Zehntausende Menschen säumen die Straßen Londons, um einen Blick auf das Königspaar in der Kutsche zu erhaschen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jordan Pettitt/PA Wire/dpa)

Mit zahlreichen prominenten Gästen aus der ganzen Welt hat in London der feierliche Gottesdienst zur Krönung des britischen Königspaares begonnen. Charles III. und Camilla trafen bei Nieselregen in der Westminster Abbey ein. Unter den Ehrenpagen direkt hinter Charles war sein Enkel, der neunjährige Prinz George. Thronfolger William und Prinzessin Kate folgten dem Königspaar ebenfalls in die Kirche.

Angeführt wurde der Festzug von Vertretern verschiedener nicht-christlicher Glaubensgemeinschaften, um die Vielfalt der Religionen in Großbritannien zum Ausdruck zu bringen.

Danach folgten Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen und Fahnenträger, die alle 15 Länder repräsentieren, deren Staatsoberhaupt König Charles ist. Nach den Mitgliedern des Chors folgte das Königspaar. Dazu erklang das Eingangslied «I was Glad» zum Text von Psalm 122 von Hubert Parry aus dem Jahr 1902.

Prominente Gäste

Zur Krönung versammelten sich in der Kirche Prominente aus Politik, Showbusiness und Adel. Unter ihnen waren zahlreiche gekrönte Häupter wie Willem-Alexander und Máxima von den Niederlanden und Felipe und Letizia von Spanien. Aus Schweden kamen König Carl Gustaf und seine Tochter Victoria. Für das dänische Königshaus kamen Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary, für die Norweger reisten Haakon und Mette-Marit an. Prinz Harry kam allein zu der Zeremonie, seine Frau Meghan blieb mit den beiden Kindern in den USA.

Unter den politischen Gästen waren der französische Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der kanadische Premierminister Justin Trudeau, die ehemaligen britischen Premierminister Boris Johnson, Tony Blair und Liz Truss, US-First Lady Jill Biden, der US-Klimabeauftragte John Kerry und die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska.

Auch Popstars wie Katy Perry und Lionel Richie waren zu Gast bei der Zeremonie. Beide sollten auch am Sonntagabend beim Krönungskonzert auf der Bühne stehen.

Verkürzte Prozession

Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 König. Die Krönung symbolisiert lediglich seine Amtsübernahme. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren.

Die Länge der Krönungsprozession für König Charles III. beträgt nur rund ein Viertel der Strecke, die seine Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren zurücklegte. Für die langsame Fahrt über 1,42 Meilen (2,3 Kilometern) von der Westminster Abbey zum Buckingham-Palast sind exakt 33 Minuten vorgesehen. Der «Königsprozession» genannte Hinweg folgt der gleichen Route und soll genauso lange dauern.

Wenn der Gottesdienst in der Westminster Abbey am 6. Mai um 14.00 Uhr (MESZ) endet, werden der Monarch und Königsgemahlin Camilla mit der Goldenen Staatskutsche zunächst am Parlament vorbei auf die Straße Whitehall gefahren, die durch das Regierungsviertel Westminster zum Trafalgar Square führt. Vorbei an der berühmten Statue von Admiral Nelson geht es dann nach links durch den Triumphbogen Admiralty Arch auf die Prachtstraße The Mall, die entlang dem St. James’s Park zum Buckingham-Palast führt.

Demonstrationen und Festnahmen

Die deutlich verkürzte Prozession soll die von Charles angestrebte Verschlankung der Monarchie widerspiegeln. Dennoch nutzten Monarchie-Gegner den Tag für Protest. Die Festnahmen wurden umgehend von Human Rights Watch scharf kritisiert. «Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London», sagte die Chefin der britischen Niederlassung der Menschenrechtsorganisation, Yasmine Ahmed, am Samstag einer Mitteilung zufolge. «Friedliche Proteste erlauben es den Menschen, die Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen. Das ist etwas, dem die britische Regierung offenbar zunehmend abgeneigt zu sein scheint.»

Der Bürgerrechtler Peter Tatchell twitterte, die Polizei habe riesige Absperrungen errichtet, um Monarchie-kritische Transparente zu verdecken. «Das Recht auf friedlichen Protest unterdrückt. Schande!» Die Londoner Polizei hatte ein rigoroses Vorgehen gegen Menschen angekündigt, die aus ihrer Sicht die Krönung stören wollen.

Jahrhundertealte Traditionen

Der Gottesdienst folgt jahrhundertealten Traditionen. Höhepunkte sind die Salbung des Königs mit geweihtem Öl, die wegen ihrer sakralen Bedeutung als einziger Moment nicht von Kameras erfasst wird, und bald darauf die Krönung selbst. Dabei setzt der Erzbischof dem Monarchen die schwere, goldene Edwardskrone aufs Haupt. Anschließend schwören der Geistliche sowie Thronfolger Prinz William Charles die Treue. Nach Charles wird in einer kürzeren Zeremonie auch Camilla gekrönt.

Wer einen guten Blick auf die Prozession haben wollte, musste bereits am frühen Morgen seinen Platz an der Prachtstraße The Mall sichern. Eine Frau rief aus den hinteren Reihen: «Wäre es wohl sehr dreist, sich weiter nach vorne durchzudrängeln? Oder wäre das nicht mit britischen Werten vereinbar?»

Die Londoner Familien Salisbury und Savident – bestens ausgestattet mit Picknickstühlen und Regenschutz und selbst zubereiteter Coronation Quiche – machten es sich einige Meter weiter gemütlich und gönnten sich kurz vor 8.00 Uhr am Morgen den ersten Sekt. Zwei Freundinnen – von oben bis unten in Union Jacks eingehüllt – konnte auch der angekündigte Regen nicht schocken. «Es ist ein britischer Feiertag, natürlich wird es regnen!»

Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten,

Von