70 Jahre im Amt – und offensichtlich guter Dinge: Kurz vor ihrem Thronjubiläum hat Queen Elizabeth II. auf ihrem ostenglischen Landsitz Sandringham Bürgerinnen und Bürger aus der Gegend empfangen.
Die 95-Jährige traf sich mit Vertetern einer Frauenorganisation, früheren Beschäftigen des Landsitzes und anderen Ehrenamtlichen, wie der Buckingham-Palast mitteilte.
Auch die ehemalige Kochschülerin Angela Wood, die zur Krönung von Elizabeth II. im Jahr 1953 am Rezept des «Coronation Chicken» («Krönungshühnchen») beteiligt war, das damals große Beliebtheit erlangte, gehörte zu den Gästen. Die festlich in Hellblau gekleidete Queen schnitt einen Kuchen mit dem offiziellen Emblem des Jubiläums an, den ein Anwohner für sie gebacken hatte. «Ich zähle nicht», scherzte die Königin, als man ihr erklärte, dass der Kuchen in Richtung der Pressefotografen ausgerichtet sei.
Erster größerer Empfang nach Ruhepause
Königin Elizabeth II. begeht am Sonntag ihr 70-jähriges Thronjubiläum. Ihr Vater Georg VI. starb am 6. Februar 1952, dadurch wurde seine älteste Tochter seine Nachfolgerin. Keine Monarchin und kein Monarch vor ihr war länger auf dem Thron des Vereinigten Königreiches.
Nach der ärztlichen verordneten Ruhepause, die die Queen vor Weihnachten eingelegt hatte, war der Empfang ihr erster größerer öffentlicher Termin. Ursprünglich hieß es, die Königin wolle das Wochenende in Abgeschiedenheit verbringen. Größere Feiern zum Platinjubiläum sollen erst Anfang Juni stattfinden. Doch im Land kommt bereits jetzt feierliche Stimmung auf.
Die BBC veröffentlichte am Samstag zwei Musikstücke, die ein nicht-genanntes Mitglied der Royal Family in geheimer Mission bei einer britisch-israelischen Komponistin in Auftrag gegeben haben soll. In dem Text eines als fiktives Selbstgespräch der Queen angelegten Stücks reflektiert Elizabeth II. ihre Rolle in der Öffentlichkeit und die besondere Zeit ihrer langen Regentschaft.
«Ich mag die Königin sehr und war absolut begeistert darüber, gefragt zu werden», sagte die in London geborene Komponistin Loretta Kay-Feld der BBC. Inspiration dafür, wie sich der jahrzehntelange Dienst der Queen musikalisch abbilden lasse, habe sie auf einem Spaziergang am Meer gefunden, erzählte die 73-jährige, nördlich von Tel Aviv lebende Musikerin. Musik und Text lagen für sie in der Luft. «Es war alles in meinem Kopf, ich musste nur noch nach Hause gehen und es aufschreiben.»
Ein Becher Mut und ein Esslöffel Gesundheit
In Zusammenarbeit mit dem irischen Regisseur Jason Figgis entstand auch ein Video zu dem getragenen, von Klavier begleiteten Musikstück. Auch ein zweites, fröhlicher klingendes Werk von Kay-Feld namens «70 Years a Queen» wurde als Video aufbereitet. Geheim bleibt, welches Mitglied der Royal Family die Komponistin, die bereits in der Vergangenheit für die Royals im Einsatz war, beauftragt hat. Sie sei per E-Mail, telefonisch und Videoschalte kontaktiert worden, heißt es. Der Auftraggeber oder die Auftraggeberin wünsche, nicht identifiziert zu werden – sei aber begeistert vom Ergebnis.
Am Freitag veröffentlichte der Buckingham-Palast außerdem Erinnerungen an vergangene Jubiläen der Queen – darunter etwa auch das «Rezept für eine perfekte Queen», für das neben royalem Blut auch ein Becher Mut, ein halber Liter harte Arbeit und ein Esslöffel Gesundheit empfohlen werden. Zum Goldenen Jubiläum vor 20 Jahren hatte ein damals neunjähriger Junge ihr dieses geschickt.
Steinmeier gratulierte schon
Neben diesen Erinnerungen wagte die Queen in Begleitung eines ihrer geliebten Hunde – einem Corgi namens Candy – vor einigen Tagen auf Schloss Windsor auch bereits einen Blick auf die ersten Einreichungen für ihren «Platinum Pudding». Kreative Feinschmecker können unter der Ausschreibung Rezepte für einen Kuchen einreichen. Das Siegerrezept soll veröffentlicht werden. Es soll auch bei großen «Jubilee Lunches» serviert und «von zukünftigen Generationen» genossen werden, hieß es vom Palast.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte der Königin bereits zu ihrem Jubiläum und hob ihren Beitrag zur deutsch-britischen Aussöhnung hervor. «Weltweit bewundern unzählige Menschen Sie für Ihren unermüdlichen Dienst an der Spitze Ihres Landes und des Commonwealth of Nations über eine außergewöhnlich lange Zeitspanne hinweg», schrieb er. «Wir Deutsche bilden hier keine Ausnahme.» Die deutsch-britische Freundschaft habe sich dank des Engagements der Queen in einem Maße entwickelt, «wie es zum Zeitpunkt Ihrer Thronbesteigung, wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wohl nur wenige Deutsche zu hoffen gewagt hätten».