Die Schauspielerin Uschi Glas wird 80. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Ein Beinahe-Striptease vor Polizisten im Filmklassiker «Zur Sache, Schätzchen» machte sie berühmt, fortan war Uschi Glas so etwas wie das Schätzchen der Nation. Jetzt wird sie 80 und sagt: «Ein Schätzchen war ich nie». So lautet der Titel ihrer Biografie, die am Mittwoch erschienen ist, kurz vor ihrem Ehrentag an diesem Samstag (2. März).

Und in dem Buch liefert sie überzeugende Belege für ihre Behauptung: «Ich wollte niemandem gehören, keinem Land, keiner Bewegung und auch keinem Mann», schreibt sie. «Ich wollte niemals im Gleichschritt gehen, nur weil alle anderen etwas auf dieselbe Art machten.» Ihr Buch ist getragen von einem unbedingten Streben nach Eigenständigkeit und Freiheit. «In meinem Buch geht es viel um Widerspruch, Respekt und Unabhängigkeit. Wenn ich zurückblicke, waren und sind diese drei – ich nenne sie mal – Werte ganz zentral in meinem Leben», sagt sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München.

Schon früh stand sie hinter ihren Werten

Dass ihre Mutter kein eigenes Geld hatte und finanziell von ihrem Ehemann abhängig war, war Uschi Glas schon als Mädchen ein Graus. «Für mich stand fest: Das will ich nicht», sagt sie. «Natürlich war es bei uns auch so, dass mein Vater gesagt hat: „Warum willst Du denn überhaupt was lernen? Du heiratest doch mit 24, Du bist doch hübsch.“ Oh, Hilfe! Nein, nein!»

Als viele ihrer Kolleginnen sich in den 1960er und 1970er Jahren vor der Kamera auszogen, blieb Glas bei ihrem strikten Nein dazu, als alle Künstler für Willy Brandt trommelten, tat sie das demonstrativ nicht. Und ihren ersten Mann wollte sie – in einer Zeit, in der das alles andere als alltäglich war – zuerst gar nicht heiraten, auch nicht, als der gemeinsame Sohn auf die Welt gekommen war.

Von der Leinwand ins Abendprogramm

Glas‘ Karriere hatte eigentlich ganz anders gestartet – als Anwaltssekretärin in München, wohin die gebürtige Niederbayerin mit 20 gezogen war. Auf einer Premierenfeier empfahl sie sich dann dem Produzenten Horst Wendtland als Schauspielanwärterin – und bekam die erste Rolle in dem Edgar-Wallace-Film «Der unheimliche Mönch». 1966 war sie «das Halbblut Apanatschi» an der Seite von Pierre Brice als Winnetou.

Sie nahm Schauspielunterricht, biss sich durch – und dann kam die legendäre Szene als Barbara auf der Polizeiwache. Mit «Zur Sache, Schätzchen» schrieb sie Filmgeschichte – in Schwarz-Weiß, weil damals das Budget nicht für einen Film in Farbe reichte.

Mit Filmen wie der «Lümmel von der ersten Bank»-Reihe war es danach eher die leichtere Muse, ab Mitte der 1970er Jahre war Glas dann häufiger im Fernsehen zu sehen als auf der Kinoleinwand, spielte in verschiedenen Krimis oder Rosamunde-Pilcher-Folgen mit. Einmal fuhr sie mit dem ZDF-«Traumschiff» nach Thailand. Ihrem Buch hat sie ein Zitat ihres engen Freundes und Kollegen Elmar Wepper vorangestellt, der im Oktober vergangenen Jahres gestorben war und mit dem Glas jahrelang ein Ehepaar gespielt hat in der Serie «Zwei Münchner in Hamburg». Es lautet: «Entscheidend ist doch, was man aus seinem Leben macht. Und die Liebe, mein Freund, sie ist das Wichtigste.»

Bodenständigkeit als Erfolgsgeheimnis

Glas‘ großes Kunststück: Sie schaffte alles ohne große Skandale, ohne Allüren, ohne dass jemand öffentlich ein allzu böses Wort über die bodenständige Bayerin verliert. Kurz vor ihrem Ehrentag wurde Helga-Ursula Glas-Hermann, wie die Schauspielerin mit vollem Namen heißt, mit dem Bayerischen Verfassungsorden 2023 ausgezeichnet – «für ihr langjähriges soziales Engagement, insbesondere für Kinder», wie der Landtag mitteilte.

Denn ihr großes Engagement gilt auch ihrem Verein «brotZeit», der kostenloses Schulfrühstück anbietet. Und seit sie ihr großes Kino-Comeback als Burnout-geplagte Lehrerin Leimbach-Knorr in der «Fack ju Göhte»-Trilogie von Bora Dagtekin hatte, erkennen sie die Schüler sogar als Berühmtheit – und nicht nur als Oma, die das Essen bringt, wie Glas sagt.

Stolpersteine sind Schnee von gestern

Insgesamt ist es eine Bilderbuchkarriere, die die Mutter von drei Kindern hingelegt hat, keine Frage – auch wenn privat der ein oder andere Stolperstein lauerte. Ihr Sohn Ben Tewaag machte eine Zeit lang regelmäßig Schlagzeilen, wie sie eine Mutter wohl ungern lesen möchte. Gerade erst wurde bekannt, dass er in diesem Jahr beim «Kampf der Realitystars» auf RTL II mitmacht.

Und Uschi Glas‘ erster Ehemann betrog sie mit einer Jüngeren. Es war das erste und einzige Mal, dass Glas öffentlich so richtig vom Leder zog und zeigte, welches Temperament in der adretten, freundlichen Dame steckt: «Ich steh‘ doch nicht daheim wie ein Möbelstück rum, und er geht abends schnackseln.» Und dann war da ja noch die Sache mit ihrer Hautcreme, die der Stiftung Warentest nicht gefiel. Inzwischen ist all das Schnee von gestern.

«Ich bin glücklich und dankbar dafür, mein Alter – gesund – erreicht zu haben. Ich sehe keinen Grund, die 80 zu verheimlichen», schreibt Glas in ihrem Buch. Ihre Standardantwort an diejenigen, die ein Problem haben mit dem Älterwerden, lautet: «Dann musst Du halt vorher sterben.»

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