Hans-Hermann Weyer, einst Sonderbotschafter von Liberia, sitzt 1977 in Frack mit Schärpe und Orden in der Bibliothek seines Hauses. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Istvan Bajzat/dpa)

Hans-Hermann Weyer, der mit dem jahrzehntelangen Verkauf von Titeln und Adelsprädikaten bekannt wurde, ist tot. «Hans-Hermann Weyer-Graf von Yorck», wie er nach einer Adoption im Jahr 1996 offiziell hieß, sei am Dienstag im Alter von 85 Jahren an seinem Hauptwohnsitz in Rio de Janeiro gestorben, bestätigte seine Ehefrau Christina Weyer am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in München. «Er ist nach 33 Jahren Ehe friedlich in meinen Armen eingeschlafen.» Zunächst hatte die Münchner «Abendzeitung» berichtet.

Der als «schöne Konsul» bekannte Weyer war wegen seiner Tätigkeit als Titelhändler ab den 60er Jahren immer wieder mit der Justiz in Konflikt gekommen. 1980 setzte er sich nach Südamerika ab. Weyer kehrte erstmals 1988 wieder besuchsweise nach München zurück, nachdem die Justiz alle Ermittlungen gegen ihn eingestellt hatte.

Bei der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing beschrieb er sein Marketing-Konzept einst mit den Worten «mit möglichst geringem Aufwand viel Geld zu machen». Seine Berufung sei es gewesen, die Eitelkeiten der Reichen zu befriedigen. Mit 18 Jahren schwatzte er demnach dem bolivianischen Präsidenten das erste Honorarkonsulat ab und verscherbelte den Titel für 20 000 Dollar an einen Fabrikanten. Nach eigenen Angaben verkaufte Weyer über die Jahre hinweg mehrere Hundert Konsulate.

Im Dezember 1991 heiratete er im bayerischen Rottach-Egern seine Leibärztin und Botschafter-Tochter Christina Scholtyssek, die ihren Doktortitel aber «selbst durch Promotion in München erarbeitet hat», wie sie am Freitag betonte. Mit dem Tod ihres Mannes sei «der letzte Paradiesvogel davongeflogen». Die Beisetzung solle kommende Woche in Deutschland im engsten Familienkreis erfolgen.

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