Der britische Musiker Brian Eno hat sein jüngstes Projekt in der Berliner Philharmonie vorgestellt. Der 75-Jährige, einst Mitbegründer von Roxy Music, ist seit Jahrzehnten für seine musikalische Experimentierfreude bekannt. Mit dem Orchester Baltic Sea Philharmonic unter Kristjan Järvi präsentierte er am Dienstagabend «Ships» und andere Kompositionen. Dafür gab es viel Jubel und anhaltenden Applaus.
Das Projekt war erst am Samstag im Teatro La Fenice von Venedig uraufgeführt worden. Dort wurde Eno im Rahmen der Musik-Biennale mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Der britische Künstler gilt in der Szene seit Jahrzehnten als überaus experimentier- und innovationsfreudig. Mit Keyboard und Synthesizer prägte er bis zu seinem Ausstieg nach zwei Alben maßgeblich Sound und Stil von Roxy Music. Sein 1978 veröffentlichtes Album «Ambient 1: Music for Airports» markiert den Ausgangspunkt der Ambient-Welle.
Mulitimedia-Künstler
Eno ist mit minimalistischen, überwiegend instrumentalen Stücken ein Pionier dieser Musik. Als Soundtüftler arbeitete er über die Jahrzehnte für einzelne Songs, Alben und Projekte etwa mit den Talking Heads und U2 zusammen sowie mit Laurie Anderson, Coldplay, David Bowie, John Cale, David Byrne und Grace Jones. Seine Lichtinstallationen und Kunstwerke waren zu sehen bei der Biennale in Venedig, in St. Petersburg, Peking, Rio de Janeiro, Sydney und im Berliner Gropius Bau.
Das etwa 90-minütige «Ships»-Projekt, von Eno für Venedig entwickelt, ist eine orchestrale Adaption seines 2016 erschienenen Soloalbums «The Ship» im Ambient-Stil und weiterer Kompositionen. Für das Konzert sicherte er sich neben dem Orchester die Unterstützung des Schauspielers Peter Serafinowicz, des Gitarristen Leo Abrahams sowie des Multiinstrumentalisten und Software-Designers Peter Chilvers.
Erkältet im Hintergrund
Während das Orchester im vorderen Bereich der Bühne überwiegend stehend agiert, hat sich Eno für seine häufig instrumental eingesetzten Gesangsparts mehr im Hintergrund platziert. Bei den wenigen Ansagen entschuldigt er sich für eine Erkältung. Die veränderte Stimme solle bitte als neue Interpretation des Songs wahrgenommen werden.
Konzerte sind noch in Paris und Utrecht geplant. Die Musikerinnen und Musiker des Baltic Sea Philharmonic stammen aus zehn nordeuropäischen Ländern. Neben Auftritten beim Usedomer Musikfestival tourt das Orchester und geht für Aufnahmen ins Studio.