Ein verzweifelt um seine tote Frau trauernder Kinderpsychologe baut mit einem achtjährigen Patienten eine geheimnisvolle Verbindung auf: Auf dem Papier klingt das nicht gerade nach einer Rolle, bei der man sofort an den berühmten US-Komiker Billy Crystal denken würde.
Der 76-Jährige ist schließlich aus Kino-Komödien wie «Harry und Sally» und «City Slickers» oder durch die eleganten Moderationen der Oscars bekannt. Nach fast einem Jahrzehnt ohne größere TV-Rolle ist Crystal aber nun beim Streamingdienst Apple TV+ in der Mystery-Serie «Before» zurück. Inzwischen sind alle 10 Folgen erschienen (seit Ende Oktober freitags).
Rolle als Kinderpsychologe
Crystal spielt genau diesen Kinderpsychologen, Eli Adler, der nach deren Krebs-Tod um seine Frau Lynn (Judith Light, «Transparent») trauert und sie immer wieder durchs Haus ziehen sieht.
Eines Tages steht ein achtjähriger Junge (Jacobi Jupe) vor seiner Tür und kratzt an der Farbe des Rahmens, bis die kleinen Finger bluten. Eli will ihm helfen, der Junge rennt weg, steht aber in der Nacht plötzlich im Schlafzimmer des Psychologen. Dieses Mal folgt Eli ihm nach Hause zu seiner Pflegemutter, die ihm von den Sorgen um das Kind erzählt.
Am nächsten Tag wird Eli gefragt, ob er als Psychiater einen neuen Fall betreuen kann – es ist Noah. Er ist in der Schule gewalttätig und hat Alpträume, in denen Wasser durch Wände tritt, während er Niederländisch aus dem 17. Jahrhundert spricht. Eli fühlt eine große Verbundenheit zu dem Kind und findet erst nach und nach heraus, warum.
Mix aus Thriller und Trauerdrama
«Before» bringt diese Mischung aus psychologischem Thriller und Trauerdrama in blassen Farben zusammen. Erzählt wird mit vielen Rückblenden, die oft überraschend auf Schockeffekte setzen und sich immer wieder als Träume herausstellen. Die zehn Episoden dauern teils weniger als eine halbe Stunde, schaffen es aber trotzdem nicht durchgängig, die Spannung zu halten – dafür sind die Charaktere an vielen Stellen zu sehr Schablonen.
Zum Leben erwacht die unterkühlte Serie aber immer dann, wenn sie darüber nachdenkt, wie wir Trauer und Trauma nicht nur selbst entwickeln, sondern auch von unseren Vorfahren weitergereicht bekommen.
Gibt es ein Leben nach dem Tod und ein Leben vor der Geburt?
Für Crystal ist die Serie eine Herzensangelegenheit, er ist auch als Produzent an ihr beteiligt. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagt er, dass er nicht lange von der Hauptrolle überzeugt werden musste, schließlich habe er die gesamte Serie selbst bei mehreren Studios vorangetrieben.
Ihn habe der spirituelle Aspekt der Geschichte erzählt. «Es ist so, wie Eli an einer Stelle sagt», meint Crystal «wenn man daran glaubt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, dann muss man auch offen für die Möglichkeit sein, dass es ein Leben vor unserer Geburt gibt.» Crystal sieht darin etwas Versöhnliches. «Vielleicht gibt uns das Möglichkeiten – und Möglichkeiten bieten uns Trost.»