Vor drei Jahren blieb sein Platz bei der Premiere in Cannes leer: Kirill Serebrennikow durfte nicht aus Russland ausreisen. Mittlerweile wurde der international bekannte Theater-, Opern- und Filmregisseur wegen angeblichen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und ist nun mit «Petrov’s Flu», einer deutschen Ko-Produktion, zurück im Wettbewerb des Festivals.
Nach «Leto», der teilweise unter Hausarrest entstand und sich mit der Musikszene im Leningrad der 1980er Jahre beschäftigte, erzählt Serebrennikow (51) in «Petrov’s Flu» eine Geschichte aus dem postsowjetischen Russland. Im Mittelpunkt seines knapp zweieinhalbstündigen Films steht eine Familie, die von der Grippe geplagt wird. «Petrov’s Flu» ist einer von 24 Beiträgen, die bei den Festspielen in Südfrankreich um die Goldene Palme konkurrieren. Die Premiere stand für Montag auf dem Programm.
Bewährungsstrafe
Sebrennikow, der auch in Stuttgart, Hamburg und Berlin inszeniert hat, wurde in Russland vorgeworfen, staatliche Fördergelder veruntreut zu haben. Nach einem jahrelangen Verfahren wurde er 2020 schuldig gesprochen. Der Prozess hatte international hohe Wellen geschlagen. Künstler und Politiker hatten sich weltweit für ein faires Verfahren eingesetzt.
«Es ist richtig, dass Kirills Bewährungsstrafe noch läuft und dies auch einer der Gründe ist, weshalb er nicht nach Cannes kommen wird», bestätigte der deutsche Produzent Roman Paul der Deutschen Presse-Agentur. «Ansonsten kann er aber in Russland seiner Arbeit als Regisseur nachgehen, seit das Urteil gefällt wurde.» Paul ist einer der Produzenten von Razor Film, die «Petrov’s Flu» finanziell mit unterstützten.
Produktiver Künstler
Russland sei eines der «historisch stärksten Länder in Bezug auf Kino», sagte Paul. «Sie haben die Kunstform mit erfunden und verfügen dementsprechend über eine lange Tradition, und natürlich auch die filmische Expertise.» Serebrennikow könne wegen seiner noch laufenden Bewährungsstrafe und der derzeitigen Covid-Situation nicht nach Frankreich reisen. «Wir setzen aber auf ein nächstes Mal und dass Kirill dann dabei sein kann. Er ist ein sehr umtriebiger und produktiver Künstler.»