Die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Schreibprozess: Kreativität in Gefahr?
Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Schreibprozess wird von Autoren und Experten kritisch betrachtet. Welche Auswirkungen hat dies auf die Kreativität in der Literatur? (Urheber/Quelle/Verbreiter: )

Künstliche Intelligenzen (KI) sind mittlerweile in der Lage, Geschichten zu schreiben und Handlungsstränge zu entwickeln, was in der Buchwelt für Aufsehen sorgt. Was einst ein individueller Schaffensprozess war, wird zunehmend zu einem Projekt zwischen Mensch und Maschine.

Mit nur wenigen Zeilen können KI-Programme Schreibblockaden überwinden, Kindergeschichten kreieren oder Thriller-Plots entwerfen. Doch während dies als nützliche Hilfe erscheinen mag, gibt es in der Literaturszene Widerstand und Bedenken.

Die Frage nach der Kreativität

Experten und Autoren stellen in Frage, ob KI-Programme wie ChatGPT oder Claude wirklich in der Lage sind, die Emotionen und Nuancen zu erfassen, die eine Geschichte unvergesslich machen. Kinderbuchautorin Margit Auer äußert sich skeptisch über die Fähigkeit von KI, „Geschichten mit Seele“ zu generieren. Sie betont, dass echte Kinderbücher von Überraschung, Witz und Wärme leben und nicht austauschbar sein sollten.

Die Autorin Cornelia Funke kritisiert die zunehmende Verwendung von KI in der Buchgestaltung und bezeichnet dies als Verrat an den Werten, die Bücher vermitteln sollen. In ihren Äußerungen auf Social Media hebt sie hervor, dass junge Illustratorinnen und Illustratoren, die durch ihre Kunst ihren Lebensunterhalt verdienen, von dieser Entwicklung betroffen sind.

Der kreative Schaffensprozess

Auer erklärt weiter, dass es gegen ihre Autorinnenehre verstoßen würde, sich von KI helfen zu lassen. Sie sieht den Wert in der menschlichen Verbindung, die Kinderbücher schaffen, und glaubt, dass Leserinnen und Leser mit den Charakteren mitfühlen müssen. Sie zieht es vor, statt auf KI zurückzugreifen, einen Spaziergang zu machen, um Inspiration zu finden.

Urheberrecht und KI

Laut deutschem Urheberrecht sind nur persönliche geistige Schöpfungen von Menschen geschützt. Das Bundesministerium der Justiz stellt klar, dass KI-generierte Inhalte nicht die erforderliche menschliche Kreativität aufweisen. Dies wirft Fragen über die Autorschaft auf und ob KI tatsächlich kreativ sein kann.

Nikola Roßbach, Literaturwissenschaftlerin, äußert sich ebenfalls kritisch über die Originalität von KI-generierten Texten. Sie hebt hervor, dass die Verwendung von KI in der Literatur oft zu vorhersehbaren Ergebnissen führt und dass echte Kreativität das Unerwartete benötigt.

Die Zukunft der Literatur

Auf der Frankfurter Buchmesse 2024 war KI ebenfalls ein zentraler Diskussionsthema. Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, forderte klare Regeln für den Einsatz von KI in der Buchbranche. KI könnte zwar den kreativen Prozess unterstützen, basiere jedoch auf umfangreichen Datenmengen, die als „größter Datenklau der Geschichte“ bezeichnet werden.

In der Kinder- und Jugendliteratur, wo die emotionale Verbindung zwischen Autoren und Lesenden besonders stark ist, bleibt die Frage, ob KI als Werkzeug oder als Konkurrenz fungieren wird. Besonders in anspruchsvolleren literarischen Werken ist die individuelle Stimme des Autors entscheidend, und KI kann diese nicht replizieren. Die Zukunft der Literatur wird also auch von der Balance zwischen Mensch und Maschine abhängen.


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