Mit expliziten Nackt- und Ekel-Szenen hat dieser Film schon vor der Veröffentlichung für Wirbel gesorgt. Nun startet «Saltburn» von Emerald Fennell auch in Deutschland. Die britische Oscar-Preisträgerin erzählt in ihrem zweiten Spielfilm von einem jungen Mann, der sich in die britische High Society einschleicht und dabei immer obsessiver wird. Verkörpert wird der Protagonist auf meisterhafte Weise von Barry Keoghan. Der 31-jährige Ire ist aus «The Banshees of Inisherin» bekannt.
«Saltburn» (bei Amazon Prime Video) ist ein wilder und unterhaltsamer Film voller unerwarteter Plot-Twists und mit psychologischer Tiefe. Sozialkritik, Thriller, Komödie und Drama vermischen sich auf originelle Weise. Darin ähnelt er Fennells Debüt-Spielfilm «Promising Young Woman», für das die 38-Jährige einen Oscar (Bestes Originaldrehbuch) erhielt.
Eine zweite Hauptrolle spielt Jacob Elordi, der für seine Rolle in der Hit-Serie «Euphoria» bekannt wurde und bald im neuen Film von Sofia Coppola als Elvis Presley zu sehen sein wird. Carey Mulligan – viel gelobte Protagonistin aus «Promising Young Woman» – hat eine amüsante Nebenrolle.
Im Fokus steht Oliver (Keoghan), der mit Stipendium an der Oxford-Universität studiert und eine Faszination für seinen aristokratischen Kommilitonen Felix (Elordi) entwickelt. Felix lädt Oliver ein, den Sommer mit ihm und seiner Familie auf dem opulenten Familiensitz Saltburn zu verbringen. Im gotischen, verwinkelten Herrenhaus angekommen, zieht Oliver die verschiedenen Familienmitglieder in seinen Bann. Er will unbedingt dazugehören und schafft das mit erstaunlichen Mitteln.
Sein irritierendes, besessenes Verhalten findet in drastischen Szenen Ausdruck. So leckt er einmal den Ausfluss der Badewanne, in der Felix gerade noch lag. An anderen Stellen tanzt er nackt durch die vielen verwinkelten Zimmer des Hauses, hat Sex mit Felix‘ menstruierender Schwester oder wird von einem Grab sexuell erregt.
Doch Fennell (auch bekannt als Schauspielerin aus «The Crown» in der Rolle der jüngeren Camilla Parker Bowles) schafft es, dass Olivers Handlungen nie nur absurd, sondern auch folgerichtig wirken.
Ohnehin könne sie sich mit ihrer Hauptfigur identifizieren, sagte sie der dpa. «Unser gesamtes Leben gehen wir an Orte und hoffen, dass die Leute uns für witzig oder klug oder charismatisch oder sexy oder schön oder interessant halten. Wir alle wollen das, unser menschlicher Antrieb ist es, mit den Menschen in Verbindung zu treten, in gewissem Maße attraktiv zu sein. Und in dieser Hinsicht ist Oliver nichts Außergewöhnliches.»
Über ihre künstlerische Motivation sagte sie: «Ich mag Dinge, die ausdrucksstark sind, ich liebe die griechische Tragödie und die Oper und die Art des überhöhten Geschichtenerzählens.» Das merkt man «Saltburn» an – im besten Sinne.