Die Bestsellerreihe „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins erfreut sich weltweit großer Beliebtheit, mit über 100 Millionen verkauften Exemplaren, so der Hamburger Oetinger-Verlag. Die zugehörigen vier Filme generierten zudem mehrere Milliarden Dollar an Einnahmen.

Nun wird die Geschichte um die Hungerspiele von Panem fortgesetzt. 17 Jahre nach dem ersten Erscheinen von „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ bringt Collins ein neues Kapitel heraus. Dieses Mal wird die Vergangenheit erneut erkundet, ähnlich wie im vierten Band, der sich mit dem jungen Coriolanus Snow beschäftigte.

Der fünfte Band, „Die Tribute von Panem L – Der Tag bricht an“, konzentriert sich auf die 50. Hungerspiele und spielt 24 Jahre vor dem ersten Auftreten von Katniss Everdeen und Peeta Mellark in der Arena.

Hungerspiele zur Machterhaltung

Die zentralen Themen der „Tribute von Panem“-Reihe sind die Hungerspiele, die im Kapitol, der Hauptstadt Panems, ausgetragen werden. Diese tödlichen Spiele dienen dazu, die Macht des Kapitols und von Präsident Coriolanus Snow zu festigen und sind vergleichbar mit den Gladiatorenkämpfen im antiken Rom.

Hier kämpfen jedoch Kinder aus den zwölf Distrikten Panems um ihr Überleben. Jedes Jahr werden während der „Ernte“ ein Junge und ein Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren aus jedem Distrikt ausgewählt, die dann in der Arena gegeneinander antreten müssen, wobei nur einer als Sieger hervorgehen kann.

Haymitch Abernathy als Tribut der 50. Spiele

Im neuen Band wird die Geschichte aus der Perspektive von Haymitch Abernathy erzählt, der später Katniss und Peeta als Mentor zur Seite stehen wird. Er wird als eines von 48 Tributen aus den zwölf Distrikten zum Kapitol geschickt, um am 50-jährigen Jubiläum der Hungerspiele teilzunehmen. Das Ende der Geschichte ist bereits bekannt, da die Lesenden wissen, dass Haymitch als Sieger hervorgehen wird.

Trotzdem ist das Lesen lohnenswert, denn Collins gelingt es, Haymitchs Geschichte emotional und unterhaltsam zu gestalten. Haymitch arbeitet hart, liebt seine Freundin Lenore und hat Pläne für die Zukunft. Doch als die Tribute für die Hungerspiele aus Distrikt 12 ausgewählt werden, gerät die Situation außer Kontrolle und er wird als viertes Tribut zum Kapitol geschickt.

Ähnlichkeiten zu vorherigen Bänden

Ab diesem Punkt gibt es viele Parallelen zu den vorherigen Büchern: Die Jugendlichen müssen sich in der Arena nicht nur gegen ihre Mitbewerber, sondern auch gegen mutierte Tiere und künstlich geschaffene Naturkatastrophen behaupten. Der Überlebenskampf wird sowohl im Kapitol als auch in den Distrikten verfolgt, und wer gut ankommt, erhält Unterstützung von „Sponsoren“. Der Überlebenskampf wird packend beschrieben, und die dabei entstehenden Freundschaften sind nachvollziehbar.

Der Jugendroman gewinnt an Tiefe, wenn die emotionalen Verstrickungen deutlicher werden. Es wird klarer, warum Snow grausam ist und weshalb Haymitch nach seinem Sieg in den Alkohol flüchtet und Nähe meidet.

Erweiterung des Panem-Universums

Katniss‘ und Peetas spätere Betreuerin Effie Trinket wird eingeführt, und es gibt viele weitere Verbindungen und Entwicklungen, die vor allem Fans von Panem ansprechen dürften. So wird die Geschichte des Panem-Universums abgerundet, auch wenn sie vorher nicht vermisst wurde.

Wie in den Vorgängern thematisiert Collins erneut die Kluft zwischen Arm und Reich und die damit verbundenen Emotionen wie Wut, Angst, Auflehnung und Verzweiflung. Sie beleuchtet die Grausamkeit von Diktaturen sowie den Wert von Freundschaften und Allianzen. Collins zeigt, dass Gegensätze nicht zwangsläufig im Widerspruch zueinander stehen müssen und dass Vorurteile oft beim genaueren Hinsehen zerfallen.

Wenn unerwartete Hilfe kommt, wird deutlich, dass Unterdrückung und Frustration in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommen. Auch die Macht von manipulierten Bildern wird erneut aufgegriffen.

Insgesamt ist „Die Tribute von Panem L – Der Tag bricht an“ weniger komplex als seine Vorgänger, was jedoch nicht negativ ist. Im Gegenteil, das spannend geschriebene und leicht lesbare Buch lässt sich fast wie im Rausch lesen, obwohl die Lesenden bereits mit dem Drehbuch vertraut zu sein scheinen.


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