Oscar-prämierter Regisseur Hamdan Ballal nach Festnahme im Westjordanland freigelassen
Der palästinensische Regisseur Hamdan Ballal, nach seiner Festnahme im Westjordanland, wurde freigelassen und kehrte zu seiner Familie zurück. (Urheber/Quelle/Verbreiter: )

Der palästinensische Regisseur Hamdan Ballal ist nach seiner Festnahme im Westjordanland wieder auf freiem Fuß, wie ein Kollege berichtete. Yuval Abraham, einer der Co-Regisseure des Oscar-prämierten Dokumentarfilms No Other Land, teilte auf der Plattform X mit, dass Ballal nach einer Nacht in Handschellen und Misshandlungen in einem Militärstützpunkt zu seiner Familie zurückkehren kann.

Die Times of Israel berichtete ebenfalls über seine Entlassung aus der Haft. Laut dem Bericht wurden Ballal und zwei weitere Festgenommene gegen Kaution freigelassen und zur Behandlung in ein palästinensisches Krankenhaus gebracht. Zuvor hatte Ballals Anwältin Lea Tsemel erklärt, dass seine Freilassung bevorstehe. Berichten zufolge hatte der verletzte Filmemacher die Nacht auf dem Boden eines Militärstützpunkts verbracht.

Yuval Abraham zitierte die Anwältin mit den Worten, dass Ballal die gesamte Nacht über in Handschellen und mit verbundenen Augen festgehalten und von zwei Soldaten geschlagen wurde. Diese Informationen konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Die Anwältin sowie die israelische Polizei reagierten auf Anfragen nicht, während die israelische Armee auf die Polizei verwies.

Aggression durch israelische Siedler

Augenzeugen berichteten, dass Ballal zuvor von israelischen Siedlern im israelisch besetzten Westjordanland angegriffen wurde. Nach dem Vorfall hätten israelische Soldaten ihn aus einem Krankenwagen heraus verhaftet, was von palästinensischen Aktivisten und Kollegen bestätigt wurde. Das israelische Militär bestritt in einer Stellungnahme, dass Ballal aus einem Krankenwagen geholt wurde.

Laut dem israelischen Militär hätten Palästinenser am Montagabend zunächst Steine auf israelische Siedler geworfen, was zu einem Steinwurf zwischen beiden Gruppen führte. Polizei und Armee intervenierten und trennten die beteiligten Gruppen. Dabei wurden drei Palästinenser und ein Israeli festgenommen.

Auszeichnung mit einem Oscar

Der Dokumentarfilm No Other Land, an dem Ballal mit den Israelis Yuval Abraham und Rachel Szor sowie dem Palästinenser Basel Adra arbeitete, gewann vor drei Wochen den Oscar für den besten Dokumentarfilm in Los Angeles. Der Film thematisiert den gewaltfreien Widerstand der Palästinenser in der Region Susja und Masafer Jatta gegen den Verlust ihrer Dörfer und ihres Landes.

Die nicht-staatliche Organisation Center for Jewish Nonviolence berichtete über den Angriff auf Ballal in seinem Heimatdorf Susja. Berichten zufolge waren die Angreifer mit Schlagstöcken, Messern und Sturmgewehren bewaffnet und trugen Masken. Fünf jüdisch-amerikanische Aktivisten wurden ebenfalls angegriffen und deren Auto beschossen.

Berichte über Verletzungen

Medien berichteten, dass Ballal von einem Stein am Kopf getroffen wurde und dass Dutzende gewalttätige Siedler Steine auf die Dorfbewohner und deren Häuser warfen. Vier Palästinenser wurden verletzt, und die israelische Polizei bestätigte drei Festnahmen, wobei Ballal einer der Festgenommenen war.

Co-Regisseur Adra beschrieb auf X, dass Ballal von Siedlern „gelyncht“ wurde und Soldaten ihn entführten. Abraham berichtete ebenfalls von der brutalen Behandlung Ballals.

Palästinensische Extremisten verüben regelmäßig Anschläge auf Israelis, während auch die Gewalt radikaler Siedler gegen palästinensische Zivilisten zugenommen hat.

Eklat bei der Berlinale

Der Film No Other Land dokumentiert den schrittweisen Abriss der Dörfer in der Heimatregion von Adra durch Soldaten im Auftrag der israelischen Regierung. Im vergangenen Jahr wurde der Film bei der Berlinale ausgezeichnet, jedoch kam es zu einem Eklat, als Vorwürfe gegen Israel ohne Erwähnung des Oktober-Massakers durch die Hamas laut wurden. Abraham sprach von einer „Apartheid-Situation“, was Applaus im Publikum auslöste. Die Festivalleitung distanzierte sich zwar von den Aussagen, jedoch nicht vom Film.

Die Berlinale äußerte sich zu den aktuellen Vorfällen als „sehr besorgniserregend“ und betonte, dass die Sicherheit der Filmemacher oberste Priorität habe und ihre Rückkehr zu Freunden und Familie gefordert wird. Die Rolle des Journalismus und des Dokumentarfilms müsse geschützt werden, um die Macher vor Repressalien und Gewalt zu bewahren.


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