Ob der Spannung willen seien keine Details verraten. Nur so viel: Spider-Man muss nicht nur die Welt der Menschen retten, sondern auch die der Marvel-Heldinnen und -Helden. Und alle im Spider-Universum müssen lernen, was es tatsächlich heißt, heldenhaft zu handeln.
Die Story des Animationsfilms «Spider-Man: Across the Spider-Verse» vereint auf raffinierte Weise Elemente des klassischen Action-Kinos mit denen eines Familiendramas, Psychothrill mit Lovestory, psychologische Fragen mit überschäumender Fantasie. Dabei muss sich Spider-Man auch und besonders mit sich selbst auseinandersetzen.
Ständig unterschiedliche Emotionen
Dazu hetzt er durch verschiedene Universen und Parallelwelten. Neben atemberaubenden Abenteuern gibt es zahlreiche Augenblicke voller grotesker Komik und gefühlvollen Innehaltens. Es darf gebibbert, gelacht und auch geweint werden. Hinreißend!
Das Publikum hat bei all der Gaudi kaum Zeit zum Luftholen. Die Geschichte strotzt nur so von Einfällen und Überraschungen. Nahezu im Sekundentakt gibt es Staunenswertes zu sehen. Natürlich kann ein Animationsfilm trotz aller Möglichkeiten modernster Computertricks sehr viel mehr und schier unglaublichere Effekte bieten als eine Realverfilmung mit Schauspielerinnen und Schauspielern.
Bezug zur Kunst
A und O des Films ist die visuelle Gestaltung. Mal schwarz-weiß, überwiegend knallbunt wird die Fantasywelt lebendig. Gern wird die Leinwand auch geteilt, um gleichzeitig verschiedene Erzählebenen zu verfolgen.
Immer wieder wird dabei, und das völlig unaufdringlich, Bezug auf berühmte Werke der bildenden Kunst genommen, beispielsweise Arbeiten so legendärer Meister wie Jeff Koons, Edvard Munch oder auch George Grosz. Der Bilderrausch explodiert geradezu vor Einfällen. Höchst geschickt wird dabei durchweg darauf verwiesen, dass alle Fabulierlust den unzähligen Ideen der Comic-Kunst entstammt.
Der Vorgängerfilm «Spider-Man: A New Universe» begeisterte weltweit Publikum und Kritik und bekam 2019 völlig zu Recht den Oscar als bester animierter Spielfilm. Ein Erfolg, den das neue Spider-Man-Abenteuer durchaus wiederholen könnte. Denn nicht nur die Originalität der Story hält die Zuschauer in Atem. Viele erwachsene Kinobesucher dürfte es besonders freuen, dass diese Story eine Vielzahl kluger Gedanken beinhaltet.
Ernste Themen
Die angerissenen Themen reichen zum Beispiel von der Frage, wie schwer es sein kann, erwachsen zu werden, über eine Auseinandersetzung mit den Problemen von Eltern, ihre Kinder aus der häuslichen Geborgenheit zu entlassen, bis zu gesellschaftlichen Themen, wie der Akzeptanz des achtsamen Neben- und Miteinanders von Menschen unterschiedlicher persönlicher Hintergründe. Auch etwas so Ernstes wie das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Ethnien, Religionen und sozialer Hintergründe wird schlaglichtartig beleuchtet. All das wird aber nie mit einem belehrend erhobenen Zeigefinger dargeboten. Die Erzählung wirkt durchgehend spielerisch leicht. Was die Möglichkeit eröffnet, alle Verweise links liegen zu lassen und den Film als reinen Fantasy-Spaß zu genießen.
Eingefleischte Filmfans werden zu ihrem Vergnügen manch augenzwinkerndes Zitat aus der Kino-Historie entdecken. Es gibt effektvolle Anspielungen auf berühmte Filme wie beispielsweise «Men in Black», «Indiana Jones» und andere Klassiker. Das sorgt für manch treffenden kleinen Witz. Aber auch wer die Verweise nicht erkennt, ja selbst, wer noch nie einen Film um eine Figur aus dem Marvel-Kosmos gesehen hat, dürfte sich prächtig amüsieren.