Der Aufsichtsrat der Internationalen Filmfestspiele hat die Berlinale nach der umstrittenen Bären-Gala in die Pflicht genommen. Die Berlinale müsse ein Ort bleiben, «der frei ist von Hass, Hetze, Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jeder Form von Menschenfeindlichkeit», heißt es in einem Beschluss des Aufsichtsrats der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB), zu denen auch die Berlinale gehört.
Während der Gala war der Nahostkonflikt mehrfach thematisiert worden. Zahlreiche Mitglieder aus Jurys sowie Preisträgerinnen und Preisträger forderten verbal oder mit Ansteckern einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. In Statements war auch die Rede von Apartheid im Zusammenhang mit der Situation in den von Israel besetzten Gebieten und von Genozid (Völkermord) mit Blick auf das Vorgehen der Armee in Gaza. Im Anschluss gab es zahlreiche Kritik bis hin zu Vorwürfen von Israelhass und Antisemitismus.
«Raum für politische Einordnung» erwünscht
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte den KBB-Aussichtsrat als Vorsitzende einberufen. An der Spitze der Berlinale stehen aktuell noch Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, im April übernimmt Tricia Tuttle die Leitung.
«Die persönliche Meinung einzelner Preisträgerinnen und Preisträger, die für ihr künstlerisches Schaffen ausgezeichnet wurden, kann nicht der Berlinale zugerechnet werden», heißt es im Beschluss des Aufsichtsrats. Für die Zukunft solle sichergestellt werden, «dass für Gäste und Preisträger einerseits Meinungs- und Kunstfreiheit innerhalb des grundgesetzlich geschützten Rahmens gewährleistet bleiben, dass für die Berlinale andererseits aber Raum für politische Einordnung und Gegenrede bleibt».
Der Aufsichtsrat respektiert der Mitteilung zufolge «die unabhängigen Entscheidungen der Jurys als Teil der kuratorischen Verantwortung». Gleichzeitig werden Überlegungen Tuttles zu organisatorischen Veränderungen begrüßt, «insbesondere zum Aufbau eines starken Leitungsteams». Dies solle schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden.