Peter Doherty gehört zu den Prominenten, die sich nebenbei in der Bildenen Kunst ausdrücken. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Young/dpa)

Rockstar Bryan Adams fotografiert Obdachlose, Libertines-Frontmann Pete Doherty fertigt Collagen aus Musiktexten oder Blut, Wimbledon-Sieger Michael Stich malt abstrakte Bilder auf Japan-Papier, Rapper Samy Deluxe besprüht Wände und uralte Radio-Kassettenrekorder mit grellen Graffitis. Und Grünen-Bundestagspolitiker Anton Hofreiter, bekannt vor allem für seinen laute Forderung nach westlichen Waffenlieferungen für die Ukraine, malt grellbunte Landschaftsbilder mit Tulpen.

Doherty, Stich oder Hofreiter verbindet in ihren beruflichen Karrieren nicht viel, aber sie haben eines gemeinsam: Sie machen alle Kunst. Das Düsseldorfer NRW-Forum hat jetzt die Arbeiten von 18 Prominenten aus Musik, Theater, Sport, Politik, Mode und Werbung zusammengestellt und daraus eine Kunstausstellung gemacht. Unter dem Titel «Kunst der Stars. Beyond Fame» (Jenseits des Ruhms) sind von Freitag bis zum 21. Januar 2024 Fotos, Gemälde, Videos und Installationen von internationalen und nationalen Promis zu sehen.

Die meisten der Promi-Künstler sind Autodidakten und haben eine Akademie nie von innen gesehen. Dennoch haben einige von ihnen den Durchbruch im neuen Metier geschafft und sich Namen auch als Künstlerinnen und Künstler gemacht. Ihre Kreativität leben sie häufig in mehreren Bereichen gleichzeitig aus.

«Eine Musik-Karriere ist voll durchorganisiert», sagt der einst skandalträchtige Libertines-Frontmann Doherty in Düsseldorf, der übrigens als Sohn eines britischen Offiziers einige Jahre in der NRW-Landeshauptstadt zur Schule ging. Seine Karriere in der Kunst sei dagegen «unvorhersehbar und chaotisch» gewesen, so der 44-Jährige. Seine Collagen fertigte er teils unterwegs auf Tourneen an und nutzte dafür auch Musiktexte oder Löffel mit Essensresten.

Er habe ja ein Problem mit Drogen gehabt, verrät Doherty. Deshalb habe er auch mit Blut gemalt. Jetzt aber sei er «sauber». Und so posiert Doherty ganz gesetzt im grauen Bohème-Anzug mit Krawatte und Blume am Revers sowie Mischlingshund Gladys an seiner Seite vor seinen Bildern. Musik mache er aber immer noch, betont er. Gerade hätten die Libertines ein neues Album aufgenommen.

Schauspieler und Sportler

Multi-Kreativität ist auch das Markenzeichen von Lea Draeger: Sie ist nicht nur Ensemblemitglied am Berliner Maxim Gorki Theater, sondern schreibt auch Bücher und arbeitet seit mehreren Jahren an einer Serie von inzwischen wohl über 6000 briefmarkengroßen Zeichnungen von Päpstinnen und Päpsten. Damit verarbeitet sie unter anderem die Religiosität der eigenen Familie und das patriarchale System. Ein ganzer Raum ist mit den fein gezeichneten Papst-Miniaturen ausgestattet. Jede erzählt eine andere Geschichte.

Auch Sportler finden bisweilen den Weg zur Kunst. Nach Ansicht von Ex-Tennis-Profi Stich ist das gar kein so weiter Weg. Beides – Tennis und Kunst – seien kreative Tätigkeiten, sagt er. Und beides spiele in einem vorgegebenen Raum: Tennis auf einem von Linien begrenzten Feld, Kunst auf der begrenzten Leinwand. In beiden Bereichen «kann ich tun und lassen, was ich will», sagt der 54-Jährige. Stich sammelt seit Jahren selbst Kunst und hat auch mal zwei Semester Kunstgeschichte studiert.

Die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Josephine Henning verarbeitet ihren früheren Job teils künstlerisch: Sie hat die lebensgroße Skulptur einer Fußballspielerin mit bunten Resten von Sport- und Stollenschuhen beklebt. In Hennings surrealem Aktgemälde, in dem der Torso ein Wecker ist, wird die Verbindung zum Sport dann aber aufgelöst.

Von Wolfgang Niedeckens Tochter Isis-Maria Niedecken werden naiv anmutende Stillleben mit Alltagsgegenständen gezeigt. Ein schwarzer Raum ist pompös mit den wilden Dripping-Bildern und allerlei Kitsch des Modemachers Harald Glööckler ausgestattet. Makaber wird es bei den Video-Installationen von Jean-Remy von Matt. Der Unternehmer und Werbetexter führt die menschliche Vergänglichkeit vor Augen. Ausstellungsbesucher können sich auf eine schwarze Kirchenbank knien und auf einem Display ihr Alter eingeben. Vor ihnen erscheint eine überdimensionale Sanduhr, die gnadenlos rieselt.

Sogar die Hochstaplerin Anna «Delvey» Sorokin hat sich in Kunst versucht. In New York schwindelte sie sich jahrelang durch die High Society, bis sie aufflog und schließlich im Gefängnis landete. Im Knast baute sie sich ein Geschäft mit Kunst auf. Ihre selbstgemalten Bildchen, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind, mit Titeln wie «Niemand ist sicher» oder «Herumschleichen in Prada» verkauft Sorokin angeblich für tausende von Dollar – und kann damit weiter ihr Luxusleben finanzieren.

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