Hollywood steht wieder im Rampenlicht, wenn am Sonntag (Ortszeit) der wichtigste Filmpreis der Welt verliehen wird – mitten in einer angespannten Weltlage. Oscar-Preisträger Edward Berger, bekannt für seinen Film „Im Westen nichts Neues“, glaubt jedoch nicht, dass die Veranstaltung stark politisiert sein wird.
„Da bleibt Politik weitestgehend auf der Strecke“
„Es ist Entertainment“, erklärte Berger in Los Angeles. „Da bleibt Politik weitestgehend auf der Strecke. Es wird Witze geben, die werden lustig werden und natürlich auch Hiebe nach Washington, aber es wird im Rahmen des Entertainments bleiben“, fügte er bei einem Empfang von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films, hinzu.
Kurz vor der Gala wurden bei dem Event in Hollywood die deutschen Nominierten und ihre Teams gefeiert. Der in Wolfsburg geborene Filmemacher Berger hat mit seinem Vatikan-Thriller „Konklave“ acht Gewinnchancen.
Chancen für deutsche Filme
Er könnte den Spitzenpreis als „Bester Film“ sowie Auszeichnungen in Kategorien wie adaptiertes Drehbuch, Hauptdarsteller (Ralph Fiennes), Kostümdesign (Lisy Christl) und Musik (Volker Bertelmann) gewinnen. Christl lebt in Berlin, während Bertelmann in Düsseldorf ansässig ist.
Das Drama „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ des in Hamburg lebenden iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof wird für Deutschland in der Kategorie International Feature Film ins Rennen gehen.
Zusätzlich hat die deutsche Produktion „September 5“ über das Olympia-Attentat 1972 in München Chancen auf einen Oscar. Regisseur und Autor Tim Fehlbaum, Drehbuchautor Moritz Binder und Co-Autor Alex David sind für das beste Original-Drehbuch nominiert. Der schwäbische Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer könnte für seine Mitarbeit an „Dune: Part Two“ seinen dritten Oscar gewinnen.
Resilienz in Kalifornien
Die 97. Academy Awards stehen unter dem Eindruck der verheerenden Brände, die im Januar im Großraum Los Angeles wüteten. Berger (54), der 2023 mit seinem Kriegsfilm „Im Westen Nichts Neues“ bei der Oscar-Gala vier Preise abräumte, betont die Resilienz der Filmmetropole. „Gerade Kalifornien ist unheimlich flink auf den Füßen und denkt einfach nach vorn. Wenn die hinfallen, stehen sie wieder auf und sagen ‚Wir bauen auf, wir machen weiter’“, sagte er.
Von dieser Positivität könnte man „wahnsinnig viel“ lernen, bemerkte Berger. Dies könnte auch dem Kampfgeist in der politisch angespannten Lage zwischen Hollywood und Washington zugutekommen. „Ich bin hoffnungsvoll, dass wir weiterhin Filme machen, die streitbar sind und sich dem entgegenstellen und sich nicht einfach überrollen lassen von dem politischen Wirken gerade“, fügte er hinzu.