Die lange Herrschaft von Dieter Bohlen in der Jury der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» findet überraschend ein vorzeitiges Ende. Der Musik-Produzent wird in den beiden Final-Shows der aktuellen Staffel nicht mehr über die Kandidaten urteilen, wie RTL mitteilte.
Bohlen habe seine Teilnahme «leider krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt», hieß es zur Begründung. Was zunächst recht lapidar klingt, beendet eine Fernseh-Epoche: Das Kapitel Dieter Bohlen bei «DSDS» ist beendet.
Bereits vor zwei Wochen hatte RTL erklärt, dass die Zeit des streitbaren Sprücheklopfers bei dem Casting-Flaggschiff nach fast 20 Jahren enden wird. Nach dieser Staffel sollen andere das Kommando übernehmen. Das «DSDS»-Halbfinale findet am Samstag (27. März), das Finale eine Woche später (3. April) statt. Die beiden Live-Shows sollten der Schlusspunkt für Bohlen sein – nach all den knallharten Urteilen und Sprüchen in Richtung der Kandidaten.
Das Ende kommt nun viel abrupter und weniger glamourös als gedacht. Welche gesundheitlichen Gründe Bohlen für seine Absage nannte, ließ ein RTL-Sprecher unkommentiert. RTL-Unterhaltungschef Kai Sturm erklärte, man bedauere «Dieters krankheitsbedingte Absage» sehr und wünsche ihm alles Gute und eine schnelle Genesung. Die neun Final-Teilnehmer müssten nun ohne ihn um den Sieg singen.
Die Rumpf-Jury bilden nun noch Schlagersängerin Maite Kelly und Popmusiker Mike Singer. Derzeit werde geprüft, ob ein dritter Juror die beiden verstärken könne, erklärte RTL. Es ist bereits die zweite Aufsehen erregende Lücke in der Staffel. Einst – man hat es in der Bohlen-Dämmerung fast vergessen – hatte auch der skandalumwitterte Schlagersänger Michael Wendler in der Jury gesessen. Der 48-Jährige wurde mittlerweile bei RTL vom Bildschirm verbannt.
Bohlen kommt nun dem Abschied zuvor, den der Sender angedacht hatte. Die Entscheidung, die Show nach dem Ende der Staffel grundlegend umzukrempeln und eine andere Jury zu installieren, war vom Sender getroffen worden. Bohlen selbst, nicht gerade als sprechfaul bekannt, kam in der Mitteilung nicht zu Wort. Stattdessen war zu lesen, das «alle Beteiligten im Vorfeld informiert» worden seien. Auch in der knappen Nachricht von der Krankschreibung blieb Bohlen nun stumm.
Bohlens Abschied markiert nun eine Zeitenwende. Seit dem Start von «DSDS» 2002 herrschte er über die Jury, seine Art der Kandidatenbeurteilung («Vielleicht kannst du versuchen, mit der Stimme den Leuten die Beine zu enthaaren») war für die einen amüsant, für andere die schlimmste Ausprägung des damals einsetzenden Casting-Booms.
Bohlen aber hielt sich und «DSDS» schüttelte – auch dank seiner Quote und Fan-Gemeinde – viele andere Formate ab, die auf den Casting-Zug aufspringen wollten. Drumherum aber veränderte sich die Landschaft. Viele Musik-Shows – etwa «The Voice» – gehen heute zugewandter auf ihre Kandidaten zu. Um es so auszudrücken.
«DSDS» war für Bohlen zugleich die zweite große Schaffensphase in seinem Leben. Die erste hatte er mit der Pop-Band Modern Talking hingelegt. Wie es der Zufall wollte, trat sein ehemaliger Band-Kollege Thomas Anders (58) noch am Mittwochabend bei der Konkurrenz von ProSieben in der Show «The Masked Singer» auf.
Angesprochen auf Bohlens Abschied, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht so plötzlich geplant war, sagte Anders der Deutschen Presse-Agentur, er «wünsche jedem Menschen alles Gute». Aber es sei nun mal so. «Das ist der Zeiten Lauf.»