Das Nokia-Handy von Angela Merkel neben einem abhörsicheren Blackberry. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)

Kaum etwas veraltet so schnell wie Digitaltechnik. So vermag schon ein Nokia-Tastenhandy nostalgische Gefühle zu wecken. Die neue Ausstellung «#DeutschlandDigital» im Haus der Geschichte in Bonn wirkt streckenweise wie ein Ausflug in graue Vorzeit – dabei sind die meisten Exponate nur wenige Jahre oder höchstens Jahrzehnte alt.

Mit mehr als 400 Objekten, Fotos und interaktiven Medienstationen beleuchtet das Museum für die Geschichte der Bundesrepublik die tiefgreifenden Auswirkungen der Digitalisierung. Zu den ältesten Ausstellungsstücken gehören ein Nachbau des im Krieg zerstörten «ersten Computers der Welt», den der Ingenieur und Erfinder Konrad Zuse im Jahr 1941 erbaute, und das Originalmanuskript für eine Rechenmaschine von 1701. Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz erläuterte damit sein binäres Zahlensystem, die theoretische Grundlage für die spätere Digitalisierung.

Im weiteren Verlauf darf der fast 20 Kilogramm schwere Commodore PET, der 1978 auf der Hannover Messe präsentiert wurde, ebenso wenig fehlen wie Super Mario, der Held der Nintendo-Videospielreihen. Auch der erste digitale Klingelbeutel für kontaktloses Spenden in der Kirche ist zu bestaunen.

Das Handy der Kanzlerin

Wie eine Kostbarkeit unter Glas ausgestellt ist das Handy, das Angela Merkel bis 2005 noch als CDU-Oppositionsführerin nutzte. Schon damals wurde sie vom US-Geheimdienst abgehört. «Eines der signifikanten Merkmale der Kanzlerschaft von Angela Merkel war ja die Kommunikation über SMS», sagt Museumschef Harald Biermann der Deutschen Presse-Agentur. «Das war schon ein signifikantes Herrschaftsinstrument. Bei Gerhard Schröder war das vorher nicht der Fall, bei Helmut Kohl gab’s das noch nicht. Bei Olaf Scholz ist noch nichts rausgekommen, da muss man mal abwarten.»

Etwas ältere Besucher können hier die Feststellung treffen, dass in ihrer Lebensspanne Science-Fiction Realität geworden ist. Fans der Zeichentrickfilmserie «Captain Future», die ab 1980 im ZDF gezeigt wurde, erinnern sich an das «fliegende Gehirn» des lang verblichenen Professors Simon Wright, das in einem Spezialbehälter im Raumschiff mitflog. Etwas Ähnliches hatte ESA-Astronaut Alexander Gerst bei seinen Weltraum-Missionen tatsächlich dabei: den Astronautenassistenten «Cimon», basierend auf künstlicher Intelligenz (KI). Ganz so schlau wie Simon Wright war er zwar noch nicht, aber er konnte den Astronauten immerhin schon bei Messungen helfen und etwas vorsingen. Ein sehr alltägliches Beispiel für KI ist ein profaner Saugroboter, der ebenfalls ausgestellt wird.

«So sieht ein Arbeitsplatz-Killer aus»

Die Schau ruft aber auch ins Gedächtnis zurück, dass die Anfänge der Digitalisierung gerade in Deutschland von großer Skepsis begleitet waren. Der DGB verbreitete 1979 ein Plakat, auf dem unter der Überschrift «Kleine Ursachen – große Wirkung» ein Mikroprozessor zwischen zwei Frauenfingern zu sehen war. «So sieht ein Arbeitsplatz-Killer aus», hieß es dazu.

Und weiter: «Verharmlosend redet man vom ‚technischen Fortschritt‘. Im Klartext heißt das nichts anderes als: Tausende von Arbeitsplätzen werden wegrationalisiert.» Im Rückblick ist es geradezu rührend, dass damals in den Köpfen noch die Vorstellung lebte, wenn man nur wolle, könne man die Entwicklung aufhalten.

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