Christoph Maria Herbst als Hochzeitsplaner in einer Szene des Films «Ein Fest fürs Leben». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Conny Klein/Warner Bros. Entertainment GmbH/dpa)

Seine Vermählung mit seiner Frau Gisi hat der Schauspieler Christoph Maria Herbst 2012 im kleinen Kreis begangen. «Denn auf einer Feier möchte ich mich meinen Gästen gern widmen», erklärt Herbst (57) der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Generell seien ihm bei Einladungen vier bis sechs Gäste am liebsten – dafür feiere er dann lieber einmal öfter.

«Sooo nicht» lautet also die klare Antwort des Grimme-Preisträgers auf die Frage, ob ihm der Aufwand gefalle, den er als Hochzeitsplaner Dieter in der Komödie «Ein Fest fürs Leben» zu betreiben hat. Nach dem Drehbuch und unter der Regie von Richard Huber («Tatort») kommt der auch sonst prominent besetzte Film am Donnerstag (19. Oktober) in die Kinos.

50 Angestellte, die zum Teil in barocken Lakaien-Kostümen stecken, 150 aufgebrezelte Gäste, ein opulentes Mahl, Riesenfeuerwerk – und das alles vor der prächtigen Kulisse des Schlosses Ehreshoven im Bergischen Land. Damit will der extrovertierte Bräutigam Lasse (Ulrich Brandhoff) seine Zukünftige Leonie (Mira Benser) und den Rest der Welt schwer beeindrucken. Doch dann geht schief, was nur schiefgehen kann. Obwohl sich der von ihm beauftragte Dieter jegliche Mühe gibt und seine einander oft streitenden Mitarbeiter immer wieder zusammenfaltet, kommt es etwa zu einem Stromausfall, der das meiste vorbereitete Essen verkommen lässt und zu völlig falscher Musik unter dem störrischen Bandleader Steve (Marc Hosemann, «Sophia, der Tod und ich»).

Dazu entflammt sein Helfer Florian (Johannes Allmayer, «Die Wannseekonferenz») auch noch erneut für seine alte Liebe, die Braut. Und der schlampig angezogene Fotograf (Jörg Schüttauf), der schon mal mit der Brautmutter im Gebüsch verschwindet, schnabuliert am Büffet, statt für Bilder für die Ewigkeit zu sorgen. Bei alledem verliert der alterfahrene Dieter zusehends die Nerven. Und als ihm seine Ehefrau telefonisch mitteilt, dass sie nicht nur Abstand von ihm wünsche, sondern auch schon einen anderen Partner habe, freut er sich auf das Kaufangebot für seine Firma durch eine ihm noch unbekannte Person. Allerdings hält er den auftauchenden Interessenten dann erstmal für einen Finanzprüfer – und gibt gleich diverse aus Syrien stammende Schwarzarbeiter zu.

Lange Unterhosen bei Nachtdrehs

Wem das Ganze bekannt vorkommt: Die trubelige Geschichte ist ein Remake des französischen Kinowerks «Das Leben ist ein Fest» (2017) der «Ziemlich beste Freunde»-Macher Olivier Nakache und Éric Toledano. Herbst hat den Film damals gesehen, sich ihn aber bei seiner Vorbereitung nicht noch einmal angeschaut. «Ich wollte ja meinen eigenen Hochzeitsplaner spielen», sagt er der dpa. Dabei habe er die Dreharbeiten besonders genossen. «Ich komme aus der Gegend, aus dem Oberbergischen, aber ich kannte das Schloss gar nicht und wurde ein großer Fan dieser Location. Es ist immer toll, wenn man in einem so angenehmen Ambiente drehen darf. Und das Schloss ist ja nun einer der Hauptakteure in dem Geschehen», so der Hauptdarsteller.

Und fügt hinzu: «Es war aber auch anstrengend, von den Temperaturen her. Wir hatten drei Wochen als Nachtdreh – da kann es dann schon mal ganz schön nass und kalt sein. Wenn ich da mit meinen Budapester Schuhen auf dem nachtfeuchten Rasen stand… Ich kann mich gut erinnern, dass ich bei vielen Szenen lange Unterhosen trug.» Spaß habe es ihm auch gemacht, Teil eines derart großen Ensembles zu sein. «Da hat Richard Huber bewiesen, dass er ein guter Dompteur ist. Diesen Sack Flöhe hat er gut gehütet – und ist dabei allen auf Augenhöhe begegnet. Es gab ja auch noch 80 bis 100 Komparsen. Außerdem war es noch mitten in Corona-Zeiten. Wir hatten es also wirklich mit vielen Imponderabilien zu tun.»

Herbst, dem vielfach preisgekrönten Schauspieler und Comedy-Darsteller, gelingt es, inmitten des drehbuchbedingt chaotischen Geschehens zugleich feinfühlig einen Mann in einer existenziell schwierigen Phase zu zeichnen. «Von Beginn an ist er nicht die beste Version seiner selbst», sagt der 57-Jährige. «Er ist in einer Lebens-, Arbeits- und Schaffenskrise. Und zieht die Reißleine. Dabei spielt das Drehbuch mit Brüchen und dem Brechen von Erwartungshaltungen. Es ist Komödie, aber mit melancholischem Firnis.» So reicht der Film allemal für einen Unterhaltungsabend mit ein wenig Nachdenklichkeit.

Ein Fest fürs Leben, Deutschland 2023, 101 Minuten, FSK 0, von Richard Huber, mit Christoph Maria Herbst, Cynthia Micas, Marc Hosemann.

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