Kanzlerin Angela Merkel und ihr Mann Joachim Sauer freuen sich auf die Wagner-Festspiele. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Auftakt in Bayreuth: In der oberfränkischen Stadt haben die Richard-Wagner-Festspiele begonnen.

Nach einem Jahr Zwangspause startete das weltberühmte Festival mit einer Neuinszenierung der Oper «Der fliegende Holländer» – am Pult stand dabei erstmals in der Festspielgeschichte eine Frau, nämlich Oksana Lyniv aus der Ukraine.

Prominenz in Bayreuth

Prominentester Premierengast war Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die kurz vor Beginn vorfuhr und mit ihrem Mann Joachim Sauer kam. Die scheidende Regierungschefin wurde mit dem ersten Applaus des Abends begrüßt.

Im schwarzen, langen Rock und im orange-farbenen Blazer schritt Merkel vor das Königsportal, wo Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sie erwartete. Statt Händedruck begrüßten sich die beiden Politiker corona-konform mit einer Verbeugung. Zugleich erklang vom Balkon oberhalb des Portals die erste Fanfare, die den baldigen Beginn der Aufführung anzeigte. 

Es ist Merkels Abschiedsbesuch als Kanzlerin in Bayreuth. Merkels Amtszeit endet nach der Bundestagswahl im Herbst. Die Kanzlerin gilt als große Anhängerin von Wagners Werk und war regelmäßig in Bayreuth zu Gast.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kam mit seiner Frau Karin, die ein dunkelblaues Kleid aus Spitzenstoff trug. Der rote Teppich, der sonst bei der Eröffnung ausgerollt wird, blieb in diesem Jahr im Depot, auch der Staatsempfang im Anschluss wurde abgesagt. Wegen der Corona-Einschränkungen dürfen in diesem Jahr 911 Menschen pro Vorstellung ins Haus, normalerweise sind es knapp 2000.

Vieles ist eben anders als sonst am Grünen Hügel zu Bayreuth, wo Tradition immer noch großgeschrieben wird. Wer ein Ticket für die Festspiele hat, muss sich zuvor registrieren, denn rein darf nur, wer komplett geimpft, genesen oder getestet ist.

Nach erfolgreicher Registrierung gibt es ein pinkfarbenes Bändchen fürs Handgelenk. Das passt natürlich nicht immer zu den feinen Abendroben. Aber auch eine FFP2-Maske ist ein ungewohntes Accessoire für einen Opernabend. Muss aber derzeit sein.

Demokratisierungsschub am Grünen Hügel

Ungewohnte Bilder bieten sich auch neben dem Festspielhaus: Foodtrucks sind aufgebaut, um die lange Wartezeit zwischen Registrierung und Einlass zu verkürzen. Pastabox statt Hummerbratwurst – es wirkte wie ein kleiner Demokratisierungsschub am Grünen Hügel.

Statt mit Küsschen oder Händedruck begrüßten sich die Wagnerianer mit freundlichem Kopfnicken oder einer kurzen Faustberührung. Die Schaulustigen durften nicht bis vor das Haus kommen, einige warteten jedoch an den Gehwegen Richtung Festspielhaus darauf, einen Blick auf Merkel und Co. zu werfen.

Die Polizei zeigte viel Präsenz; es sei jedoch bislang alles planmäßig gelaufen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken kurz vor Beginn der Aufführung.

Durch den Ausfall im Vorjahr konnte die geplante Neuinszenierung von Richard Wagners vierteiligem «Ring des Nibelungen» nicht realisiert werden. Das Projekt wurde wegen Corona auf 2022 vertagt.

Als eine Art Ersatz dafür soll es in diesem Jahr zu jeder der vier «Ring»-Opern ein Projekt geben. Zum diesjährigen Programm gehören zudem «Die Meistersinger von Nürnberg» in der Inszenierung von Barrie Kosky und Tobias Kratzers «Tannhäuser». Andris Nelsons und Christian Thielemann werden Konzerte im Festspielhaus dirigieren. Das Festival endet am 25. August. 

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