Regisseurin Chloé Zhao hat mit ihrem Film «Nomadland» einen Lauf. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Taylor Jewell/Invision/AP/dpa)

Lange wurde Hollywood heftig kritisiert. Zu viele weiße Männer vor und hinter den Kameras, zu wenig neue Gesichter, hieß es. Spannenderweise gibt es aber derzeit einige junge Frauen, die in der Kinobranche für Furore sorgen und deren Karrieren gerade richtig starten – auch wenn das wegen der Pandemie deutlich weniger bombastisch und glamourös ausfällt, als sie sich das wahrscheinlich erhofft hatten.

Eine von ihnen hat bereits einen großen Erfolg gefeiert: Chloé Zhao, in Peking geborene Regisseurin, gewann im Herbst beim Filmfest Venedig mit ihrem Drama «Nomadland» den Goldenen Löwen für den besten Film. Es war das erst fünfte Mal seit 1949, dass der Hauptpreis des Festivals an das Werk einer Regisseurin ging. Zugleich steht die 38-jährige Zhao für die vielen jungen Filmschaffenden in den USA mit Migrationshintergrund – auch wenn sie in «Nomadland» mit Oscarpreisträgerin Frances McDormand in der Hauptrolle von modernen Nomaden in der Weite Amerikas erzählt.

Bei der Preis-Saison in Hollywood sorgte Zhao ebenfalls bereits für Wirbel: Sie gehört zu den drei Frauen, die bei den Golden Globes für einen Regie-Award nominiert sind – nie zuvor gab es in der sonst von Männern dominierten Sparte so viele weibliche Anwärterinnen. Außerdem werden «Nomadland» gute Oscar-Chancen eingeräumt; die Nominierungen dazu werden Mitte März bekanntgegeben. Möglicherweise landet die Regisseurin dann endlich in dem Rampenlicht, das ihr längst zusteht.

Auch für die zwölfjährige Helena Zengel aus Berlin waren die Folgen der Corona-Pandemie ein herber Rückschlag. Ihr Hollywooddebüt «Neues aus der Welt», in dem sie an der Seite von Tom Hanks spielt, kam nicht wie geplant in die Kinos, sondern zunächst zu Netflix. Premieren, Galas – Fehlanzeige. Trotzdem gehört die Schülerin zu den neuen Stars in Hollywood: Für ihre Leistung wurde sie unter anderem für einen Golden Globe nominiert und darf sich über weitere Angebote freuen, wie sie kürzlich im dpa-Interview erzählte.

Ähnlich geht es der Britin Vanessa Kirby. Die 32-Jährige war bereits als Prinzessin Margaret in der Serie «The Crown» und 2018 im Actionspektakel «Mission: Impossible – Fallout» zu sehen. Ihren Durchbruch aber feierte auch sie beim Filmfest Venedig 2020, wo sie für «Pieces of a Woman» als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde. In ihrer ersten Hauptrolle verkörpert sie eine Frau, die ihr Baby Momente nach der Geburt verliert – das spielt sie so intensiv und kraftvoll, dass sich der Schmerz beim Zuschauen überträgt.

«Pieces of a Woman», von Martin Scorsese mitproduziert, stand eigentlich ein größerer Kinostart mit Premieren und internationaler Aufmerksamkeit bevor, landete aber ebenfalls bei Netflix und ging dort im großen Angebot eher unter. Doch auch Kirby ist für einen Golden Globe nominiert und bereits für weitere Großprojekte angekündigt, darunter die nächsten beiden «Mission: Impossible»-Filme.

Selbst wenn sie also nicht so sichtbar sind, es in Hollywood derzeit stiller ist als sonst und zu einer Filmkarriere normalerweise rote Teppiche, Blitzlichtgewitter und glamouröse Galas gehören: Die Stars der neuen Generation sind längst da – und sie sind weiblich.

Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten, Von Aliki Nassoufis, dpa

Von