Im Kinosaal gab es Applaus, vor dem Gebäude aber auch Protest: US-Regisseur Woody Allen hat in Venedig seinen 50. Film präsentiert. Die Komödie «Coup de Chance» feierte am Montagabend Premiere bei den Filmfestspielen.
Wie das Branchenmagazin «Hollywood Reporter» berichtete, versammelte sich eine Gruppe von etwa 20 Demonstrantinnen am Rand des roten Teppichs, während Allen darauf lief. Die Gruppe habe gerufen: «Kein Rampenlicht für vergewaltigende Regisseure!» Hintergrund sind frühere Missbrauchsvorwürfe gegen Allen. Seine Adoptivtochter Dylan Farrow wirft ihm vor, sie als Siebenjährige sexuell missbraucht zu haben. Allen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen, ein Gericht gab ihm vor Jahrzehnten weitgehend recht.
Im Kinosaal bekam «Coup de Chance» indes viel Applaus. In der Komödie hat sich Allen einmal mehr eine dialoglastige Beziehungsgeschichte vorgenommen. Vieles, was man aus den Werken des 87-Jährigen kennt, kommt noch einmal vor: neurotische Charaktere aus dem Künstlermilieu, ironischer Humor und Jazz-Musik.
«Coup de Chance» spielt in Paris. Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) führen auf den ersten Blick eine tolle Ehe. Doch dann trifft Fanny zufällig ihren Schulfreund Alain (Niels Schneider) wieder, und die Dinge werden kompliziert.
Im Film wird Französisch gesprochen. Allen sagte in Venedig, seine Entscheidung, in Frankreich und auf Französisch zu drehen, sei aus seiner lebenslangen Liebe zum europäischen Kino entstanden: «Als ich jünger war, waren die Filme, die uns am meisten beeindruckten, als wir alle anfingen, Filmemacher zu werden, das europäische Kino, all die französischen Filme, italienischen Filme, schwedischen Filme. Wir wollten alle Filme wie die Europäer machen.»