Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux, aufgenommen vor einer Lesung auf der Lit. Cologne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Horst Galuschka/dpa)

Nach den Nobelpreisen in Medizin, Physik und Chemie folgt nun das Highlight für die literarische Welt: Heute entscheidet sich, wer in diesem Jahr den Literaturnobelpreis erhält. Die Schwedische Akademie wird frühestens um 13.00 Uhr in der Altstadt von Stockholm bekanntgeben, an wen die renommierteste literarische Auszeichnung der Welt diesmal geht. In den beiden Vorjahren hatte die Akademie jeweils für Überraschungen gesorgt – und diesmal?

Auf der sogenannten Longlist für den Preis standen in diesem Jahr 233 Kandidaten – welche Namen darunter sind, wird alljährlich streng geheim gehalten. Die Spekulationen über den möglichen Preisträger oder die mögliche Preisträgerin kochen entsprechend hoch, je näher die Bekanntgabe rückt.

Wettbüros zählten zuletzt unter anderen den Franzosen Michel Houellebecq, die Kanadierin Anne Carson, die Französin Annie Ernaux und den indisch-britischen Schriftsteller Salman Rushdie zu ihren engsten Favoriten. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wird auch ein Preis für einen ukrainischen Autor oder die kremlkritische Russin Ljudmila Ulitzkaja für möglich gehalten, die sich seit dem Frühjahr – nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine – in Berlin aufhält.

Überraschungen in vergangenen Jahren

Die Schwedische Akademie ist jedoch bekannt dafür, sich nicht von öffentlichen Spekulationen leiten zu lassen. Vor einem Jahr hatte sie den Literaturnobelpreis überraschend an den – bis dahin – relativ unbekannten tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah vergeben. Er wurde «für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten» geehrt. Im Jahr davor war der Preis an die US-Poetin Louise Glück gegangen – auch sie galt vorher nicht als eine der zahlreichen Favoritinnen und Favoriten.

In den vergangenen Tagen waren bereits die diesjährigen Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik und Chemie bekanntgegeben worden. Nach dem literarischen Preis folgt am Freitag die Verkündung des Friedensnobelpreisträgers, die als einzige nicht in Stockholm, sondern in Oslo stattfindet. Die Bekanntgabe in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften rundet den alljährlichen Nobelpreis-Reigen dann am Montag ab.

Dotiert sind alle Nobelpreise in diesem Jahr erneut mit zehn Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie. Umgerechnet entspricht das knapp 920 000 Euro. Verliehen werden die prestigeträchtigen Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896).

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