Das Drama «Sterben» um eine zerrüttete Familie von Matthias Glasner ist beim Deutschen Filmpreis mit der Goldenen Lola ausgezeichnet worden. Das gab die Deutsche Filmakademie in Berlin bekannt.
Die Schauspielerin Corinna Harfouch ist zudem für ihre Rolle in dem Drama «Sterben» mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden. Die 69-Jährige nahm den Preis für die beste weibliche Hauptrolle in Berlin entgegen. Sichtlich gerührt bedankte sich Harfouch auf der Bühne bei ihrem Schauspielkollegen Lars Eidinger, «Sterben»-Regisseur Glasner und ihrer Familie.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde wurde Schauspieler Simon Morzé. Er hat den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller gewonnen. Der Österreicher erhielt die Auszeichnung für seine Rolle im Historienfilm «Der Fuchs». Darin spielt er einen österreichischen Soldaten namens Franz, der im Zweiten Weltkrieg einen jungen Fuchs aufzieht.
Die Regisseurin Ayşe Polat erhielt für ihren Politthriller «Im toten Winkel» einen Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch. Polat nahm die Auszeichnung in Berlin entgegen und widmete den Preis «allen Frauen, die mutig für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen.» «Im toten Winkel» dreht sich um die Schwierigkeiten einer Crew, die im Nordosten der Türkei einen Dokumentarfilm drehen will und dabei beobachtet wird. Es kommt zu sonderbaren Zwischenfällen.
Durch den Abend führte ein Moderationsensemble, zu dem unter anderem Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer («Tatort») und Schauspieler Jürgen Vogel («Caveman») gehören.
Gute Laune auf dem roten Teppich
Alexandra Maria Lara/Florian Gallenberger
Schygulla sorgt für Lacher
Die Schauspielerin Hanna Schygulla («Die Ehe der Maria Braun») ist beim Deutschen Filmpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film geehrt worden. Die Deutsche Filmakademie zeichnete die 80-Jährige in Berlin mit dem Ehrenpreis aus – dabei verzettelte sich die Schauspielerin ein bisschen auf der Bühne und sorgte für Lacher und ein amüsiertes Saalpublikum.
«So viel Ehre. Früher konnte ich das Wort überhaupt nicht leiden. Aber jetzt fühl‘ ich doch, dass es mir auch guttut», sagte Schygulla. Sie hatte mit der richtigen Höhe des Mikrofon-Ständers zu kämpfen. Laudator Dieter Kosslick, der frühere Berlinale-Intendant, kam ihr zu Hilfe.
In ihrer Rede, die sie handgeschrieben auf Zetteln mit auf die Bühne brachte, hinterfragte sich Schygulla als Ikone. Sie fragte auch nach dem 92 Jahre alten Filmemacher Alexander Kluge, der doch immer so klug gewesen sei.
Als die Veranstalter Musik einspielten, die das Ende der Rede markieren sollte, blieb Schygulla noch auf der Bühne. Sie falle als Ikone auch mal gern aus dem Rahmen, sagte sie.
Die preisgekrönte Schauspielerin wurde 1943 geboren. Regisseur Rainer Werner Fassbinder holte sie in den 60er-Jahren zuerst ans Theater, mit ihm prägte Schygulla den Autorenfilm. Mit Fassbinders Filmen – etwa «Effi Briest», «Die Ehe der Maria Braun» und «Lili Marleen» – wurde sie berühmt.
Später arbeitete die Film-Ikone mit europäischen Regiegrößen wie Volker Schlöndorff, Jean-Luc Godard, Carlos Saura oder Marco Ferreri. Im vergangenen Jahr hatte Regisseur Schlöndorff den Ehrenpreis erhalten.
Roth: «Kunst ist ein Zugang zur Humanität»
Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises die Kunst in Krisenzeiten als Zugang zur Menschlichkeit bezeichnet. «Wir feiern nicht, um zu vergessen, sondern weil wir wissen: Kunst ist ein Zugang zur Humanität», sagte Roth in Berlin. Sie sei vor allem ein Weg, «im Fühlen, Schauen, Hören uns ergreifen zu lassen und zu begreifen, was uns als Menschen ausmacht.»
Roth erinnerte an den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, an die von der Hamas entführten israelischen Geiseln, das Leid der Bevölkerung im Gazastreifen, den zum Tode verurteilten iranischen Rapper Tumadsch Salehi und die Lage im Sudan.
«Ich glaube niemand, niemand hier bleibt unberührt vom Elend der Gewalt, von der Verunsicherung, von der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft, den massiven Bedrohungen, denen die Demokratie und auch die Kultur ausgesetzt sind», sagte Roth. Doch in keiner Sekunde, in der gefeiert werde, würden die anderen vergessen werden. «So können und sollen wir feiern, denn wir feiern den Film, seine künstlerische, seine erzählerische, seine gesellschaftliche Kraft.»