Oscars 2025: Hollywoods politische Zurückhaltung trotz Trump-Nominierung
Die Oscar-Verleihung 2025 zeigt eine auffällige politische Zurückhaltung, trotz der Nominierung von Sebastian Stan für seine Rolle als Trump. (Urheber/Quelle/Verbreiter: )

Bei den Oscars 2025 hätte Hollywood die Gelegenheit gehabt, US-Präsident Donald Trump direkt zu kritisieren, insbesondere da Sebastian Stan für seine Darstellung von Trump im Biopic „The Apprentice – The Trump Story“ nominiert war. Dennoch blieb die Veranstaltung weitgehend politisch zurückhaltend, im Gegensatz zu den vorherigen Wahlkampfzeiten, als die Branche sich stark gegen den Republikaner und für die Demokraten ausgesprochen hatte.

Die Moderationen und Reden während der Gala waren eher allgemein gehalten, wobei der israelische Journalist Yuval Abraham, einer der Regisseure des Oscar-prämierten Dokumentarfilms „No Other Land“, die deutlichsten politischen Anspielungen machte, als er die US-Nahostpolitik kritisierte. Anders als in früheren Jahren wurde der Name des Präsidenten jedoch von niemandem genannt.

Gesellschaftskritische Filme im Fokus

Die US-Filmakademie zeichnete in den Hauptkategorien Filme mit einer klaren gesellschaftskritischen Haltung aus. Neben dem großen Gewinner „Anora“, der fünf Oscars erhielt, war auch „Der Brutalist“ nominiert. Beide Filme thematisieren die Ungleichheit in Amerika und das Scheitern von Menschen mit Migrationshintergrund am amerikanischen Traum.

„Anora“ erzählt die Geschichte der Sexarbeiterin Ani (Mikey Madison), die in New York den Sohn eines russischen Oligarchen, Vanya (Mark Eydelshteyn), trifft. Ihre schnelle Heirat sorgt für Konflikte mit Vanyas Familie. Das mit drei Preisen ausgezeichnete Drama „Der Brutalist“ handelt von dem jüdischen Architekten László Tóth (Adrien Brody), der nach dem Holocaust in den USA ein neues Leben beginnen möchte, jedoch in die Abhängigkeit einer reichen Familie gerät.

Regisseur Brady Corbet erklärte, er habe „Der Brutalist“ während Trumps erster Amtszeit geschrieben und wollte die konservative Politik kritisieren, die eine Rückkehr in die 1950er Jahre anstrebt, eine Zeit, die er als „sehr, sehr schwierig“ beschreibt.

Politische Anspielungen während der Gala

Der Musical-Film „Wicked“, der mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde, könnte ebenfalls als Kritik an faschistischen Systemen interpretiert werden. Während der mehrstündigen Gala gab es sporadische politische Anspielungen, die jedoch oft subtil waren und eine gewisse Interpretationsleistung erforderten.

Moderator Conan O’Brien erhielt Applaus für eine Bemerkung über den Widerstand gegen einen „mächtigen Russen“, was als Anspielung auf Trump und dessen Beziehung zu Wladimir Putin gedeutet werden konnte. In seiner Dankesrede sprach auch Brody über die anhaltenden Traumata von Krieg und Unterdrückung und wünschte sich eine inklusivere Welt.

O’Brien machte zudem einen Scherz über Adam Sandlers lässiges Outfit, was möglicherweise auf den jüngsten Vorfall zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj anspielte, der in einem Pullover aufgetreten war. Unklar bleibt, ob O’Brien tatsächlich darauf anspielte.

Einige Berichte deuten darauf hin, dass Hollywoods Stille in Bezug auf Trump möglicherweise aus der Erfahrung resultiert, dass lautstarke Unterstützung für Kamala Harris nicht den gewünschten Erfolg brachte. Es könnte auch eine Furcht vor dem Einfluss von Trump-nahen Milliardären auf die Filmindustrie geben, was sich unter anderem in der Übernahme der James-Bond-Reihe durch Amazon widerspiegelt.


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