Der österreichische Regisseur Ulrich Seidl hat nach Vorwürfen rund um seinen jüngsten Film «Sparta» seine Teilnahme an der Weltpremiere beim Filmfestival in San Sebastián abgesagt. Seidl («Hundstage») dankte am Samstag dem Leiter der spanischen Festspiele, José Luis Rebordinos, dass dieser den Streifen «trotz des Drucks der Medien und trotz der großen Turbulenzen» zeigen werde. In San Sebastián war der Film am Sonntag mehrmals im Programm.
Ursprünglich hatte Seidl sein Werk nach San Sebastián begleiten wollen. «Mir wurde jedoch klar, dass meine Anwesenheit bei der Premiere die Rezeption des Films überschatten könnte, während es jetzt an der Zeit ist, dass „Sparta“ für sich selbst spricht», sagte der 69-jährige Filmemacher in einer Stellungnahme.
Die Sache mit den Kinderdarstellern
Die Kontroverse um die Drehbedingungen des Films über einen Mann mit pädophilen Neigungen wurden von einem Bericht im «Spiegel» ausgelöst. Demnach seien Kinderdarsteller in Rumänien ohne ausreichende Vorbereitung und Betreuung mit Szenen rund um Alkoholismus, Gewalt und Nacktheit konfrontiert worden. Außerdem sollen Regeln zur Arbeit mit Kindern nicht eingehalten worden sein. Die Wiener Stadtzeitung «Falter» veröffentlichte diese Woche ebenfalls belastende Aussagen von Mitgliedern des Produktionsteams. Seidl hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Die ursprünglich am Toronto Film Festival geplante Weltpremiere war von den Veranstaltern abgesagt worden. «Sparta» soll nach San Sebastián auch Anfang Oktober beim Filmfest Hamburg laufen. Auf die vorgesehene Verleihung des Douglas-Sirk-Preises an Seidl wird in Hamburg jedoch verzichtet, «da die Vorwürfe eine Preisverleihung überschatten würden», wie Festivalleiter Albert Wiederspiel erklärt hatte.