Cover des Buches «Das Star Wars Archiv. 1999-2005» von Paul Duncan. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jennifer Patrick/Taschen Verlag/dpa)

Schon beim Aufklappen des Buches wird klar, wohin die Reise geht. Auf der Innenseite des Deckels ist der Moment aus den «Star Wars»-Filmen zu sehen, bevor ein Raumschiff in die Lichtgeschwindigkeit springt.

Man wird in «Das Star Wars Archiv. 1999-2005» also direkt hineingezogen in die weit, weit entfernte Galaxis. Geschrieben wurde das Sachbuch hauptverantwortlich von Film-Historiker Paul Duncan, der auch schon Titel über die James-Bond-Reihe, Charlie Chaplin, «Der Pate» und eben über die erste Star-Wars-Trilogie veröffentlicht hat.

Nun widmet er sich den Special Editions der ersten drei Filme, die George Lucas in den 90er Jahren überarbeitete, und vor allem den unter Fans alles andere als unumstrittenen Prequels, den Episoden I-III. Das opulente Buch entstand erneut in enger Zusammenarbeit mit Lucas und Lucasfilm.

Es kann einen im übertragenen wie im wörtlichen Sinne erschlagen. Beim Anheben des knapp sieben Kilo schweren Wälzers fragt man sich, ob das noch ein Buch für den Kaffeetisch oder die Tischplatte selbst ist. Doch darin findet sich eine gigantische Masse an Hintergrundwissen und spannenden Einblicken in die Arbeit an den Filmen, die alle Fans begeistern dürfte. Fotos vom Dreh und aus den Filmen, Storyboards, Zeichnungen, Bilder von Modellen und vieles mehr sind zu sehen.

Egal, wie man zu den Filmen steht, man kann eigentlich nur beeindruckt sein, wie viel Arbeit von unzähligen Menschen in sie geflossen ist. Als Beispiel kann die Figur Jar Jar Binks dienen: Mehr als ein Jahr habe es gedauert, das langohrige Echsenwesen zu schaffen, Hunderte Konzepte seien gemacht worden, erzählt die Zeichnerin Terryl Whitlatch. Jar Jar Binks gilt als eine der ersten komplett computergenerierten Filmfiguren, eine bedeutende Errungenschaft in der Filmgeschichte. Und wird von Fans trotzdem abgelehnt wie kaum ein anderer Charakter.

Doch um eine Auseinandersetzung mit der vielen Kritik an den Filmen geht es Duncan nicht, es ist ganz klar eine Hommage. So erfährt man vor allem auch viele spannende Details: Etwa, dass der erste Auftritt von Hayden Christensen im Kostüm des ultimativen Bösewichts Darth Vader am Set erst für totale Stille und dann riesigen Jubel sorgte, der sich in einer großen Party samt Gelage entlud. Oder, dass einige der Einstellungen vom Vulkanplaneten Mustafar echte Vulkanaktivität vom Ätna zeigen, die extra dort gefilmt wurde. Oder, dass Jedi-Ritter Obi-Wan-Kenobi in einer ersten Zeichnung für seine Kostüme viel eher aussieht wie Schauspieler Ralph Fiennes als Ewan McGregor.

Etwas verbittert zeigte sich Regisseur Lucas in den vergangenen Jahren darüber, dass Disney nach dem Kauf von Lucasarts offenbar wenig Interesse an seinen Ideen für die dritte Trilogie hatte. Im Buch legt er seine Pläne offen. Die Geschichte wäre in der Tat eine ganz andere gewesen.

In den Interviews mit Lucas wird dann auch deutlich, wie kompromisslos er seine Vision auch gegen Widerstände von Fans und Kritikern durchsetzt. So sagt er etwa: «Ich konnte fast alles zeigen, was ich zeigen wollte – so ungefähr 96 Prozent.» Nach den nachträglichen Veränderungen auch an der alten Trilogie sei er nun zufrieden. «Ich bin nicht länger frustriert, so, wie ich es früher war.»

Paul Duncan: Das Star Wars Archiv. 1999–2005, Taschen, Köln, 600 Seiten, 150,00 Euro, ISBN 978-3-8365-6345-1

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