König Charles III. begrüßt die Öffentlichkeit vor dem Clarence House in London, nachdem er vom Geheimen Rat offiziell zum Monarchen ausgerufen worden war. (Urheber/Quelle/Verbreiter: James Manning/PA Wire/dpa)

Wenn es stimmt, dass der erste Eindruck entscheidet, dann kann für König Charles III. nicht mehr allzu viel schief gehen. Die Schlagzeilen der britischen Presse und die ersten Reaktionen aus der Bevölkerung sprechen eindeutig für das neue Staatsoberhaupt.

Demonstrativ demütig gibt sich Charles bei seinen ersten öffentlichen Auftritten. Ob beim Bad in der Menge vor dem Buckingham-Palast, als er minutenlang Hände schüttelt und sich sogar – entgegen des royalen Protokolls – küssen lässt. Ob in seiner ersten Ansprache an die Nation oder auch bei seiner offiziellen Proklamation am Samstag: Stets betont der 73-Jährige das Erbe seiner Mutter Königin Elizabeth II. und trifft dabei den richtigen Ton.

«Das Versprechen unseres neuen Königs an die Nation: Loyalität, Respekt, Liebe», titelt am Samstag sogar die links stehende Boulevardzeitung «Mirror».

Charles will lebenslang dem Volk dienen

Hat es bisher oft geheißen, Charles werde möglicherweise bei der Thronfolge übersprungen oder die Krone zumindest schnell an seinen ältesten Sohn William weiterreichen, so ist nun klar: Charles ist entschlossen, für den Rest seines Lebens weiterzumachen. Wie seine Mutter gelobt er dem Volk lebenslangen Dienst.

Das kommt in der britischen Öffentlichkeit sehr gut an. Man sei «gesegnet», dass Charles so über sich hinausgewachsen sei und es keine gefühlte Lücke nach dem Tod der Queen gegeben habe, ergötzt sich eine Kommentatorin der BBC. Später kommt dann aber vor allem in sozialen Netzwerken doch noch erste Kritik an Charles auf. Denn als der neue König am Samstag seine Proklamation unterzeichnet, passt ihm offenbar die Platzierung des Tintenfässchens nicht. Mit einer herrischen Geste gegen seine Mitarbeiter macht er seinen Unmut deutlich. Schon als Thronfolger wurde jeder Schritt und jedes Wort von Charles beachtet – als König nun umso mehr.

Charles gilt als politischer Mensch

Pflichterfüllung war für die Queen immer ein Pfeiler ihrer langen Regentschaft. Charles macht nun deutlich, dass er sich genau in dieser Tradition sieht. Eine solche Kontinuität ist am ehesten dazu angetan, das derzeitige Verlustgefühl bei vielen Briten zu mildern.

Allerdings hatte Charles bisher ein völlig anderes Image als die Queen. Während diese dafür gerühmt wurde, ihrer Neutralitätspflicht dermaßen konsequent zu entsprechen, dass niemand sie im Parteienspektrum auch nur ungefähr einordnen konnte, gilt Charles als ein durchaus politischer Mensch mit sehr klaren Standpunkten.

Sein großes Thema ist der Umwelt- und Klimaschutz, und das schon seit vielen Jahrzehnten. Anfangs wurde er dafür oft belächelt und verspottet. Der Thronfolger galt als Exzentriker, für den es nichts Schöneres gebe, als auf seinem Landgut Highgrove in Gummistiefeln die Beete umzugraben und begütigend auf Schnittlauch und Brunnenkresse einzusprechen. Er selbst reagierte darauf mit dem ihm eigenen Selbstspott. Als er einmal mit einem dicken Verband zu einer Museumseröffnung erschien, meinte er: «Wenn man sich schon seit so langer Zeit mit Bäumen unterhält, wie ich es tue, trifft man früher oder später zwangsläufig auf eine angriffslustige Eiche.»

Klimaschützer der ersten Stunde

Inzwischen allerdings hat Charles eine Reputation als Klimaschützer der ersten Stunde aufgebaut. Beim Klimagipfel von Glasgow im vergangenen Jahr soll US-Präsident Joe Biden zu ihm gesagt haben: «Sie haben das alles ans Laufen gebracht.» Auch die frühere grüne Verbraucherschutzministerin Renate Künast hält große Stücke auf ihn, stand zeitweise in intensivem Austausch mit dem adeligen Biobauern.

Kaum jemand rechnet damit, dass sich Charles künftig überhaupt nicht mehr zu Klimaschutzthemen äußern wird, allerdings dürfte dies eben deutlich vorsichtiger geschehen. «So dumm bin ich nun auch nicht», stellte er dazu 2018 in einem BBC-Interview klar. «Die Vorstellung, ich würde genau so weitermachen wie vorher, ist wirklich Unsinn.»

Allerdings könnte in seiner neuen Rolle schon eine im vertraulichen Kreis geäußerte Meinung des Königs, die dann an die Presse durchgestochen würde, einen politischen Skandal verursachen. Mit der neuen konservativen Regierung von Premierministerin Liz Truss gibt es so manchen potenziellen Konfliktpunkt. So will Truss an dem international kritisierten Vorhaben festhalten, illegal eingereiste Menschen nach Ruanda auszufliegen. Charles soll dieses Vorgehen in einem privaten Gespräch als «entsetzlich» bezeichnet haben.

Popularitätswerte bei der Jugend stärken

Sollte es ihm dagegen gelingen, die richtige Balance zu finden, könnte es für das Ansehen Großbritanniens sogar von Vorteil sein, einen humanitär engagierten, «grünen König» zu haben. Vor allem könnte das Charles bei der Jugend populärer machen, bei der seine Sympathiewerte nicht berauschend sind.

Dies wird im Allgemeinen auf seinen Ruf als hartherziger und untreuer Ehemann Dianas zurückgeführt – ein Bild, das durch die weltweit erfolgreiche Netflix-Serie «The Crown» gerade noch einmal zementiert und bei einer neuen Generation verankert wurde.

Aber auch was diese privaten Dinge betrifft, hat Charles III. bisher alles richtig gemacht. Ausdrücklich erwähnt er in seiner ersten Fernsehansprache am Freitagabend Harry und Meghan – das Paar, das mit der Königsfamilie gebrochen hat und sich auch deshalb bei vielen monarchiefeindlich orientierten Leuten großer Beliebtheit erfreut. «Ich will auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen», sagt Charles.

Vielleicht wird ja doch noch alles gut – und es gibt ein Happy End.

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