Filmstar Cate Blanchett hat nach eigenen Worten kein Interesse daran, Kunst für politische Zwecke zu nutzen. «Ich finde nicht, dass künstlerische Praxis ein Erziehungsmittel ist», sagte die 53-Jährige am Donnerstag in Venedig. «Ich bin nicht interessiert an Agitprop.» Bei den Filmfestspielen feiert am Donnerstagabend «Tàr» Premiere, in dem sie die Hauptrolle spielt.
Was mit einem Film passiere, sobald er draußen ist, sei die andere Sache, sagte Blanchett. «Nachdem das Ding gemacht wurde, kann es politisiert werden, verbreitet, diskutiert, Menschen können davon angeekelt sein, sich verletzt fühlen oder inspiriert. Aber das ist außerhalb unserer Kontrolle.»
Blanchett spielt in dem Wettbewerbsbeitrag von Todd Field eine Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker, deren Leben außer Kontrolle gerät. Nina Hoss verkörpert ihre Partnerin. Erst bei Pressekonferenzen zum Film sei ihr aufgefallen, dass Frauen im Zentrum des Films stehen, sagte die aus Australien stammende Schauspielerin. Das sei aber nicht der Grund gewesen, warum sie sich dafür interessiert habe – sondern, weil er sich «dringlich und unverzichtbar» angefühlt habe.
Gleichzeitig sei die Geschichte ein Märchen, sagte sie. «Es gibt bis heute keine Chefdirigentin im großen, ehrwürdigen deutschen Orchester.» Die Strukturen in der klassischen Musikwelt seien in dieser Hinsicht noch sehr patriarchisch.