Günther Uecker, ein bedeutender Künstler, wird heute 95 Jahre alt. Der aus Mecklenburg stammende Universalkünstler, der seit rund 70 Jahren in Düsseldorf lebt, hat mit seiner einzigartigen Nagelkunst die Kunstgeschichte geprägt. Seine Werke, die lange Zimmermannsnägel verwenden, verwandeln Leinwände und Alltagsgegenstände in rhythmisch wogende Reliefs, Spiralen und Kreise, die er als „Empfindungswerte aus der Zeit“ bezeichnet.
Unermüdlicher Schaffensdrang
Obwohl Uecker nun im hohen Alter ist, bleibt sein Tatendrang ungebrochen. Der Künstler hat zahlreiche Länder bereist und seine Botschaften des Friedens in viele Winkel der Welt getragen. Im Mai plant er eine Ausstellung in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Sein Sohn Jacob berichtet, dass Uecker fest entschlossen ist, dorthin zu reisen.
Kulturelle Einflüsse weltweit
Uecker, der auch in Ländern wie China, Russland, Ägypten und dem Iran tätig war, ließ sich nie von politischen oder sozialen Umständen einschränken. 1986 malte er Aschebilder nach der Tschernobyl-Katastrophe und setzte sich für die Rechte der Navajo-Indianer ein. Eine ursprünglich für 1994 geplante Ausstellung in Peking wurde abgesagt, doch 2007 durfte sein Zyklus „Brief an Peking“ für eine Woche gezeigt werden.
Ein Künstler mit tiefem Gefühl
Ueckers künstlerisches Schaffen geht über die Nagelkunst hinaus; er hat auch mit Materialien wie Papier, Holz, Stoff, Stein, Asche, Sand und Glas gearbeitet. Im Dezember wurden von ihm entworfene Fenster im Schweriner Dom eingeweiht, was für ihn einen emotionalen Heimkehrmoment darstellte. Er erinnert sich daran, wie er während des Zweiten Weltkriegs sein Haus mit Nägeln sicherte, um seine Familie zu schützen, und sieht im Nagel eine symbolische Verbindung zu seiner künstlerischen Identität.
Soziale Verantwortung und Großzügigkeit
Uecker wird nicht nur für seine Kunst geschätzt, sondern auch für sein Engagement. Er spendete den Erlös einer versteigerten Nagelarbeit an die Kirchengemeinde in Rerik, wo er zur Schule ging, und stiftete kürzlich zwei Prägedrucke zur Erinnerung an die Jüdin Lilli Marx. 2023 errichtete er in Weimar ein Mahnmal für die Opfer des Konzentrationslagers Buchenwald.
Ein Blick zurück
Ueckers künstlerischer Werdegang ist eng mit der ZERO-Gruppe verbunden, der er 1961 beitrat. Diese Gruppe, die für eine futuristische Kunst stand, prägte seine frühen Jahre. Anlässlich seines 95. Geburtstags hat die ZERO Foundation eine kleine Ausstellung in seinem ehemaligen Atelier organisiert, in der Freunde und Wegbegleiter ihre Gedanken und Erinnerungen an Uecker teilen.
Ein Leben voller Kreativität
Uecker, der von Zen-Buddhismus beeinflusst ist, bleibt trotz seines Erfolges bodenständig. In seinem Atelier, das er als „Familienbetrieb“ bezeichnet, arbeitet er weiterhin an neuen Kunstwerken, darunter große Aquarelle von 300 mal 150 Zentimetern. Er äußert den Wunsch, alt zu werden und weiterhin kreativ zu sein.
„Das Eigentliche ist noch nicht getan“, sagt Uecker und lässt damit Raum für interpretiertes Verständnis, während er in seinem Atelier an neuen Projekten arbeitet.