Camilla Nylund (Elsa von Brabant) bei den Bayreuther Festspielen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Enrico Nawrath/Festspiele Bayreuth/dpa)

Soviel Applaus hat der Bayreuther «Ring» bislang insgesamt noch nicht bekommen: Die vier Jahre alte «Lohengrin»-Inszenierung von Regisseur Yuval Sharon mit einem markanten Bühnenbild von Maler Neo Rauch und seiner Frau Rosa Loy ist bei ihrer Wiederaufnahme am Donnerstagabend begeistert gefeiert worden.

Minutenlanger Jubel und Applaus brandeten nach dem Ende der Aufführung auf, einige Zuschauer hielt es nicht auf ihren Sitzen.

Christian Thielemann am Pult

Der Jubel galt besonders Klaus Florian Vogt in der Titelrolle (auch wenn er sicher schon bessere Tage hatte bei den Bayreuther Festspielen) und Camilla Nylund als Elsa – aber vor allem allem dem früheren Musikdirektor Christian Thielemann, der wieder einmal unter Beweis stellte, dass kaum jemand mit der speziellen Akustik des Festspielhauses so umzugehen versteht wie er. Ebenso routiniert wie kraftvoll führte er das Orchester durch die Erzählung vom Schwanenritter – und genoss die Begeisterung des Publikums sichtlich.

Vor Beginn der diesjährigen Festspiele waren Vorwürfe gegen Thielemann laut geworden, er habe sich frauenfeindlich geäußert, weil zwei Bassistinnen im Orchester ihm zu viel gewesen seien. Thielemann wies diese Vorwürfe ebenso zurück wie die, er vergreife sich hier und da im Ton.

Der Verwaltungsratschef der Festspiele, Georg von Waldenfels, sagte vor Festspielbeginn, er habe Thielemann mit den Vorwürfen konfrontiert. Der habe sich nicht darüber beschwert, dass es zwei Frauen am Bass gab, sondern dass es zwei neue Gesichter gewesen seien und ihm die Zusammensetzung des Orchesters mit vielen neuen Musikern nicht gefallen habe. Mit dem Geschlecht der Bassistinnen habe das nichts zu tun gehabt. Auch die beiden Frauen hätten Waldenfels gegenüber angegeben, Thielemann habe sie sehr zuvorkommend behandelt.

Zum letzten Mal auf dem Spielplan

Seit Anfang 2021 ist Thielemann, der die Festspiele als Dirigent seit Jahrzehnten prägte, nicht mehr Musikdirektor. Wie es weitergeht mit ihm auf dem Grünen Hügel, ist unklar. Der «Lohengrin» steht in diesem Jahr jedenfalls das letzte Mal auf dem Bayreuther Spielplan.

Traditionell gewinnen Inszenierungen im Laufe der Zeit beim Publikum auf dem Grünen Hügel. Auch die als «Ratten-Lohengrin» bekannt gewordene Vorgänger-Produktion des inzwischen gestorbenen Regisseurs Hans Neuenfels wurde 2015 in ihrem letzten Jahr zum Abschied nahezu frenetisch gefeiert, nachdem sie es zur Premiere 2010 beim Publikum noch sehr schwer gehabt hatte.

Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Jahr auf der Neuproduktion von Richard Wagners vierteiligem Mammut-Werk «Der Ring des Nibelungen», die nach ihren bisherigen drei Teilen beim Publikum eher durchwachsen ankam.

Diesen Freitag soll der letzte «Ring»-Teil Premiere feiern: Die «Götterdämmerung». Der Tenor Stephen Gould, der den Siegfried singen sollte, hat seinen Auftritt abgesagt, wie die Bayreuther Festspiele mitteilten. «Zu seinem allergrößten Bedauern muss Stephen Gould seine Mitwirkung als Siegfried an der heutigen Premiere der „Götterdämmerung“ krankheitsbedingt absagen», hieß es. Für ihn springt Clay Hilley ein.

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