Seit Disney im Jahr 2012 die Produktionsfirma Lucasfilm und damit auch das «Star Wars»-Universum übernommen hat, produzierte der Konzern viel Masse, aber durchaus auch Klasse. Die hervorragende Serie «The Mandalorian» von Jon Favreau und David Filoni ist ein Aushängeschild des Streaming-Anbieters. Das Spin-off «Das Buch von Boba Fett» kam nicht ganz so gut an, hatte aber durchaus seine Momente. Nun folgt die nächste Serie von Favreau und Filoni, die direkt mit «The Mandalorian» verknüpft ist. «Ahsoka» startet am 23. August.
Die Geschichte spielt nach den Ereignissen des «Star Wars»-Kinofilms «Episode VI – Rückkehr der Jedi-Ritter» von 1983. Das galaktische Imperium ist gefallen, eine neue Republik tritt an seine Stelle. Im Hintergrund arbeiten allerdings bereits dunkle Mächte daran, den für tot gehaltenen Großadmiral Thrawn zurückzubringen. Nach Thrawns Rückkehr, so glauben sie, könnten die Überreste des Imperiums unter seiner Führung erneut mobilisiert werden.
Die Serie lässt sich viel Zeit
Die frühere Jedi-Ritterin Ahsoka Tano (Rosario Dawson), die von Anakin Skywalker ausgebildet, deren Training jedoch nie abgeschlossen wurde, will das verhindern. Mit Unterstützung ihrer Schülerin, der Mandalorianerin Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo), und General Hera Syndulla (Mary Elizabeth Winstead) will sie den Plan von Thrawns Verbündeter Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto) verhindern und muss sich dabei dem abtrünnigen Jedi Baylan Skoll (Ray Stevenson), dessen Schülerin Shin Hati (Ivanna Sakhno) und diversen anderen sinistren Gestalten entgegenstellen.
Die Serie «Ahsoka» lässt sich zunächst sehr viel Zeit. Vielleicht zu viel. Einige Szenen in den ersten beiden der insgesamt acht Episoden sind unnötig langsam, teilweise sogar zäh und langatmig. Aber immer, wenn die Handlung endlich Fahrt aufnimmt, geht es richtig zur Sache. Dann bietet «Ahsoka» packende Action und echtes «Star Wars»-Feeling. Für gute Unterhaltung sorgt außerdem der sympathische Droide Huyang, dem «Doctor Who»-Star David Tennant in der Originalversion auf herrlich britische Art seine Stimme leiht.
Frauen stehen im Zentrum des Geschehens
Das «Mandalorian»-Spin-off punktet mit faszinierenden Kulissen, tollen Bildern und atmosphärischer Musik von Kevin Kiner. Der 64-Jährige zeichnete schon für die musikalische Begleitung mehrerer animierter «Star Wars»-Serien verantwortlich. Kiners Soundtrack für «Ahsoka» klingt mitunter wie eine düstere Neu-Interpretation der Musik des legendären «Star Wars»-Komponisten John Williams, ohne allerdings den großen Maestro zu imitieren oder überhaupt dessen Melodien zu verwenden.
«Ahsoka» ist die erste «Star Wars»-Serie, bei der Frauen im Vordergrund stehen. Die Figur Ahsoka Tano genießt unter «Star Wars»-Fans Kultstatus. Sie spielte bereits in den animierten Abenteuer «Star Wars: The Clone Wars» und «Star Wars Rebel» eine wichtige Rolle und war sogar als Stimme im Kinofilm «Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers» zu hören. Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieser Charakter eine eigene Serie bekommen würde. Die vielseitige Dawson – bekannt aus «Sin City» und «Men in Black II» – spielte Ahsoka bereits in je einer Folge von «The Mandalorian» und «Das Buch von Boba Fett».
Die viel gelobte, aber sehr düstere, dystopische «Star Wars»-Serie «Andor» soll unterdessen eine zweite Staffel bekommen. «Obi-Wan» löste, milde gesagt, gemischte Reaktionen aus und wird wohl nicht fortgesetzt. Filoni und Favreau sind bei beiden Serien nicht involviert. Allerdings schwächelte ihr «Mandalorian» in der dritten Staffel ein wenig und enttäuschte einige Fans.
Anders als «The Mandalorian» ist «Ahsoka» übrigens nicht in einzelne Geschichten unterteilt, sondern erzählt eine fortlaufende Handlung. Ob Filoni und Favreau mit ihrer neuen Serie die Erwartungen der riesigen «Star Wars»-Fangemeinde erfüllen können, bleibt abzuwarten. Die ersten beiden Folgen machen Lust auf mehr. Doch die Charaktere sind bisher noch zu eindimensional. Es braucht mehr als Lichtschwert-Kämpfe und rasende Speeder-Bikes, um sie mit Leben zu füllen. Erst dann ist die Macht wirklich mit «Ahsoka».