Volker Lechtenbrink 2016 in Hamburg. Der Schauspieler, Sänger und Regisseur starb im Alter von 77 Jahren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: picture alliance / dpa)

«Leben so wie ich es mag, Leben spüren Tag für Tag, das heißt immer wieder fragen, das heißt wagen, nicht nur klagen»: Die Zeilen aus Volker Lechtenbrinks berühmtem Song könnten auch als Überschrift über seinem Leben stehen.

Der Mann mit der unverwechselbaren sonoren Stimme und der schier unstillbaren Lebenssehnsucht war ein Multitalent – als Schauspieler, Sänger, Regisseur und Intendant. Am Montag ist der Hamburger Künstler, der bereits mit 14 Jahren seinen Durchbruch in Bernhard Wickis Antikriegsfilm «Die Brücke» (1959) gefeiert hatte, im Alter von 77 Jahren nach schwerer Krankheit in seiner Wahlheimat und im Kreis seiner Familie gestorben, wie seine Agentur und das Hamburger Ernst-Deutsch-Theater am Dienstag mitteilten.

Mit zehn Jahren stand er auf der Bühne

«Ich hatte Glück mit meiner Karriere. Irgendwie hat sich stets etwas Neues ergeben», sagte Lechtenbrink in einem dpa-Interview zu seinem 70. Geburtstag. Schon als Kind habe er Schauspieler werden wollen. «Ich konnte mir für mich nie etwas anderes vorstellen als die Schauspielerei.» Bereits mit acht Jahren hatte er sich als Sprecher für Kindersendungen im Norddeutschen Rundfunk (NDR) beworben – und wurde prompt genommen. Mit zehn Jahren stand er das erste Mal im Weihnachtsmärchen am Hamburger Schauspielhaus auf der Bühne, begutachtet von niemand Geringerem als dem legendären Intendanten Gustaf Gründgens (1899-1963).

«“Die Brücke“ war für uns alle ein Glücksfall», erinnerte sich Lechtenbrink, der auch im hohen Alter mit seinen langen blonden Haaren, dem grauen Drei-Tage-Bart und der markanten Brille stets etwas Jugendliches ausstrahlte. «Wir haben aber nicht gewusst, dass wir damit berühmt werden.» Nach dem großen Erfolg des Antikriegsfilms ging er wenig später, ein Jahr nach der mittleren Reife, vom Gymnasium Johanneum ab, absolvierte seine Schauspielausbildung an der Hamburger Staatlichen Hochschule für Bildende Künste und dem privaten Hamburger Schauspielstudio Hildburg Freese.

Er hatte viele Lieblingsrollen

Nach Stationen in Hannover, Köln, Berlin und München kehrte er immer wieder nach Hamburg zurück, wo er nach seiner Flucht aus dem ostpreußischen Cranz aufgewachsen war und bis zum Schluss lebte. Mit 26 Jahren hatte er bereits rund 60 Bühnen- und 50 Fernsehrollen gespielt. «Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen», sagte Lechtenbrink. Seine Lieblingsrollen erkenne man daran, dass er sie mehrmals gespielt habe: Den Prinzen von Homburg, des Teufels General, Bleichenwang in «Was ihr wollt» und Bruno in «Die Ratten». Außerdem stand er regelmäßig für Fernsehfilme und -serien vor der Kamera, unter anderem in «Derrick» und «Ein Fall für zwei».

Zuletzt hatte Lechtenbrink im August dieses Jahres den Gustaf-Gründgens-Preis im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater für seinen bedeutenden Beitrag zur Darstellenden Kunst in der Stadt bekommen. Lechtenbrink habe in unzähligen Bühnen-, Film- und Fernsehrollen nicht nur mit herausragender künstlerischer Professionalität, sondern auch mit seiner Leidenschaft und Hingabe überzeugt, hieß es zur Begründung. Die 15.000 Euro Preisgeld spendete er für wohltätige Zwecke.

Nach seinen frühen Erfolgen als Schauspieler habe er irgendwann etwas anderes machen wollen, doch seine ins Deutsche übersetzten Lieder des amerikanischen Country-Sängers Kris Kristofferson habe niemand singen wollen. Sein Freund Knut Kiesewetter habe dann zu ihm gesagt: «Ab jetzt bist du auch Sänger!», erinnerte sich Lechtenbrink Anfang 2019 beim Liederabend im Hamburger St.-Pauli-Theater. Gleich seine erste Platte «Der Macher» (1976) wurde ein Riesenerfolg – den bekannten Song «Ich mag» können heute noch viele mitsummen.

Humor und Dankbarkeit

«Ich bereue nichts in meinem Leben», sagte Lechtenbrink zu seinem 75. Geburtstag. «Das war alles richtig zu seiner Zeit.» Auch in seinem Privatleben ging es recht turbulent zu: Insgesamt fünfmal war Lechtenbrink verheiratet, unter anderem mit den Schauspielerinnen Anja Topf und Jeanette Arndt. Zu seinen Ex-Frauen pflegte er nach eigenen Angaben ein gutes Verhältnis, auch seinen drei Kindern Robert, Saskia und Sophie zuliebe. «Wenn man sich mal geliebt hat, wäre es doch dumm, das zu vergessen.» Sein Rezept für ein gelungenes Leben? Humor. Und Dankbarkeit. «Ich bin immer dankbar gewesen für mein Leben.»

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