Große Pausen sind nicht das Ding von Clemens J. Setz. Wenn der österreichische Schriftsteller über seinen Schaffensdrang spricht, dann gehören Auszeiten nicht zu seinem Alltag. «Ich mache fast nie Pausen. Ich mache viele Sachen gleichzeitig, aber manche funktionieren auch nicht», sagt der 38-Jährige. Manche funktionieren aber umso besser.
Nach zahlreichen Auszeichnungen für sein literarisches Werk in den vergangenen Jahren hat ihn die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt am Dienstag als Träger des Georg-Büchner-Preises 2021 bekannt gegeben.
Setz ist bekannt für seine vielschichtig konstruierten Texte voller Zitate und Metaphern, die ihm bereits in jungen Jahren viel Lob einbrachten. «Das war mein liebstes Hobby und das ist es auch heute noch, das Schreiben von irgendwelchen Sachen.» Er habe das nie wirklich so als Beruf gesehen. «Dass das jetzt so passiert ist, ist viel Glück und viel gutes Timing.»
2007 erschien sein Debütroman «Söhne und Planeten», schon 2008 wurde er zum Ingeborg-Bachmann-Preis eingeladen. 2011 erhielt er für seinen Erzählband «Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes» den Preis der Leipziger Buchmesse. Seinen Leserinnen und Lesern mutet er mitunter viel zu: Rund 1000 Seiten hat etwa sein kühner Roman «Die Stunde zwischen Frau und Gitarre», der ihm 2015 den Wilhelm Raabe-Literaturpreis einbrachte.
Vielfach preisgekrönt sind seine Geschichten, jetzt auch mit der wichtigsten Auszeichnung für Literatur in Deutschland. «Mit Clemens J. Setz zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Sprachkünstler aus, der mit seinen Romanen und Erzählungen immer wieder menschliche Grenzbereiche erkundet», heißt es zur Begründung der Jury. «Seine bisweilen verstörende Drastik sticht ins Herz unserer Gegenwart, weil sie einem zutiefst humanistischen Impuls folgt.»
Eine Auszeichnung, die Setz als Ehre empfindet. Er habe es eigentlich zuerst gar nicht geglaubt. «Ich hätte nie gedacht, dass es so früh kommt im Leben». Vielleicht mit 70 oder so, das sei schon unerwartet. «Der Name Georg Büchner und auch die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre, sich in das eingereiht zu sehen, ist schon eine Ehre, die kann ich noch nicht ganz fassen.» Viele der Preisträgerinnen und -träger seien seine Vorbilder, ohne die er nie angefangen hätte zu Schreiben. «Das ist schon sehr unwirklich.»
Dabei habe er erst mit 16 angefangen Bücher zu lesen, erzählt Setz. «Aber dann ist das sich Verlieben in die Literatur sehr schnell passiert. Das war dann eine heftige, eindeutige Sache.» Der in Graz geborene und heute in Wien lebende Setz studierte dann Germanistik und Mathematik. Doch nicht das Studium der Literatur, sondern die Mathematik inspirierte ihn zum Schreiben. Da denke man unkünstlerisch. «Man denkt nicht so frei assoziativ, sondern in strengen Formen und das hat mich eigentlich sehr viel mehr zum Erfinden von Geschichten gebracht.»
Doch trotz allen Erfolgs: Selbstzweifel habe man die ganze Zeit, berichtet Setz über das Schreiben. «Wer das nicht hat, ist meistens ein sehr unangenehmer, sehr gefährlicher Mensch.» Seinen Stoff holt sich der 38-Jährige aus Erinnerungen. Dinge, an die man sich aktiv erinnere, die man nicht notieren müsse. Das Notizbuch sei das Grab für schlechte Einfälle. «Sachen, die man von selbst nicht vergisst, sind Sachen, über die man schreiben sollte.» Seine Intention: Die Kluft zwischen Menschen aufheben. Niemand könne wissen, was er denke und empfinde. Dies wolle er durch komplexe sprachliche Aussagen in einer Art Telepathie überwinden und so vielleicht auch verstehen, was andere denken.
Und Setz hat noch ein Ziel außerhalb der Literatur. Sein Familienstand: «Noch unverheiratet und noch keine Kinder, aber ich arbeite an beidem und hoffe, dass das bald so sein wird.»