Gerd Nefzer befindet sich im Endspurt der Oscar-Vorbereitungen. Nach seiner Rückkehr von Dreharbeiten in Budapest packt er am Freitag seinen Koffer und bügelt seinen Smoking. Am Samstag fliegt er zusammen mit seiner Frau Regina nach Los Angeles. „Ich hoffe, der Flieger hat keine Verspätung“, sagt der 59-Jährige am Telefon.
Am Sonntag könnte er dann strahlend auf der Oscar-Bühne stehen. Nefzer ist ein erfahrener Spezialeffekte-Künstler und hat bereits zwei Oscars gewonnen. Im Jahr 2018 setzte sich sein Team mit «Blade Runner 2049» gegen den Favoriten «Planet der Affen: Survival» durch. Zudem gewann er 2022 erneut für das Science-Fiction-Epos «Dune».
Jetzt ist Nefzer erneut im Rennen, dieses Mal für seine Arbeit an «Dune: Part Two», die er in Zusammenarbeit mit Regisseur Denis Villeneuve geleistet hat. Vor zwei Wochen erhielt er zudem die Bafta-Trophäe für die besten visuellen Effekte.
Top-Chancen bei den Oscars
Experten räumen dem Team gute Chancen für einen Oscar ein. „Ja, das sieht sehr gut aus für uns, aber da kann noch viel passieren“, sagt Nefzer lachend, während er auf die Konkurrenz hinweist, die „viele Affen“ umfasst, darunter «Planet der Affen: New Kingdom», das unter den fünf Nominierten ist.
Entspannte Vorbereitung auf den dritten Auftritt
Nefzer blickt seinem dritten Oscar-Auftritt gelassener entgegen, da er nun weiß, was für ein „irres Erlebnis“ einen beim roten Teppich und der Gala erwartet. „Das war beim ersten Mal überwältigend, und man fühlte sich verloren oder ängstlich“, gesteht er. Jetzt freue er sich vor allem darauf, Danny (Villeneuve) und das Team zu treffen.
Fünf Nominierungen für «Dune: Part Two»
«Dune: Part Two» hat insgesamt fünf Nominierungen, darunter auch die für den besten Film. Das bildgewaltige Werk mit Timothée Chalamet in der Hauptrolle spielt auf dem Wüstenplaneten Arrakis, wo verschiedene Mächte um die wertvolle Substanz Spice kämpfen. Die Dreharbeiten fanden in der Wüste Jordaniens, in Abu Dhabi und in Studios in Budapest statt, wobei Nefzer und sein Team für die realen Spezialeffekte verantwortlich waren.
Herausfordernde Dreharbeiten
Nefzer beschreibt die Actionszenen mit einem riesigen Sandwurm, auf dem Chalamet reitet, als die größte Herausforderung. Dazu wurde eine künstliche Düne aus Sand errichtet, die beim Filmen zum Einsturz gebracht wurde, während die Schauspieler oder Stuntleute darüber liefen. Villeneuve legte großen Wert darauf, dass dies glaubhaft aussieht.
„Es hat super funktioniert“, sagt Nefzer, obwohl die Schauspieler und Stuntleute dabei viel Staub abbekommen haben. An einem Drehtag wurde eine ganze Tonne Sand verblasen, berichtet er.
Oscars im Tresor
Nefzer, der ausgebildete Agrartechniker, ist seit über 30 Jahren im Filmgeschäft tätig. Er begann in der Firma seines Schwiegervaters, die zunächst Filmautos verlieh und später Spezialeffekte hinzufügte. Er bezeichnet seinen Betrieb als Familienunternehmen mit „dem besten Team der Welt“. Nefzer ist ständig unterwegs zwischen dem Firmensitz in Schwäbisch Hall, der Dependance in Potsdam und Filmsets weltweit.
Seine beiden Oscars bewahrt er sicher in einem Tresor auf. „Ich hole sie gelegentlich heraus und bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich sie in der Hand halte“, sagt er. „Irgendwann werden sie dann mal auf unserem Kachelofen stehen. Noch ist ein bisschen Platz drauf“, schließt der Oscar-Anwärter mit einem Scherz.