem kaum etwas voran. Weil weiterer Regen und auch Gewitter erwartet werden, bitten die Veranstalter auch am Dienstagmittag alle, die noch zu Hause sind, die Anfahrt in Richtung Wacken zu verschieben.
«Rain or shine» (Ob Regen oder Sonnenschein) lautet ein Motto des Festivals. Wer mit dem Auto anreist, braucht Geduld. Nach Angaben der Veranstalter schleppen rund 70 Traktoren Fahrzeuge der Besucher auf den Holy Ground, wie die Metalfans die Acker in Wacken nennen. «Ich bin am Montag gegen 9.30 Uhr in der Region Wacken angekommen, abends um 20.15 Uhr stand ich dann auf meinem Stellplatz», sagt der Berliner Uli. Seine gute Laune lässt er sich dennoch nicht vermiesen. Es ist sein fünfter Besuch in Wacken. «Beim Wetter kann man nichts machen.» Er erinnere sich noch gut an seine Premiere 2017, da sei das Wetter im Norden ähnlich gewesen.
Viele Metal-Fans stehen Stunden im Stau
In den sozialen Medien entlädt sich derweil Kritik an den Veranstaltern. Statt wie ursprünglich angekündigt am Vormittag kommt das Update der Veranstalter zum bereits am Montag verhängten Anreisestopp erst deutlich später am Mittag. Das Update: Alles bleibt vorerst so, wie es ist. Wer sich noch nicht auf den Weg gemacht hat, soll damit noch warten.
Unter Instagram-Posts der Veranstalter mehren sich dementsprechend die Kommentare, die nach «wirklich wichtigen Infos» verlangen. «Ist ja schön und gut, dass ihr die Moral hochhalten wollt, aber das klappt mit Fakten besser», kritisiert eine Nutzerin. Auch zahlreiche andere Nutzerinnen und Nutzer fordern eine klare Ansage der Veranstalter dazu, wie es weitergehe – und ob das Festival überhaupt stattfinde und sich eine Anreise lohne. Einige melden sich verärgert von unterwegs – viele stehen da schon viele Stunden im Stau.
«Immerhin ist es nicht so trocken wie 2022»
Die Veranstalter bitten um Geduld: «Leider ist nach Auskunft der vor Ort anwesenden Meteorologen weiterhin mit Massivregen und möglichen Gewittern jederzeit und anhaltend zu rechnen.» Das Team will erst die in Staus oder auf externen und privaten Arealen zwischengeparkten Fahrzeuge abarbeiten. «Dazu müssen wir jedes Fahrzeug einzeln mit einem Traktor auf den anvisierten Stellplatz schleppen, was viel Zeit für jedes einzelne Fahrzeug benötigt.»
Wer es bereits auf das Gelände geschafft hat, feiert dagegen. Aus Boxen erklingt Heavy-Metal, unter Zelt-Pavillons überbrücken Besucher Regenschauer, indem sie Bier trinken und Karten spielen. Und klar, das berühmte langgezogene Wackeeeeen ist auch zu hören. «Immerhin ist es nicht so trocken wie 2022», sagt Lukas aus Bochum. Für ihn ist der Ort etwas Besonderes: «Man kommt hier zu 75 000 Freunden – das ist Wacken.» Kommt ein Besucher mit dem Wagen nicht mehr weiter, ist meist schnell Hilfe zur Stelle. An vielen Orten prangen die drei Buchstaben des Wacken Open Air (W:O:A).
Die Leute lassen sich die Stimmung nicht vermiesen
Auch bei Steve aus Oberfranken ist die Stimmung gut. Mit seinen Kumpels sitzt er unter einem blau-weiß gestreiften Pavillon. Es sei «zum ersten Mal wie eine VIP-Area hier», sagt er, «weder Schlangen an den Essensständen noch am Merge, weil halt eben so wenig Leute hier sind». Die Leute, die ihre Anreise stoppen müssen, täten ihm leid.
Einige Meter weiter schwingt Antje ihre Dreadlocks zum Takt der Musik. «Waaaacken» grölen sie und ihre Freunde, in einem Topf auf einer Feuerschale kocht ein Rinderbraten. Das Wetter schade der Stimmung nicht, erzählt die Schweizerin. «Ich habe mich ein Jahr darauf gefreut, ich muss Party machen, oder?», fragt sie scherzend und lacht.
Los geht es offiziell erst am Mittwoch. Dann spielt zum Auftakt die örtliche Feuerwehrkapelle. Am Abend steht Metalqueen Doro Pesch auf der Bühne. Das Wacken Open-Air (W:O:A) ist mit 85 000 Besuchern ausverkauft. Insgesamt sind dort mehr als 200 Konzerte auf neun Bühnen geplant. Bereits das vierte Mal in Wacken dabei ist die britische Band Iron Maiden. Zudem werden Acts wie Megadeth und Helloween erwartet.